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Top-Torschütze der HSG Konstanz fällt nach Knie-OP länger aus

04.03.2015 - 12:59 Uhr

Riesengroß war der Jubel am Samstag nach dem doch eher unerwarteten 27:23-Triumph gegen den seit neun Spielen ungeschlagenen Tabellenführer SG Nußloch bei Fans und Spielern der HSG Konstanz. Nur ein Spieler hatte mit gemischten Gefühlen zu kämpfen. „Es war grausam zusehen zu müssen, das möchte ich nicht oft erleben. Es lähmt, nicht eingreifen und seinem Team nicht aktiv helfen zu können“, beschrieb der frisch am Knie operierte und sich auf Krücken durch die Halle schleppende Paul Kaletsch die vorangegangen 60 Minuten, die er so anders wahrgenommen hatte als die im Mitfiebern erprobte tobende Masse auf den Rängen und die in einen heißen Schlagabtausch mit dem bisherigen Spitzenreiter der 3. Liga verwickelten Akteure auf dem Spielfeld.
    
Das 22-jährige Rückraum-Ass der HSG Konstanz – mit derzeit 122 Treffern bester Konstanzer Torschütze, obwohl er in den beiden letzten Partien nicht mitwirken konnte – muss sich noch eine ganze Weile auf seinen nächsten Einsatz gedulden. Bis dahin in seiner zweiten Saison im HSG-Trikot kaum zu bremsen – denn auch nach zwei verpassten Spielen immer noch siebtbester Torschütze der Liga – war es ein kurzer Moment im Spiel in Heilbronn, der ihn vor die wohl größte Herausforderung seiner noch recht jungen Handballkarriere stellt, die bislang nur eine Richtung kannte: steil nach oben.

Der immer noch mit 48 verwandelten Siebenmetern bei 63 Versuchen viertbeste Schütze der Liga von der Siebenmetermarke setzte im Eins-gegen-Eins zu einer Körpertäuschung an – und verspürte sofort einen stechenden Schmerz im linken Knie. Drei Tage später die Diagnose: Meniskusriss und ein beschädigter Knorpel. Ein Schock nicht nur für Paul Kaletsch, sondern auch das gesamte junge HSG-Team. „Man rechnet einfach nicht damit, operiert werden zu müssen“, hatte er noch Hoffnung, ohne einen operativen Eingriff wieder schnellstmöglich auf das Parkett zurückkehren zu können. Zusammen mit Mannschaftsarzt Dr. Tobias Payer und Kniegelenkspezialist Dr. Richard Volz wurde aber, um weitere Schäden zu vermeiden, entschieden, doch zu operieren. Vor zwei Wochen fand der Eingriff statt.

„Das ist zwar bitter, aber die Vernunft hat gesiegt. Es musste einfach sein“, erklärt Paul Kaletsch. „Schon in der Zeit bis jetzt ging es mir nicht so toll. Das Knie fühlt sich zwar schon wieder ganz gut an, aber schon mehr als drei Wochen ohne Handball sind einfach nicht schön. Vom Verein spüre ich gar keinen Druck, doch ich selbst möchte natürlich der Mannschaft so schnell es geht wieder helfen“, weiß der vom Zweitligisten TV Hüttenberg an den Bodensee gewechselte Kaletsch um die Geduldsprobe, die er nun meistern muss. Durch die dreiwöchige Spielpause über Ostern möchte er ein Ziel allerdings nicht aus den Augen verlieren: Heimspiel der HSG Konstanz am 18. April gegen den TSV Friedberg – mit Paul Kaletsch auf dem Spielfeld. „Dafür werde ich alles tun. Natürlich weiß ich, dass ich schauen muss, wie schnell es tatsächlich geht – aber mein Ziel ist acht Wochen nach der Operation dieses Match“, gibt er sich kämpferisch und zuversichtlich, dass die Saison für ihn noch nicht beendet ist, „es wird in jedem Fall eine gute Spielzeit bleiben, aber noch ist sie nicht vorbei. Es wäre super, wenn ich meinem Team in der Endphase der Saison noch einmal helfen könnte.“

Es ist die erste schwere Verletzung und die erste Operation für den gebürtigen Licher. Ein Rückschlag für den im Konstanzer Team schnell zum Leistungsträger avancierten Politik- und Wirtschaftsstudenten. Und immer eine große Herausforderung für einen ehrgeizigen Sportler. Zum Glück hatte das Spitzenspiel gegen Nußloch ein Happy End für die HSG. „Ein sau wichtiger Sieg, auch für mein persönliches Ziel, mindestens den sechsten Platz zu holen und damit in der nächsten Saison im DHB-Pokal spielen zu können“, so Paul Kaletsch. Dass „seine Jungs“, wie er sagt, dafür alles tun, stehe außer Frage. Sie tun es auch für ihn. Eine besondere Geste, die ihn sehr rührte, ließen ihm seine Mitspieler im Moment des großen Triumphs nach dem Sieg gegen den Spitzenreiter zuteilwerden: Linksaußen Fabian Schlaich verbreitete aus der Kabine über Facebook ein Bild mit dem Trikot des Rückraumkanoniers und Genesungswünschen. Der Sieg wurde auch ihm gewidmet. Ein starkes Zeichen aus einer tollen Mannschaft, das ihm hilft, die schwere Zeit zu überstehen. „Ich wusste ja, dass er mit meinem alten Trikot spielt und habe gehofft, dass es Glück bringt. Es ist schön zu wissen, dass er immer hinter mir steht“, wollte sich ein gerührter Paul Kaletsch für die Aktion des Tages bedanken.

Bei der HSG Konstanz hoffen sie, dass es nach dem großen Jubel am Samstag auch ein baldiges Happy End für Paul Kaletsch gibt. Dass er an der Herausforderung weiter wächst und reift – und Hallensprecher Andi Löbe bald wieder nach spektakulären Toren wie dem Kaletsch-Kempa gegen Coburg in allerletzter Sekunde zum 19:18-Heimsieg brüllen kann: „Tooor für die HSG, Torschütze unsere Nummer 2, Pauuul…“ Dieser Moment, wenn die enthusiastischen HSG-Fans jenen Satz mit seinem Nachnamen ergänzen, fehlt ihm, der Tore, gelungene Pässe und Abwehraktionen selbst gerne lautstark und emotional feiert – aber auch den Fans. „Die Emotionen, das Spiel, der Adrenalinausstoß – all das brauche ich eben unbedingt, auch als Ventil“, macht Paul Kaletsch deutlich, was ihn in den nächsten Wochen antreiben wird, wenn es zunächst vorrangig mit Krafttraining, Fahrradfahren, Schwimmen und Krankengymnastik mit HSG-Physiotherapeut Marc Götz darum gehen wird, langsam wieder ganz der Alte zu werden. Ein harter Weg, auf dem man sich über jeden kleinen Schritt freuen müsse – und für die er alles gibt, so der 1,91 Meter große Top-Torschütze der HSG Konstanz. Eben wie auf dem Spielfeld auch.

Quelle: HSG Konstanz
Autor: Handball.de
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