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Steffen Weinhold: Ein neuer Held in der Nationalmannschaft

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Steffen WeinholdFoto: Eibner-Pressefoto
20.01.2013 - 12:11 Uhr

Vor der Weltmeisterschaft stand Steffen Weinhold noch im Schatten der großen Namen. Roggisch, Heinevetter, Haaß & Co. erhielten die Aufmerksamkeit der Medien und Fans. Mit seinem starken WM-Einstand gegen Brasilien hat sich die Situation verändert. In der 11. Minute eingewechselt, erzielte der Linkshänder sieben Tore und wurde zum “Man of the Match” gekürt. Auch im letzten Vorrundenspiel gegen Frankreich trug er vier Tore zum Sieg bei.

Trotz des WM-Troubles bleibt er stets gelassen. “Der größte Unterschied ist einfach, dass hier etwas weniger Fans als in der Bundesliga in der Halle sind, aber dafür umso mehr Medienvertreter“, lautete sein Kommentar nach dem ersten Vorrundenspiel. Eine gewisse Anspannung vor WM-Beginn streitet er nicht ab. Doch er hielt sich vor Augen „dass es trotzdem nur ein Handballspiel ist.“ Das Spiel, das er fast sein ganzes Leben spielt. 

Seine Karriere begann bei den Mädchen 

Ursprünglich war Steffen Weinhold ein begeisterter Fußballer. Lediglich seine Schwester spielte Handball. “Es gab einen Verein, wo beides in der gleichen Zeit möglich war”, erinnert er sich. “Meine Mutter konnte uns beide dort abgeben und hatte drei Stunden Ruhe.” Eines Tages fiel das Fußballtraining aus. Um nicht herumsitzen zu müssen, machte der damals 6-jährige Steffen bei den Handballerinnen mit. “Damals hatte das nicht allzu viel mit Handball zu tun”, gibt er heute zu. “Wir sind auf Trampolinen rumgesprungen und hatten einfach nur Spaß. Zuhause sagte ich, ich will da auch gerne in den nächsten Wochen hin.” 

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Steffen WeinholdFoto: Eibner-Pressefoto

Einige Tage trainierte er bei den Mädchen mit, dann suchte er nach gleichgesinnten Jungs. “Relativ schnell trommelte ich eine Jungen-Mannschaft zusammen, indem ich all meinen Freunden erzählt habe, wie viel Spaß es macht”, erzählt er weiter. Fast seine komplette Kindheit und Jugend betrieb er Fußball und Handball gleichzeitig. Dass sein Talent im Hallensport liegt, war offensichtlich. Durchlief er doch sämtliche Auswahlmannschaften des Bezirks, des Bayrischen Handball-Verbandes (BHV) und sogar des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Mit 15 Jahren, als er vom TSV Zirndorf zum HC Erlangen wechselte, verschrieb er sich ganz dem Handball. Sein Debüt in der 2. Liga gab er bereits mit 17 Jahren. 

Sein Potential galt bereits damals als riesig. Besonders seine Flexibilität - er ist als Mittelmann, als rechter Rückraumspieler und als Rechtsaußen einsetzbar - wurde geschätzt. Eine Charaktereigenschaft jedoch war ihm hinderlich: Seine Heimatverbundenheit. Steffen Weinhold hätte am liebsten sein ganzes Leben in der fränkischen Heimat verbracht. Selbst als der HR Erlangen aus der 2. Liga abstieg, jeder andere Jungprofi sich schnellstmöglich einen neuen Arbeitgeber gesucht hätte, zögerte Weinhold. Der Wechsel zur HSG Nordhorn im Jahre 2007 fiel ihm schwer. “Ich tat es, um mir später nicht vorwerfen zu müssen, es nicht ausprobiert zu haben”, gab er im Nachhinein zu. 

Es war die richtige Entscheidung: In Niedersachsen erlebte seine Karriere einen Schub. Zwar war er 18 Monate lediglich der Ersatzmann von Holger Glandorf. Doch als dieser aus finanziellen Gründen abgegeben wurde, war Weinhold im rechten Rückraum gesetzt. Zudem feierte er 2008 den EHF-Pokalsieg. Nur aufgrund der Vereinsinsolvenz folgte 2009 der Wechsel zum TV Großwallstadt. Nach drei Jahren, als sein Vertrag ausgelaufen war, ging er schließlich in den hohen Norden zur SG Flensburg-Handewitt. 

Raffiniert oder raffgierig? 

Von seinen Mannschaftskameraden wird und wurde Steffen Weinhold überall “Raffi” genannt. “Meine Mutter nannte mich als Kleinkind so. Keine Ahnung, ob ich zu raffiniert oder zu raffgierig war”, erzählt er. Als es in der Mannschaft mehrere Steffens gab, schlug er vor, man könne ihn auch Raffi nennen. “Seitdem heiße ich nicht nur in der Familie so”, sagt Weinhold. 

In Flensburg hat er sich rundum gut eingelebt. “Hier läuft alles unglaublich professionell ab”, war sein erster Eindruck. Gewisse Anpassungsschwierigkeiten hat es trotzdem gegeben. “Jeder Spieler braucht Zeit. Daher müssen wir Geduld haben”, sagte Flensburg Trainer Ljubomir Vranjes im November zu den Neuzugängen Weinhold und Maik Machulla. 

Steffen Weinhold ist ein solider Arbeiter. Wird er gebraucht, ist er zur Stelle. Das zeigte sich besonders Ende des Jahres, als der SG Flensburg-Handewitt die Rückraumspieler ausgingen. Beim überragenden 35:29 gegen den THW Kiel, als Flensburg mit Thomas Mogensen, Holger Glandorf und Weinhold nur eine Rückraumachse aufweisen konnte, war er eine wichtige Stütze. Bald wird der gebürtige Fürther mit frischem Selbstvertrauen von der Weltmeisterschaft zurückkehren. Als neuer Held der Nationalmannschat, vermutlich auch als Hoffnungsträger der SG Flensburg-Handewitt.

Autor: Oliver Jensen
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