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Kreisläufer Sebastian Groh beendet Karriere bei der HSG Konstanz

05.05.2015 - 11:28 Uhr

Am 9. Mai verabschiedet sich noch ein weiterer langjähriger Akteur der HSG Konstanz in den Handball-Ruhestand: Sebastian Groh, 27-jähriger Kreisläufer, beendet ebenso wie schon Kapitän Matthias Faißt, Christoph Babik, Stefan Bruderhofer und Marc Hafner nach vier Jahren in Konstanz seine Handball-Laufbahn. „Es ist schade, einen so guten Kreisläufer zu verlieren. Wir sind aber froh, dass er uns dennoch erhalten bleibt. Sebastian wird wie Matthias Faißt ein- bis zweimal in der Woche trainieren und sich dort vor allem um den Aufbau der jungen Kreisläufer Manuel Both, Marius Oßwald und Jonas Besemann kümmern. Außerdem wird er uns im Notfall zur Verfügung stehen, wenn Simon Flockerzie ausfallen sollte“, erklärt Andre Melchert, Sportlicher Leiter der HSG Konstanz.
    
Bekannt, gefürchtet und doch nur ganz, ganz selten zu stoppen. Sebastian Groh gilt seit Jahren als einer der besten Kreisläufer der 3. Liga Süd. Auch in dieser Saison hat das 1,87 Meter große und 95 Kilogramm schwere Kraftpaket mit 77 Treffern großen Anteil am guten vierten Tabellenplatz der HSG Konstanz. Nicht nur, dass damit die viertmeisten Treffer und drittmeisten Feldtore im Kader der Konstanzer auf sein Konto gehen: die 132 Siebenmeter, die die HSG Konstanz in dieser Saison zugesprochen bekam, sind rekordverdächtig. Ein Großteil davon geht auf die Tatsache zurück, dass der gebürtige Offenburger nur selten mit erlaubten Mitteln zu stoppen ist. Zusammen mit Simon Flockerzie, seinem 29-jährigen kongenialen Partner auf der Kreisläuferposition, bilden die beiden Konstanzer Kreisspieler das wohl beste Kreisläuferduo der Liga.

In der kommenden Saison wird Simon Flockerzie auf seinen Partner verzichten müssen. Allerdings nur auf dem Spielfeld, denn beruflich werden die beiden Freunde weiterhin Hand in Hand arbeiten. Flockerzie als Unternehmensentwickler in der Psychiatrischen Klinik in Wil (Schweiz), Groh nach einer Ausbildung zum Physiotherapeuten und abgeschlossenem Studium der Wirtschaftswissenschaften bald als Medizincontroller in derselben Klinik. Zuvor steht aber die Suche nach einer neuen Wohnung in Konstanz für sich und seine baldige Ehefrau Sajra bevor.

Alles Gründe für seinen Rückzug aus dem Leistungssport. „Nach der Hochzeit und unserer Hochzeitsreise habe ich auch meinen Verpflichtungen als Ehemann nachzukommen“, meint er lächelnd, „wir beide werden bald in Vollzeit arbeiten, da können wir uns ohnehin nur abends sehen. Wenn ich dann noch jeden Abend trainieren würde und an einem Tag am Wochenende weg wäre, würde das schwierig werden.“ Dass die HSG nach vier Jahren auch auf einen starken Charakter verzichten müssen wird, steht außer Frage. Konstanz und die HSG sind für Sebastian Groh zur zweiten Heimat geworden, die ihm ans Herz gewachsen ist. „Ich bin da und helfe aus, wenn ich gebraucht werde. Und den Jungen zeige ich im Training, wie es geht“, sagt er mit einem verschmitzten Strahlen im Gesicht. Auch, weil, wie er betont, er der HSG viel zu verdanken hat. Von einem „absoluten Chaoten“ habe er sich hier zu einem „relativ reifen und lebenserfahrenen Menschen“ entwickelt. Auch bei diesen Worten huscht ein Schmunzeln über seine Lippen, bevor er etwas ernster wird. „Ich habe erst später entdeckt, was wirklich wichtig im Leben ist. Für alles, was hier für mich getan wurde bin ich sehr dankbar. Das werde ich nicht vergessen, ebenso wie das Team. Die Mannschaft der letzten Jahre sucht ihresgleichen“, so der 2011 von der SG Köndringen/Teningen an den Bodensee gekommene Ausnahme-Kreisläufer.

Was ihn daher immer noch beschäftigt: die bittere 22:34-Klatsche im November 2011 in eigener Halle im Südbaden-Derby gegen seinen Ex-Verein in seiner ersten Saison nach seinem Wechsel zur HSG Konstanz – die bis heute höchste Heimniederlage in der Konstanzer Drittliga-Geschichte nach Abschaffung der Regionalligen. Mit der Lockerheit der geklärten Zukunft in allen Bereichen möchte er am Samstag noch einmal alles aus sich herausholen und einen tollen Abschluss im zweiten Wohnzimmer „Schänzle-Hölle“ feiern, nachdem er ein Ziel bereits erreicht hat: Tore aus dem Rückraum erzielen. Das hat nicht nur in Friedberg eindrucksvoll funktioniert, sondern zuletzt auch beim 37:31-Auswärtssieg bei der Reserve der Rhein-Neckar Löwen.

Das vorerst letzte Spiel im HSG-Trikot am Samstag – „ein komisches Gefühl“, so Sebastian Groh, „das kann ich mir noch gar nicht richtig vorstellen. Es wird sicher sehr emotional, wenn die ganze Familie auf der Tribüne sitzt.“ Schließlich sei die HSG „zu einem großen Stück Leben geworden, wo man zwar mehr als bei anderen Vereinen eingebunden wird, die Spieler dafür aber umso mehr umsorgt und sich umso mehr um sie gekümmert wird. Hier zählt der Mensch.“

Dass der handballverrückte Mensch Sebastian Groh ohne Handball auskommen kann, erscheint auch ihm selbst fragwürdig. Vor nicht allzu langer Zeit meinte er, ohne seinen geliebten Sport würde er unausstehlich werden. Schon alleine deshalb verfährt er nach der Trial-and-Error-Methode – und probiert es nun einfach aus. Auch wenn er die Zeit ohne Handball besser als früher genießen kann und sich darauf freut, weniger darüber nachdenken zu müssen und die Freizeit für andere Dinge nutzen zu können, hält er fest: „Ich werde schauen, was kommt.“ Der HSG wünscht er eine weiterhin so positive Entwicklung, die seiner Meinung nach sicher so weitergehen wird. „Es wird andere geben, die die Rolle ausfüllen und mit genauso viel Herzblut etwas erreichen wollen. Jetzt ist Platz für die Jungen – und Flocke, der jetzt ja Torschützenkönig werden kann“, meint er scherzhaft. Die HSG Konstanz wird ihn sehr vermissen, ist ihrem langjährigen Leistungsträger zu großem Dank verpflichtet und wünscht ihm für seine Zukunft alles Gute. Cheftrainer Daniel Eblen formulierte einmal so schön: „Sebi ist handballerisch und menschlich für uns sehr wichtig, er merkt manchmal gar nicht, wie wertvoll er für das Team ist. Aber genau das macht ihn auch schon wieder aus.“ Besser kann man seinen außergewöhnlichen Charakter wohl nicht skizzieren. Falls ihn aber ein Leben ohne Handball doch unausstehlich werden lässt, wird ihn seine handballbegeisterte zukünftige Frau sicher darauf hinweisen, seinen Irrtum zu korrigieren. Eine Hoffnung, die sicher nicht wenige HSG-Fans hegen.

Quelle: HSG Konstanz
Autor: Handball.de
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