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Morten Olsen: "Hannover zählt zu den besten Mannschaften"

Morten Olsen beim SiebenmeterZoom
Morten Olsen beim SiebenmeterFoto: Eibner-Pressefoto
03.05.2013 - 13:10 Uhr

Der Aufschwung von TSV Hannover Burgdorf ist eng mit den Namen Morten Olsen verknüpft. Der 28-Jährige ist der momentan torreichste Rückraumspieler der Bundesliga. Im Sommer wird der Däne nach Frankreich wechseln. Mit Handball.de Mitarbeiter Oliver Jensen sprach Morten Olsen über den Saisonendspurt, seine Zukunft in Frankreich und seine Rolle in der dänischen Nationalmannschaft. 

Handball.de: Herr Olsen, letzte Saison ging es gegen den Abstieg, nun spielt Hannover um die internationalen Plätze. Wie ist das zu erklären?
Olsen:
 “Das ist für uns alle schwer zu erklären. Wir sind dieses Jahr einfach erfolgreicher und gewinnen die engen Spiele. Selbst wenn wir einmal mit fünf Toren hinten liegen, können wir das Spiel drehen. Natürlich haben wir zu dieser Saison auch viele starke Spieler hinzubekommen.”  

Handball.de: Seit wann ist Ihnen bewusst, dass Hannover nun eine echte Spitzenmannschaft ist? 
Olsen: “Seit dem Unentschieden in Hamburg.” 

Handball.de: Sie haben im Februar gegen den HSV 26:26 gespielt, die Partie aber über weite Strecken beherrscht. 
Olsen: “Genau. Da wurde mir klar, dass wir tatsächlich zu den besten Mannschaften zählen. Eine gute Hinrunde hat noch nicht viel zu heißen, die könnte auf einen guten Lauf zurückzuführen sein. Aber nach der WM-Pause ging unsere Erfolgssträhne weiter.” 

Morten Olsen beim Spiel gegen HamburgZoom
Morten Olsen beim Spiel gegen HamburgFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Auch wenn Sie den Verein zum Saisonende verlassen werden: Halten Sie es für möglich, dass sich Hannover langfristig oben festsetzen wird? 
Olsen: “Es ist schwer, sich unter den ersten 5 Top-Mannschaften zu etablieren. Aber Hannover dürfte immer zwischen Platz 6 und 10 dabei sein. Für die nächste Saison wurden tolle Spieler verpflichtet. Borut Mackovšek ist ein super Handballer. Er hat seine Qualität in der Champions League bereits bewiesen. Mit Nicolai Weber kommt außerdem ein starker Torhüter hinzu.“ 

Handball.de: Hannover-Burgdorf wurde zur Mannschaft des Jahres 2012 ernannt - noch vor den Fußballern von Hannover 96. Erlebt Hannover gerade einen Handball-Boom? 
Olsen: “Fußball hat natürlich eine besondere Bedeutung. Alle zwei Wochen kommen rund 40.000 Menschen in das Stadion. Aber auch wir haben nach der starken Hinrunde weitere Zuschauer hinzugewonnen.” 

Handball.de: In dieser Saison stehen noch Spiele gegen Magdeburg, Minden, Göppingen, Essen und Berlin auf dem Programm - wie beurteilen Sie das Restprogramm? 
Olsen: “Wir können alle fünf Spiele gewinnen. Zumindest werden wir das versuchen. 

Handball.de: In Berlin haben Sie Zum Abschluss der Hinrunde gewonnen. Am letzten Spieltag kommen die Füchse nun nach Hannover. Ist Hannover Favorit? 
Olsen: “Zu Hause sind wir auf jeden Fall Favorit. Wir haben seit dem Spiel gegen die Rhein-Neckar Löwen kein Spiel mehr vor heimischem Publikum verloren.” 

Handball.de: Das ist richtig. Seid dem 21. Oktober sind Sie zu Hause in der Swiss Life Hall unbesiegt. Auswärts hingegen haben Sie die beiden letzten Spiele verloren. Brauchen Sie die Unterstützung des Publikums, um erfolgreich zu spielen? 
Olsen: “Das Publikum ist super. Selbst wenn wir zurückliegen, stehen sie hinter uns. Dadurch sind wir umso motivierter, weiter zu kämpfen. Wir wissen, dass wir auch bei einem Rückstand letztendlich 2 Punkte holen können.” 

Handball.de: Und nun ist das internationale Geschäft das Ziel? 
Olsen: “Momentan sieht es jedenfalls gut aus. Wir stehen sieben Punkte vor Magdeburg, die allerdings noch ein Spiel mehr vor sich haben. Ich hoffe, dass der 6. Platz für Hannover reicht, um nächstes Jahr europäisch zu spielen.” 

Handball.de: Wie wichtig wäre es für Sie persönlich, sich mit so einem Erfolg aus Hannover zu verabschieden? Olsen: “Das wäre natürlich super. Wobei es schade ist, kommende Saison nicht mit dabei zu sein.”

Morten OlsenZoom
Morten OlsenFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Warum haben Sie sich dann für einen Wechsel nach Frankreich zu Saint-Raphael Var Handball entschieden? 
Olsen: “Ich bin ein Mensch, der gelegentlich neue Impulse braucht. Im Oktober werde ich 29 Jahre alt. Ich möchte in meiner Karriere neue Dinge ausprobieren, neue Erfahrungen sammeln. Die französische Liga ist sehr spannend und wird immer besser. Bevor ich irgendwann zurück nach Dänemark gehe, wollte ich das noch einmal erleben.” 

Handball.de: Hat es nicht auch lukrative Angebote aus Deutschland gegeben? 
Olsen: “Ein paar Angebote hat es natürlich gegeben. Aber wäre ich in Deutschland geblieben, hätte ich auch weiterhin für Hannover gespielt. Ich möchte nun einfach eine neue Liga und eine neue Sprache kennenlernen.” 

Handball.de: Wie gut sprechen Sie denn bereits Französisch? 
Olsen: “Ich kann gar kein Französisch (lacht).” 

Handball.de: Dann dürfte das eine lustige Angelegenheit werden. 
Olsen: “Wenn ich im August dorthin gehe, werde ich einen Sprachkurs besuchen oder Privatunterricht nehmen. Als ich nach Deutschland kam, habe ich auch diese Sprache schnell gelernt. Daher mache ich mir keine Sorgen.” 

Handball.de: Hannover kann aufgrund des geringen Etats keine üppigen Gehälter zahlen. Gehen Sie nicht vielleicht doch eher wegen des Geldes nach Frankreich? 
Olsen: “Nein. Für mich ist es eine viel größere Motivation, etwas Neues zu erleben. Bereits als Jugendlicher hatte ich den Wunsch, eines Tages in Frankreich zu spielen. Mit Geld hat das nichts zu tun.” 

Handball.de: Welchen Eindruck haben Sie aus der Ferne von der französischen Liga? 
Olsen: “In der Liga spielen viele gute Mannschaften. Paris gehört zu den besten in Europa. Hinzu kommen vier oder fünf weitere Teams mit ebenfalls sehr viel Qualität. Nur in den unteren Tabellenregionen steckt in der Bundesliga womöglich mehr Qualität als in der französischen Liga.” 

Handball.de: Und wie ist Saint-Raphael Var Handball einzuschätzen? 
Olsen: “Ich hoffe, dass sich die Mannschaft für Europa qualifizieren kann. Momentan steht die Mannschaft auf Platz 6.” 

Handball.de: Sie sind der torreichste Rückraumspieler der Bundesliga. Verraten Sie uns abschließend Ihr Erfolgsgeheimnis? 
Olsen: “Ich bin schon immer ein Spielmacher gewesen, der häufig auf das Tor wirft und die 1-gegen-1 Situationen sucht. Sicherlich habe ich mich in den drei Jahren in der Bundesliga stetig verbessert. Aber ein Erfolgsgeheimnis habe ich nicht.” 

Handball.de: Ist es nicht verwunderlich, dass Sie trotz aller Erfolge in der Nationalmannschaft nicht gesetzt sind? 
Olsen: “Leider habe ich bisher keine richtige Chance bekommen. Wenn man nicht über längere Zeit regelmäßig spielt, ist es schwierig, sich in dieser starken Nationalmannschaft zu etablieren. Wir haben einfach zu viele gute Spieler. Aber ich werde weiterhin kämpfen. Vielleicht werde ich eines Tages dafür belohnt.” 

Autor: Oliver Jensen
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