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Vier hochklassige Partien und am Ende ein würdiger Sieger

Das Final4 der Frauen im Rückblick

01.05.2012 - 10:23 Uhr

Einen "klaren" Favoriten wollte vor dem Beginn des Final 4 im DHB-Pokal der Frauen keiner der Beteiligten nennen, als leichte Außenseiter gingen allerdings Oldenburg und Leverkusen in ihre Halbfinals - und setzten sich durch. "Mit einem Finale zwischen Oldenburg und Leverkusen hat wohl niemand gerechnet", blickte auch Oldenburgs Trainer Leszek Krowicki nach dem von 2.200 Zuschauern verfolgten Endspiel auf das Frauen Final 4 zurück. Sein Team holte sich am Ende den Titel, weil es "fantastisch gekämpft hat". Aber nicht nur beim Sieger herrschte Zufriedenheit - eine perfekte Organisation, ein buntes Rahmenprogramm sowie hochklassige und spannende Partien sorgten in Göppingen in Verbindung mit lautstarken Fans für eine beeindruckende Atmosphäre.

Leszek Krowicki entschuldigte sich zum Anfang der Pressekonferenz, dass ihm die Freude noch nicht richtig anzusehen sei. Das Turnier hatte den routinierten Trainer des VfL Oldenburg "emotional viel Kraft gekostet", erläuterte er. Schon das erste Halbfinale war ein echter Krimi und für die mitgereisten Fans beider Mannschaften eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Oldenburg hatte einen guten Start und führte bereits mit vier Toren (7:11), dann kippte jedoch die Partie und der HCL zog selbst auf fünf Tore davon. "Wir haben neun Minuten vor Schluss mit fünf Toren geführt und hatten das Spiel unter Kontrolle. Dann haben wir das Konzept verloren, gegen eine offensive 6:0 haben wir das nicht gelöst bekommen. Dazu kam, dass Oldenburg in der schnellen Konterphase jede Chance verwandelt hat", analyisiserte Leipzigs Coach Stefan Madsen nach Spielende.

"Der Glaube, dass noch etwas drin ist, kam in der Phase, als Leipzig das Tempo rausgenommen hatte", blickte Leszek Krowicki auf die Aufholjagd, die sein Team von 23:28 noch zum 31:31 brachte. Für die Entscheidung musste dann das Siebenmeterwerfen sorgen. "Am Ende ist das einfach Glück und irgendjemand musste am Ende verwerfen", befand Katja Schülke und wollte das Aus keineswegs an dem verworfenen Strafwurf festmachen. "Wir müssen uns vielmehr fragen, wieso wir in den letzten zehn Minuten aufgehört haben, Handball zu spielen", so die Torhüterin des HCL. Auch Sabrina Neuendorf erklärte die Entscheidung am Ende zur Glückssache. Sie verwandelte den entscheidenden letzten Strafwurf und sorgte für den entsprechenden Jubel. "Wir haben im Spiel einige Siebenmeter verworfen und dann fackeln wir alle fünf rein", so ein überglücklicher Leszek Krowicki zum Finaleinzug.

Auch das zweite Halbfinale sollte beste Werbung für den Frauenhandball werden. Bayer Leverkusen erwischte zwar einen guten Start, dann jedoch sollten die Paraden von Jana Krause zunächst den Vorjahresfinalisten in die Vorlage bringen. Leverkusen holte sich die Führung aber wieder zurück. "Wir haben es irgendwann nicht mehr geschafft, bis zur Wurfchance zu kommen", erklärte BSV-Trainer Dirk Leun die erneute Wende und erklärte: "Wir waren in der Deckung zehn Prozent schwächer als Leverkusen." Seine Gegenüber Renate Wolf zeigte sich zufrieden: "Taktische Vorgabe war, dass wir ruhig spielen, keine Bälle verlieren und uns unsere Chance erarbeiten und nicht sinnlos den Ball aufs Tor rammeln. Das war die Aufgabe und das hat meine Mannschaft bis fast zum Schluss durchgezogen."

Der Sonntag lieferte somit zwei interessante Vergleiche. Im Spiel um den dritten Platz trafen mit Leipzig und Buxtehude zwei Teams aufeinander, die sich in den kommenden Tagen auch im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft gegenüberstehen werden. Die Teams lieferten sich das erwartete enge Spiel und am Ende musste auch hier die Entscheidung von der Siebenmeterlinie fallen - diesmal mit dem glücklicheren Ende für Leipzig. "Wir hatten ja gestern schon geübt, aber das war heute natürlich eine völlig andere Situation", blickte Stefan Madsen lächelnd auf das Siebenmeterwerfen. Seine Torhüterin Katja Schülke verwies erneut auf das Glück: "Gestern sind zwei Bälle von meinem Körper noch ins Tor gegangen, heute gingen zwei Würfe an den Pfosten." Buxtehudes Rückraumspielerin Jessica Oldenburg richtete den Blick auf die sechzig Minuten zuvor und befand: "Es war heute ein hochklassiges Spiel und es hat sich gezeigt, dass sich beide Mannschaften auf Augenhöhe befinden."

Auch das Finale zwischen Leverkusen und Oldenburg bot eine interessante Konstellation: Beide Teams hatten sich in der Vorwoche bereits im Viertelfinale der Meisterschaft duelliert - mit dem besseren Ende für Leverkusen. Oldenburg sann auf Revanche und hatte eine besondere Motivation: "Das Turnier war die letzte Möglichkeit um zu zeigen, was uns diese Saison ausgezeichnet hat", erklärte Leszek Krowicki. Zunächst aber gab Leverkusen das Tempo vor, legte in dem Kampf mit offenen Visier vor. "Wir haben am Anfang eine gute Führung herausgespielt", so Laura Steinach, die zur besten Spielerin des Final 4 gewählt wurde. Weder Steinbach noch die beste Torschützin der Finalrunde Denisa Glankovicova konnten aber verhindern, dass sich Oldenburg noch vor dem Seitenwechsel die Führung holte - auch weil Julia Renner, die am Ende als beste Torfrau ausgezeichnet wurde, nun groß auftrumpfte.

Im zweiten Abschnitt ging es im Gleichschritt bis zum 23:23, dann stellten fünf Treffer in Folge die Weichen für den Oldenburger Sieg. Leverkusen gab sich nicht auf, kämpfte sich noch einmal heran, doch am Ende reichte es nicht. "Wir haben vom Kopf her alles probiert, aber der Körper wollte am Ende nicht mehr", so das Fazit von Leverkusens Trainerin Renate Wolf, die anfügte: "Wir haben einen verdienten Pokalsieger, der Erfolg von Oldenburg geht in Ordnung." Auch Laura Steinbach gratulierte dem Gegner nach hochklassigen sechzig Minuten: "Am Ende haben wir die Kräfte verloren und Oldenburg hatte auch die bessere Torwartleistung", so die Nationalspielerin, die jedoch trotz aller Enttäuschung befand: "Wir können stolz auf uns sein, denn es hat im Vorfeld niemand mit uns gerechnet."

"Wir haben gestern und heute fantastisch gekämpft", lobte Leszek Krowicki unterdessen vor allem die Moral seines Teams, das sich in beiden Partien nicht von einem Rückstand irritieren ließ. "Wir sind einfach eine Pokalmannschaft und können uns auf solche Spiele besonders fokussieren", suchte Sabrina Neuendorf nach einer Erklärung, nannte die nach einer Umstellung verbesserte Deckung sowie die starke Renner im Tor als weiter Gründe und fügte an: "Vielleicht spielten auch die größeren Wechselmöglichkeiten eine Rolle." Sicher sei sie sich erst kurz vor Ende gewesen, verwies Neuendorf lächelnd auf das Halbfinale tags zuvor. Mit einem "Ich bin überglücklich" verabschiedete sich die Rückraumspielerin in Richtung Siegerehrung, wo sie aus den Händen von DHB-Präsident Ulrich Strombach den Pokal in Empfang nahm.

Quelle: hbf-info.de
Autor: Handball.de
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