Steffen Weinhold: Uns fehlen die Big Points

Steffen WeinholdZoom
Steffen WeinholdFoto: Eibner-Pressefoto
19.04.2013 - 11:57 Uhr

Am Sonntag steht das Viertelfinale der Champions League zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem HSV an. Das Hinspiel wird in der Flens-Arena ausgetragen. Handball.de Mitarbeiter Oliver Jensen sprach vor dem Nordderby mit Flensburgs Rückraumspieler Steffen Weinhold. 

Handball.de: Herr Weinhold, haben Sie die unglückliche Niederlage im Pokalfinale gegen den THW Kiel bereits verarbeitet?
Weinhold:
 “Natürlich haben wir uns sehr geärgert. Wenn man im Finale steht, möchte man auch gewinnen. Die Enttäuschung musste am Sonntagabend erstmal jeder mit sich selbst ausmachen. Aber wir spielen eine gute Saison, haben noch große Ziele. Diese ersten 15 Minuten in der zweiten Halbzeit dürfen nicht in unserem Kopf hängen bleiben.”  

Handball.de: Trotzdem spreche ich diese 15 Minuten noch einmal an: Warum haben Sie das Konzept verloren und mehrere Gegenstöße in Folge kassiert?
Weinhold:
 “Man muss dem THW Kiel Respekt zollen. Sie sind einfach super aus der Halbzeit gekommen. Uns fehlte im Angriff die Durchschlagskraft. Wir haben Würfe genommen, die wir eigentlich nicht nehmen dürfen. So haben wir den Gegner zu Gegenstößen eingeladen. Der Vorsprung war ganz schnell weg. Ab der 50. Minute funktionierte unser Angriff zwar wieder richtig gut. Aber wir konnten in der Abwehr kein Beton mehr anrühren.”  

Handball.de: Nun steht am Sonntag das sechste Spiel dieser Saison gegen den HSV an. Macht es Spaß, immer wieder gegen den gleichen Gegner zu spielen? 
Weinhold: “Das ist eine besondere Situation. Für die Fans ist es super, zwei Derbys mehr zu haben.” 

Handball.de: Und für die Spieler? 
Weinhold: “Wenn man weiß, worum es geht, ist es völlig nebensächlich, wie häufig man gegen einen bestimmten Gegner spielt. Jeder ist voll konzentriert und gibt alles.”

Steffen WeinholdZoom
Steffen WeinholdFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Ist es überhaupt noch möglich, den Gegner zu überraschen oder selber überrascht zu werden? 
Weinhold: “Wir haben uns natürlich schon häufig mit dem Spiel des HSV befasst. Das werden wir vor dem Wochenende erneut tun. Natürlich kennen beide Mannschaften den Gegner gut. Aber beide haben sicherlich noch die eine oder andere Überraschung parat.” 

Handball.de: In der Bundesliga gab es vergangene Woche ein Unentschieden gegen den HSV, im Pokal-Halbfinale gewann Flensburg erst in der Verlängerung. Bewegen sich Flensburg und Hamburg also auf Augenhöhe? 
Weinhold: “Auf jeden Fall. Beide Mannschaften haben einen guten Kader. In den Spielen sind Nuancen entscheidend.” 

Handball.de: Was ist die Stärke des HSV? 
Weinhold: “Der HSV hat einen breiten Kader mit 16 Top-Spielern. Das macht sie unberechenbar. An einem Tag kann Johannes Bitter das Tor vernageln, am nächsten Tag ist jemand im Angriff der entscheidende Mann. Sie sind schwer auszurechnen. Natürlich haben sie mit Domagoj Duvnjak einen Kopf, der sie immer und durch jede Spielsituation führt.” 

Handball.de: Ist es ein Vor- oder Nachteil, dass das Hinspiel zu Hause stattfindet? 
Weinhold: “Natürlich wäre es gut gewesen, das Rückspiel zu Hause zu bestreiten. Aber die Auswärtsfahrt ist zum Glück nicht sonderlich weit.” 

Handball.de: Würden Sie Ihre Mannschaft als Titelkandidat in der Champions League bezeichnen? 
Weinhold: “Erstmal wollen wir den HSV besiegen und nach Köln zum Final Four kommen.” 

Handball.de: Was fehlt Flensburg denn vielleicht noch zu einer Weltklasse-Mannschaft? 
Weinhold: “In der Spitze ist es sehr eng. Wir haben nun im DHB-Pokal drei Finalspiele hintereinander verloren. Uns fehlt es, in den entscheidenden Situationen die Big-Points zu machen.” 

Handball.de: In der Bundesliga ist Flensburg immer vorne mit dabei. Die bisher einzige Deutsche Meisterschaft liegt allerdings neun Jahre zurück. Wann wird es für die zweite Meisterschaft reichen? Weinhold: “Schwer zu sagen. Alleine schon vom Etat ist der THW Kiel jedes Jahr der Top-Favorit. Mit dem HSV, den Rhein-Neckar Löwen und den Füchsen Berlin gibt es weitere gute Mannschaften. Eine große Rolle spielt, wie sehr die Mannschaften vom Verletzungspech betroffen sind. Unser Ziel ist es, eine gewisse Konstanz reinzubringen.”

Steffen WeinholdZoom
Steffen WeinholdFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Sprechen wir über Ihre Person: Sie kamen vergangenen Sommer von TV Großwallstadt nach Flensburg. Sowohl in Flensburg wie auch in der Nationalmannschaft zählen Sie mittlerweile zu den wichtigsten Leistungsträgern. Sind Sie von Ihrer Entwicklung selber ein wenig überrascht? 
Weinhold: “Es war mein Ziel, hier in Flensburg den nächsten Schritt zu machen. Bei dieser Mannschaft kann ich mich im täglichen Training weiterentwickeln. Und bei dieser Vielzahl der Spiele wächst man mit den Aufgaben.” 

Handball.de: Wie unterscheidet sich das Vereinsumfeld in Flensburg von dem in Großwallstadt? 
Weinhold: “Der größte Vorteil ist, dass man hier in Flensburg nach dem Training die Wäsche gewaschen bekommt (lacht).” 

Handball.de: Und abgesehen davon? 
Weinhold: “Hier ist einiges etwas professioneller. Wir haben auch die schönste Halle Deutschlands zum Handballspielen. Unsere Fans feuern uns bei jedem Spiel an. Aber ich habe mich auch in Großwallstadt sehr wohlgefühlt. Die Rahmenbedingungen waren auch dort gut.” 

Handball.de: Mit Ihrem Mannschaftskameraden Holger Glandorf haben Sie bereits bei der HSG Nordhorn zusammengespielt. Damals waren Sie noch sein Backup, heute begegnen sie sich auf Augenhöhe. Hat sich das Verhältnis untereinander dadurch verändert? 
Weinhold: “Nein, das persönliche Verhältnis hat sich nicht verändert. Natürlich war das damals noch eine andere Konstellation. Aber charakterlich ist er mir damals genauso begegnet wie heute. Das spricht für ihn.” 

Handball.de: Ihr Vertrag in Flensburg läuft bis 2014. Wann wird der Vertrag verlängert? 
Weinhold: “Darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Schließlich läuft der Vertrag noch lange genug.” 

Handball.de: Sprechen wir abschließend noch einmal über die Nationalmannschaft. In der EM-Qualifikation sind zwei Siege gegen Israel und Montenegro notwendig, um 2014 in Dänemark dabei zu sein. Wie blicken Sie dieser Aufgabe entgegen? 
Weinhold: “Es ist etwas schwierig, dass diese beiden Spiele nach der Saison stattfinden. Jeder, der nach dem letzten Saisonspiel zur Nationalmannschaft kommt, muss dann voll bei der Sache sein. Besonders das Spiel in Montenegro wird ein heißer Tanz. Die Zuschauer auf dem Balkan machen viel Lärm. Das wird nicht einfach.” 

Handball.de: Ist es überhaupt möglich, sich im Spiel von dem Gedanken freizumachen, dass die Teilnahme an der Europameisterschaft auf dem Spiel steht? 
Weinhold: “Der Druck ist groß. Aber vielleicht geht dadurch jeder noch konzentrierter an die Aufgabe heran und kann noch 10 Prozent mehr aus sich herausholen.” 

Autor: Handball.de
Diesen Beitrag im Forum diskutieren



Der Handball.de Vereinsrabatt

Zurück