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SG Flensburg-Handewitt - Die Zeit der Understatements ist vorbei

Holger Glandorf beim WurfZoom
Holger Glandorf beim WurfFoto: Eibner-Pressefoto
19.08.2013 - 16:11 Uhr

Zweite Plätze stellen niemanden auf Dauer zufrieden. Bei der SG Flensburg-Handewitt verhält es sich nicht anders. Nach zwei Vizemeisterschaften in Folge soll nun der große Wurf gelingen. 

„Wir arbeiten daran, einen Titel nach Flensburg zu holen“, sagt Geschäftsführer Dierk Schmäschke (55). Auch die Spieler scheuen keine großen Ziele. Der serbische Neuzugang Drasko Nenadic ist der deutschen Sprache noch längst nicht mächtig. „Deutscher Meister“, konnte der 23-Jährige bei der ersten Pressekonferenz trotzdem bereits auf Deutsch sagen. Holger Glandorf (30) drückte sich etwas gewählter aus: „Wir wollen weiterhin oben mitspielen. Sollte es die Möglichkeit geben, ganz nach oben zu gelangen, möchten wir das natürlich wahrnehmen. Unsere Eingespieltheit und unsere mannschaftliche Geschlossenheit sind ein Plus.“ Trainer Ljubomir Vranjes ist kein Freund der großen Worte. Doch selbst er gibt zu: „Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, ist alles drin.“ Die Zeit der Understatements scheint in Flensburg endgültig vorbei zu ein. 

Fragezeichen hinter dem linken Rückraum 

Lars KaufmannZoom
Lars KaufmannFoto: Eibner-Pressefoto

Die SG Flensburg-Handewitt hat allen Grund zum Selbstvertrauen. Während beim HSV Hamburg und THW Kiel ein Umbruch stattfindet, blieb bei der SG der Mannschaftskern erhalten. „Bis auf die linke Rückraumposition habe ich eine eingespielte Mannschaft“, sagt Vranjes zufrieden. Tatsächlich steht lediglich hinter dieser Position ein Fragezeichen. Der wurfstarke Petar Djordjic (22) ist zum HSV gewechselt. Lars Kaufmann (31) laboriert noch an seiner Knieverletzung. „In den ersten drei Monaten der Saison rechne ich nicht mit seiner Rückkehr“, so Vranjes. Daher liegt die Last auf Neuzugang Drasko Nenadic. Der 23-jährige Serbe hat allerdings noch keinerlei Erfahrung in der Bundesliga. „Ich sehe kein Problem. Wir werden den Ausfall von Kaufmann kompensieren“, gibt sich Vranjes gelassen. 

In dem Nachwuchs liegt die Kraft

Ljubomir VranjesZoom
Ljubomir VranjesFoto: Eibner-Pressefoto

Überhaupt setzt die SG Flensburg-Handewitt verstärkt auf den Nachwuchs. „Wir suchen immer nach guten jungen Spielern aus Europa und aus der eigenen Jugend. Diesen Weg werden wir auch weiterhin gehen“, sagt Schmäschke. Das zeigt sich an den weiteren Neuzugängen: Rechtsaußen Bogdan Radivojevic (RK Partizan Belgrad) und Rückraumspieler Jim Gottfridsson (Ystads IF HF) sind 20 Jahre alt, Linksaußen Hampus Wanne (Önnereds HK) ist sogar erst 19 Jahre. 

Auch der eigene Nachwuchs drängt in die Bundesliga. Rechtsaußen Lukas Blohme (18) fehlt zwar noch die körperliche Stärke, gilt aber als großes Talent. Viel Potential scheint auch Rückraumspieler Michael Nicolaisen (18) zu haben. „Ich habe noch nie zuvor erlebt, dass ein Nachwuchsspieler im Training sofort so mitziehen kann“, sagt Vranjes voller Respekt. Der Trainer lässt durchblicken, dass die Nachwuchstalente schon bald in der Bundesliga debütieren könnten. „Ich habe kein Problem, all diese Spieler einzusetzen“, so der 39-Jährige. Damit dürfte er besonders Radivojevic gemeint haben. Seine Sprungkraft und sein großes Wurfrepertoire machen ihn bereits jetzt zu einem außergewöhnlichen Spieler. 

Sechs Millionen Euro sind die Grenze 

Die SG Flensburg-Handewitt ist in der Stadt sehr verankert. Der beste Beweis: Alle Sponsoren sind dem Verein treu geblieben. Auch der Dauerkartenverkauf läuft hervorragend. 4.408 Tickets wurden bis zum 12. August an den Mann gebracht - weit mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Sitzplatzkarten sind nur noch wenige erhältlich. Zu einem Riesen-Budget führt das trotzdem nicht: Mit rund sechs Millionen Euro steht der SG rund 50 Prozent weniger zur Verfügung als dem HSV und dem THW Kiel. Ein Ausbau des Etats bleibt auch in den kommenden Jahren unrealistisch. „Diese Summe ist eine Grenze, die es hier in Flensburg gibt“, so Schmäschke. 

HANDBALL.DE meint: Die große Stärke der SG Flensburg-Handewitt ist die Eingespieltheit. Sollte Hamburg und Kiel der Umbruch Schwierigkeiten bereiten, ist Flensburg ein ganz heißer Meisterkandidat. 

Autor: Oliver Jensen
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