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Oliver Roggisch: Ein Fels in der Abwehr

Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar LöwenZoom
Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar LöwenFoto: Rhein-Neckar Löwen
17.06.2012 - 16:31 Uhr

Er gilt als Abwehrspezialist, als Haudegen und als Motivator. Oliver Roggisch (33) hat sich in der Bundesliga und der Nationalmannschaft einen Namen gemacht. Sogar unter seinen Mitspielern gibt es richtige Fans von ihm. 

 “Er ist mein Vorbild”, verrät sein Nationalmannschaftskollege Patrick Wiencek. “Ich fand es schon immer beeindruckend, wie er in der Abwehr stand und die Leute motiviert hat.” Seine Härte auf dem Spielfeld brachte ihm den Spitznamen “The Rogg” ein. Oliver Roggisch nimmt das mit Humor: “Meine Mitspieler machen sich manchmal lustig darüber und ziehen mich auf. Aber ich habe mich daran gewöhnt.” 

 Auf dem Spielfeld macht sich niemand über ihn lustig. Sein Kampfgeist ist einzigartig. Bei der Handball EM in Serbien lief er sogar mit einer gebrochenen Nase auf. Und zwar ohne Gesichtsmaske, wie sie bei Fußballspielern üblich ist. “Wenn ich mit Maske spielen dürfte, würden die anderen Spieler sehen, was los ist. Dann krieg ich erst recht eine drauf. Daher macht das keinen Sinn“, lautete sein Kommentar. Selbstverständlich hielt ihn seine Blessur nicht davon ab, sich leidenschaftlich in jeden Zweikampf zu stürzen. „Solche Typen braucht eine Mannschaft“, sagte Bundestrainer Martin Heuberger anerkennend. 

Hartnäckigkeit zahlt sich aus 

Emotionen, Leidenschaft, Schnelligkeit und Härte - diese Aspekte faszinieren Oliver Roggisch am Handball. Sein Vater spielte bereits in der Regionalliga. Schon als 4-Jähriger begleitete er ihn zum Training und wollte nur eins: mitspielen. Eigentlich wäre er selbst für die G-Jugend noch zu jung gewesen. “Aber ich bin immer wiedergekommen. Irgendwann durfte ich mitmachen. Ich war eben hartnäckig”, erinnert er sich. 

Seine Karriere verlief wie im Bilderbuch. Bereits mit 17 debütierte er in der Bundesliga. “Auch in jungen Jahren ist Disziplin ganz wichtig”, verrät er sein Erfolgsgeheimnis. “Dazu gehört auch die Ernährung. Man sollte sich wie ein Sportler verhalten. Außerdem braucht man Trainer, die einen richtig fördern.” Von TuS Schutterwald wechselte Roggisch im Jahre 2000 zu Frisch Auf Göppingen. Seine weiteren Stationen waren TUSEM Essen und der SC Magdeburg, bevor er 2007 zu den Löwen kam. Zwei EHF Pokalsiege und der Weltmeistertitel im eigenen Land sind seine größten Erfolge. 

Nach der WM 2011 in der Kritik

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Oliver Roggisch von den Rhein-Neckar LöwenFoto: Rhein-Neckar Löwen

Doch es gab auch Tiefpunkte. Besonders nach der Weltmeisterschaft 2011 geriet der Kreisläufer in die Kritik. Skeptiker sagten ihm das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere voraus. “Ich spiele in der Bundesliga, seit ich 17 bin. Dass es dann irgendwann mal Schwankungen gibt, ist klar“, sagte er gegenüber Sport 1. „Im letzten Jahr hatte ich Bandscheibenprobleme und habe nicht so trainiert, wie ich mir das selber vorgestellt habe. Man muss auch ehrlich sagen: Ich habe nicht gut gespielt.“ Er hat sich daraufhin selbst aus dem Tief herausgekämpft, an seiner Fitness gearbeitet und ganz nebenbei neun Kilogramm abgenommen. 

„Der Trainerwechsel hat mir auch in die Karten gespielt, weil ich eine neue Chance bekommen habe“, gibt er zu. Guðmundur Guðmundsson hat größtes Vertrauen in Oliver Roggisch, der das mit konstanter Leistung zurückzahlt. Auch bei Martin Heuberger genießt er einen hohen Stellenwert. Der Beweis ist die Kapitänsbinde, die er vom zurückgetretenen Pascal Hens übernahm. Entsprechend selbstbewusst äußert sich Roggisch über seine Ziele: „Ich möchte mit den Rhein-Neckar Löwen einen Titel gewinnen. Auch mit der Nationalmannschaft wollen wir wieder am Erfolg schnuppern. Ein Halbfinale bei einem Großturnier wäre mit dieser jungen Mannschaft ein großer Erfolg.“ 

Immer in Aktion 

Oliver Roggisch ist gerne aktiv. Auch in seiner Freizeit liebt er die Action. Kürzlich hat er sich eine Harley Davidson gekauft, mit der er über die Straßen von Mannheim saust. “Motorradfahren ist eine Leidenschaft von mir”, gibt er zu. Aber auch der Sport kommt an freien Tagen nicht zu kurz. Skifahren, Basketball und Tauchen zählen zu seinen Hobbys. “Wäre ich nicht Handballspieler geworden, wäre ich vielleicht Tauchlehrer geworden”, schätzt er. Sein großer Traum ist es, einmal im Bikini Atoll tauchen zu gehen. “Die Amerikaner haben dort früher Atombomben getestet. Wegen der Verstrahlung waren die Menschen viele Jahre nicht dort. So ist ein richtiges Unterwasserparadies entstanden”, sagt er voller Vorfreude. Eins ist sicher: Oliver Roggisch dürfte auch nach Karriereende nicht langweilig werden. Allzu bald soll es aber nicht so weit sein. “Ich bin hoffentlich noch zwei Jahre, vielleicht sogar noch länger, dabei”, stellt er klar. 

Autor: Oliver Jensen
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