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Keine großen Töne aus Kiel

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THW-Coach Gislason und sein TeamFoto: Eibner-Pressefoto
04.02.2013 - 14:34 Uhr

Für den THW Kiel ist 2013 ein entscheidendes Jahr. In der Bundesliga soll der erste Tabellenplatz erobert werden, auch im Pokal und der Champions League möchte man um den Titel spielen. Die größte Herausforderung aber steht im Sommer bevor, wenn drei Leistungsträger den Rekordmeister verlassen. 

Der THW Kiel präsentiert sich wieder in Bestform. Das Testspiel gegen KIF Kolding-Kopenhagen am Sonntag glich einer Vorführung. Mit 36:25 fegte der THW den Tabellenführer der dänischen Liga von der Platte. Die Torhüter Thierry Omeyer (36) und Andreas Palicka (26) waren teilweise kaum zu überwinden. Die Verteidigung agierte meist fehlerfrei, und der Angriff spielte den Gegner schwindelig. Dominik Klein (29) schien von der Dominanz selber überrascht zu sein: “Der Zweck des Spiels war es, uns für das Pokalspiel in Minden einzuspielen. Dass wir solch eine Spielfreude mitgebracht haben, ist erfreulich zu sehen.” Obwohl die Mannschaft nach der WM kaum Gelegenheit zu einer gemeinsamem Trainingseinheit hatte, funktionierten selbst die komplexesten Spielzüge. “Es ist das Plus eines funktionierenden Teams, dass alles klappt, obwohl wir uns länger nicht gesehen haben. Jeder Spieler hat ein gutes Gefühl für die Mannschaft”, so Klein. 

Zu viele Spiele, zu viele Verletzungen 

Was bei aller Freude fast in Vergessenheit gerät: Der THW hat einen rabenschwarzen Dezember hinter sich. Zwei der fünf Ligaspiele, nämlich gegen Melsungen und Flensburg, gingen verloren. Für Kieler Verhältnisse eine Tragödie! “Wir hatten einfach zu viele Spiele”, lautet die Erklärung von Christian Zeitz (32). Irgendwann sei der Akku leer gewesen: “Es hat einfach keinen Spaß mehr gemacht, Handball zu spielen. Deshalb haben wir im Dezember nicht gut abgeschlossen. Wir müssen in jedem Spiel Freude entwickeln.” Besonders die deutliche Niederlage bei der SG Flensburg-Handewitt ist den Kielern schlecht in Erinnerung geblieben. “Es war bitter, sich so aus dem Jahr zu verabschieden”, sagte Trainer Alfred Gislason, dessen Vertrag bis 2017 verlängert wurde. Wirklich überrascht ist er von der Mini-Krise allerdings nicht gewesen. “Wir hatten Phasen, in denen mehrere Leute gefehlt haben oder angeschlagen waren. Wenn man im Rückraum nicht mehr durchwechseln kann, passiert so etwas.” Damit sprach Gislason besonders auf die letzten Blessuren von Filip Jicha (30, Armverletzung) und Daniel Narcisse (33, Pferdekuss) an. In Flensburg stand zwar wieder der komplette Kader zur Verfügung. “Aber ein Spiel gegen die SG ist nicht gerade dafür geeignet, um nach einer Verletzung wieder Spielpraxis zu sammeln”, so Gislason. 

Alle Mann an Bord 

Dominik KleinZoom
Dominik KleinFoto: Eibner-Pressefoto

Am Mittwoch steht die erste große Aufgabe im Jahre 2013 an. Der THW Kiel wird im Viertelfinale beim Aufsteiger GWD Minden zu Gast sein. Alle Spieler dürften Alfred Gislason zur Verfügung stehen. Daniel Narcisse litt vergangene Woche unter einem fiebrigen Infekt, sagte daher auch das Allstar-Spiel ab. Gegen Minden soll er wieder auf der Platte stehen. Auch Rene Toft Hansen (28) und Aron Palmarsson (22) waren zuletzt krank, fühlen sich aber wieder gut. Palmarsson konnte gegen Kolding sogar 50 Minuten durchspielen. 

Auf den ersten Blick scheint Minden eine einfache Aufgabe zu sein. In der Bundesliga gelang dem THW ein souveränes 37:26 - allerdings vor heimischem Publikum. Das Auswärtsspiel in der ausverkauften Kampa-Halle schätzt Zeitz schwerer ein: “Ich weiß noch aus früheren Partien, dass es dort ziemlich heiß hergehen kann. Die Fans machen ordentlich Stimmung. Davor müssen wir gewarnt sein.” Filip Jicha sieht das ähnlich: “Minden ist ein Gegner, der vielen guten Mannschaften zu Hause Probleme bereitet hat.” 

Es ist entspricht der Mentalität des THW Kiel, jeden Gegner ernst zu nehmen. Große Töne? Die hört man hier eher selten. Auf die Frage, ob das Tripple auch in dieser Saison das Ziel ist, weicht Dominik Klein geschickt aus: “Die Zielformulierung, jedes Spiel gewinnen zu wollen, ist besser.” Dabei stehen die Zeichen gut. Im DHB-Pokal und der Champions League lässt sich der THW als Favorit bezeichnen. In der Bundesliga steht man nur zwei Punkte hinter den Rhein-Neckar Löwen, kann den Titel also aus eigener Kraft holen. Zumal die Löwen durch den Saisonausfall von Uwe Gensheimer stark geschwächt sein dürften. Ein weiterer Vorteil: Die Gastspiele bei den übrigen Mannschaften aus den Top-6 sind bereits abgeharkt. Direkte Konkurrenten, allen voran die Löwen, müssen also in der Sparkassen-Arena antreten. 

Leistungsträger verlassen Kiel 

Neuzugang Johan SjöstrandZoom
Neuzugang Johan SjöstrandFoto: Eibner-Pressefoto

Hinter den Kulissen wird währenddessen am Kader der neuen Saison gearbeitet. Mit Marcus Ahlm, (34, zurück nach Schweden), Thierry Omeyer (Montpellier) und Daniel Narcisse (Paris St. Germain) verlassen drei Führungsspieler im Sommer Kiel. Als Omeyer Ersatz wurde bereits Johan Sjöstrand (25) von Aalborg verpflichtet. “Er wird mit Andreas Palicka ein Torhüter-Paar bilden. Das machen sie in der schwedischen Nationalmannschaft sehr gut. Sie werden über Jahre unsere Zukunft im Tor sein”, so Gislason. Auch vom Tunesier Wael Jallouz (21) erwartet der Coach viel. Von einem Narcisse-Ersatz möchte er allerdings nicht sprechen: “Er ist ein völlig anderer Spielertyp, spielt zum Beispiel nur halblinks. Er ist ein großes Talent, das viel mitbringt, aber auch viel lernen muss. Wir müssen ihm Zeit geben, um in unsere Sprache und Kultur reinzukommen.” Das Gerücht, dass auch der jüngere Bruder Tarek in Kiel eine Chance bekommt, widerlegte Gislason: “Ich plane mit Ekberg und Sprenger auf Rechtsaußen.” Möglicherweise war das Gerücht lediglich auf ein Wunschdenken von Tarek Jallouz zurückzuführen. Weitere Verpflichtungen dürften trotzdem notwendig sein. 

Autor: Oliver Jensen
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