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TuSEM ESSEN: Nur die Spieler glauben noch ans Wunder

Die TUSEM-Spieler jubeln nach dem Auswärtserfolg gegen NeuhausenZoom
Die TUSEM-Spieler jubeln nach dem Auswärtserfolg gegen NeuhausenFoto: Eibner-Pressefoto
18.04.2013 - 10:04 Uhr

Nach einer katastrophalen Hinrunde hat TuSEM Essen in die Spur gefunden. Der Abstieg scheint trotzdem unvermeidbar - genauso wie der Weggang des besten Spielers. 

Vorne hui, hinten pfui - so lautet die Bestandsaufnahme von TuSEM Essen. Das Spiel in Hamburg war der beste Beweis. 34 teilweise toll herausgespielten Toren standen 42 Gegentreffer gegenüber. Von Abwehr keine Spur. Dementsprechend deutliche Worte fand Essen-Trainer Christian Prokop (34): „Mit dem Tempospiel nach vorne können wir zufrieden sein. Aber nicht mit der gezeigten Aggressivität. Es gibt Trainingseinheiten, in denen wir mit mehr Aggressivität zu Werke gehen.“ Unnötige Ballverluste luden außerdem zu Gegenstößen ein. „Einige junge Spieler waren vielleicht etwas aufgeregt, weil sie noch nie in so einer beeindruckenden Arena gespielt haben“, glaubt Rechtsaußen Ole Rahmel (23). „Aber das Hauptproblem war, dass die Abwehr und das Zusammenspiel mit dem Torwart nicht funktioniert hat.“ Trotz aller Kritik: Der Aufwärtstrend ist weiterhin erkennbar. Mit dem Punktelieferant der Hinrunde haben die Essener nicht mehr viel gemeinsam. 

Bundesliga ist Gewöhnungssache 

Maik Handschke wurde als Trainer in der Saison von Christian Prokop abgelöstZoom
Maik Handschke wurde als Trainer in der Saison von Christian Prokop abgelöstFoto: Eibner-Pressefoto

Der Aufsteiger erlebte einen katastrophalen Saisonbeginn. 12 Spiele, 12 Niederlagen - so lautete die Bilanz des ehemaligen Trainers Maik Handschke (46). Nachfolger Christian Prokop sorgte für neue Impulse, vor allem aber für drei Siege gegen Balingen-Weilstetten, TV Neuhausen und GWD Minden. „Christians Philosophie ist ein schnelles und kreatives Spiel nach vorne“, erklärt Sportdirektor Stefan Krebietke (41). „Was bei Handschke etwas strukturierter war, ist nun lockerer und freier. Das kommt den jungen Leuten vielleicht entgegen.“ An dem Trainerwechsel alleine möchte Krebietke den Aufschwung allerdings nicht festmachen. „In der Hinrunde brauchten viele junge Spieler Zeit, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen. Die spielerische Qualität und die beeindruckenden Hallen sind etwas Neues.“ Mittlerweile scheinen sich die Spieler akklimatisiert zu haben. Sie kämpfen, sie kommunizieren miteinander, sie finden speziell im Angriff Lösungen. Der Klassenerhalt ist trotzdem in weiter Ferne. 6 Punkte fehlen bis zum rettenden 15. Tabellenplatz. Minden könnte den Vorsprung am Samstag gegen Melsungen sogar noch ausbauen.

Breuer bei Abstieg kaum zu halten? 

David BreuerZoom
David BreuerFoto: Eibner-Pressefoto

Immerhin die Akteure scheinen noch an ein Wunder zu glauben. „So lange es rechnerisch möglich ist, werden wir alles geben“, stellt Julius Kühn (20) klar. Trainer und Sportdirektor hingegen scheinen den Klassenerhalt bereits abgeschrieben zu haben. „Der Abstand ist groß. Man muss realistisch bleiben. Wir gucken daher auf den Punkto Weiterentwicklung, nicht auf den Klassenerhalt“, so Trainer Prokop. Laut Krebietke wäre ein Verbleib in der 1. Liga ein Wunder. Er glaubt nicht an Wunder - plant daher für Liga 2. Der aktuelle Saisonetat von 1,7 Millionen Euro dürfte eine Klasse tiefer nicht zu stemmen sein. Mit rund 500.000 Euro weniger wird geplant. Ob sich damit die Mannschaft zusammenhalten lässt? Vereinzelte Spieler haben ihre Qualität bewiesen. Besonders der rechte Rückraumspieler David Breuer (31), der zu den Top-15 Torjägern der Liga zählt. Erschwerend kommt hinzu, dass Breuer eine Option im Vertrag hat. „Wenn wir absteigen, würde der Vertrag möglicherweise auslaufen“, gab Kriebitz gegenüber Handball.de zu. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. „Wir führen Gespräche mit ihm. Er ist ein wichtiger Faktor für die Mannschaft, auch für das Innenleben“, so der Sportdirektor. Und trotzdem erscheint ein Verbleib unwahrscheinlich. 

Sicher den Verein verlassen werden zum Saisonende Linksaußen Felix Handschke (22) und Rückraumspieler Hannes Lindt (26). Viel Geld für Neuzugänge steht nicht zur Verfügung. „Wir scouten in unserem Umfeld“, erklärt Krebietke. „Speziell im Großraum Ruhrgebiet sind wir viel am beobachten. Wir müssen junge talentierte Jungs finden, die Bock haben, mit TuSEM etwas zu erreichen.“ Einen haben sie bereits gefunden: Jugendnationalspieler Rene Zobel (17) wurde für zwei Jahre verpflichtet, soll vorwiegend in der A-Jugend Spielpraxis sammeln und gelegentlich bei den Profis Einsätze bekommen. Ein bis zwei weitere Neuzugänge mit Perspektive dürfte es noch geben. Doch bis dahin steht noch ein wenig Bundesliga an. „Wir wollen zumindest nicht Letzter werden“, gibt Ole Rahmel als Minimalziel aus. Umso spannender dürfte das Heimspiel gegen den Vorletzten TV Großwallstadt kommende Woche Freitag (26. April) werden. 

Autor: Oliver Jensen
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