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Mit Piotr Chrapkowski bleibt der SC Magdeburg sich treu

14.12.2016 - 17:20 Uhr

Finn Lemke wechselt nach Melsungen. Das war bereits lange klar. Doch wer würde ihn in Magdeburg ersetzen? Darüber wurde in den letzten Wochen auch öffentlich viel gerätselt. Immer wieder fiel der Name Momir Rnic jr. Doch nun ist klar: der neue Hoffnungsträger heißt Piotr Chrapkowski.

 

Imposant seine Größe. Imposant auch seine Erfolge in den letzten Jahren. Champions League-Sieger mit Kielce. WM-Bronze mit Polen. Immer dabei. Immer aber auch etwas im Schatten der Stars. Mit Chrapkowski bleibt sich der SC Magdeburg treu. In den letzten Jahren wurden immer wieder Nationalspieler der großen Handballnationen verpflichtet. Zwar nicht die ganz großen Stars, sondern in der Regel die feste Zweitbesetzung oder Rollenspieler. In die zweite Kategorie kann man auch den 2,03-Meter-Riesen ohne große Schmerzen einsortieren.

Aus dem Jahrgang 1988 ragte Piotr Chrapkowski bereits früh heraus. Im wörtlichen, aber auch im übertragenen Sinne. Nach den starken Jahrgängen 1977 bis 1984, die Polen jährlich ein bis zwei Topspieler und eine Mannschaft der Weltspitze bescherte, kam in der Folge nicht mehr viel aus dem Nachwuchs. Bei der Jugend-Weltmeisterschaft war Chrapkowski sowohl bester Abwehrspieler als auch der erfolgreichste Torschütze seiner Mannschaft. Bei seinen anderen Turnieren im Jugend- und Juniorenbereich ragte er dagegen nicht so sehr heraus. Teilweise verpassten die Polen allerdings sogar die Saisonhöhepunkte, weil diese Jahrgänge - wie erwähnt - allgemein nicht so stark waren.

 

Chrapkowski begann bei AZS-AWFiS Gdansk seine Karriere in der höchsten polnischen Spielklasse. Nicht über die vielen Buchstaben wundern. Das AZS steht für einen akademischen Sportverein und das AWFiS für das Institut, aus dem heraus der Verein gegründet wurde. Spannend sind die Parallelen zu Finn Lemke, denn beide spielten in jungen Jahren jeweils zwei Saison mit rund 120 Feldtoren pro Saison – also etwa vier pro Spiel. Lemke beide in Lemgo, Chrapkowski eine in Gdansk und eine in Plock. Während beim ersten der Wechsel für den Einbruch in der Angriffsleistung sorgte, begann beim Polen die Spezialisierung damit, dass Wisla Plock den vielfachen polnischen Torschützenkönig und Ex-Fuchs Michal Kubisztal verpflichtete und der im Angriff gesetzt war.

 

Mit dem 2013er-Wechsel zum Primus Kielce verschärfte sich die Situation natürlich noch einmal. Gegen Spieler wie Karol Bielecki und Michal Jurecki waren offensive Spielanteile natürgemäß rar gesät. Dafür sprangen Mannschaftserfolge und Nominierungen für die Nationalmannschaft heraus. Als Spieler von Kielce wurde Chrapkowski erstmals für ein großes Turnier berufen und verpasste seitdem auch kein Winterturnier seitdem. Für die Olympischen Spiele in Rio wurde er nicht nominiert. Dies folgte schlicht der Logik der kleinen Kader, nach der Spezialisten nur geringe Chancen auf einen Kaderplatz haben.

 

Chrapkowskis bisherige persönliche Turnierbilanz spricht die Sprache eines Abwehrspezialisten, der gelegentlich mal seine Stärken im Angriff zeigen darf. In 23 Spielen erzielte der Rechtshänder 29 Tore, alle aus dem Spiel heraus, und stand ziemlich genau 9 Stunden und 30 Minuten auf dem Feld. Das sind rund 25 Minuten pro Spiel. Der gebürtige Oberschlesier darf also durchaus als feste Größe in der Auswahl angesehen werden – wenn auch nur in einem Teilaspekt des Spiels. Beim SC Magdeburg besteht sicher die Hoffnung, dass er sich auch offensiv wieder verstärkt zeigen soll.

 

Damit gibt es die etwas kuriose Situation, dass der neue Spieler, den alten im sportlichen Profil praktisch eins zu eins abbildet. Dieser jedoch mit einem ganz anderen Profil verpflichtet wurde und seine offensiven Fähigkeiten in Magdeburg letztlich überhaupt nicht mehr zeigen konnte. Nun muss mit Piotr Chrapkowski gewissermaßen der umgekehrte Weg beschritten werden. Nämlich dass der Spieler aus dem Schatten Bieleckis und Jureckis heraustreten möge und seine frühere Torgefahr wiedererlangt.

 

Fazit: Der SCM bekommt einen Mann, der den abwandernden Finn Lemke sportlich in etwa gleichwertig ersetzen kann. Soll der Spieler ein Gewinn werden, dann ist eine Weiterentwicklung im offensiven Bereich notwendig. Diese kann man dem Spieler zutrauen. Eines sichere Sache ist sie jedoch nicht. Weiterhin sollte man nicht erwarten, dass Piotr Chrapkowski zur Lösung des akuten Magdeburger Führungsspielerproblems auf absehbare Zeit nennenswert beitragen kann.

Autor: Apollo L. Falke
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