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Jetzt wartet Frankreich: Deutschland nach Hammer-Sieg über Katar im Halbfinale von Rio

17.08.2016 - 20:41 Uhr

Mit einer beeindruckenden Leistung und einem Kantersieg ist die deutsche Mannschaft am Mittwoch ins Olympische Halbfinale von Rio eingezogen. Im Viertelfinale glückte mit dem 34:22 (15:9) eine mehr als erfolgreiche Revanche gegen Katar für die 24:26-Niederlage vor einem Jahr im WM-Viertelfinale in Doha. Schon acht Minuten vor Schluss stimmten die deutschen Fans unter den 5000 Zuschauern in der Future-Arena „Oh, wie ist das schön“ an. 

Im ersten Olympischen Halbfinale einer deutschen Handball-Mannschaft seit 2004 - und überhaupt erst dem zweiten seit 1984 - geht es am Freitag (20:30 Uhr) gegen Olympiasieger und Weltmeister Frankreich. Die Franzosen hatten zuvor Olympia-Gastgeber Brasilien mit einem 34:27 (16:16) ins Tal der Tränen befördert - einen Tag, nachdem auch die brasilianische Frauenmannschaft im Viertelfinale ausgeschieden war.

Die Deutschen aber hatten allen Grund zu feiern, sie hatten die schwachen Katarer komplett unter Kontrolle, die nicht an ihre starken Leistungen aus der Vorrunde anknüpfen konnten. Beste deutsche Werfer waren Uwe Gensheimer, Fabian Wiede und Tobias Reichmann mit je fünf Treffern. 

Sein Olympiadebüt feierte Steffen Fäth, der für den verletzten Christian Dissinger nachnominiert wurde. Der musste nach seiner gestrigen Operation das erfolgreiche Viertelfinale am Fernseher im Krankenhaus verfolgen. 

Somit steht es in der Ära von Dagur Sigurdsson 2:2 gegen die Katarer. Dagegen wird das Olympische Halbfinale seine Premiere als Bundestrainer gegen Frankreich. 2007 standen sich beide Mannschaften zum letzten Mal in einem Halbfinale gegenüber, Deutschland gewann nach Verlängerung und wurde drei Tage später Weltmeister in Köln.

Nach dem guten 3:1-Start gegen Katar hatten die Europameister einige Probleme, Katars Torwart Danijel Saric zu überwinden, aber dem gebürtigen Serben stand auch Andreas Wolff in nichts nach. Der Neu-Kieler setzte seine überragenden Leistungen aus den Vorrundenspielen gegen Slowenien und Ägypten ansatzlos fort. Seine Paraden gaben der deutschen Abwehr Sicherheit, die allerdings die Kreise des gebürtigen Kubaner Rafael Capote nur schwerlich einengen konnte. Der Rückraumspieler erzielte sieben der zwölf katarischen Treffer vor der Pause. 

Doch weil die Defensive um Finn Lemke die übrigen Angreifer des Asienmeisters gut im Griff hatte, wuchs der Vorsprung kontinuierlich an. Innerhalb von sechs Minuten setzte sich die DHB-Auswahl von 8:8 auf 12:8 ab, Katars Trainer Valero Rivera nahm eine Auszeit und las seinen Spielern gehörig die Leviten.

Zwar konnte der WM-Zweite von 2015 dank Capote immer wieder verkürzen, aber zwei Treffer der Außenspieler Uwe Gensheimer und Tobias Reichmann sorgten für die beruhigende 16:12-Halbzeitführung, an der Wolff mit acht Paraden einen großen Anteil hatte, am Ende waren es 15.

Katar wechselte nach dem Seitenwechsel den Torwart, für Saric kam der frühere Bundesligaspieler Goran Stojanovic - und der durfte dann gleich zweimal Bälle aus dem Netz holen:  Häfner und Pekeler trafen zur die erste Sechs-Tore-Führung beim 18:12 (33.), beim 20:13 waren es gar sieben. Die DHB-Auswahl hatte Spiel und Gegner unter Kontrolle, Katar blieb weiterhin nur durch Capote gefährlich. 

Auf der anderen Seite trugen sich fast alle deutschen Spieler in die Torschützenliste ein, trafen von allen Positionen. Mitte der zweiten Hälfte drückte zum Beispiel Fabian Wiede dem Spiel den Stempel auf. Sein Doppelschlag gegen die nun recht ideenlosen Katarer sorgte für das 24:17 (43.) - und auf der deutschen Bank sah man nur noch strahlende Gesichter. 

Und die wurden noch glücklicher, als die deutsche Mannschaft dank einer erneuten 4:0-Serie beim 28:18 erstmals mit zehn Toren Differenz führte. Am Ende stand eine niemals erahnte Zwölf-Tore-Differenz gegen den Vize-Weltmeister und Asienmeister auf der Anzeigentafel.

Deutschland -Katar in Rio 34:22 (16:12)

Deutschland: Heinevetter, Wolff; Gensheimer (5/1), Lemke, Wiencek (3), Reichmann (5/1), Wiede (5), Pekeler (4), Weinhold (2), Strobel (1), Fäth, Häfner (3), Kühn (3), Drux (3)

Katar: Saric, Stojanovic; Markovic (4/2), Mabrouk, Bagaric, Alsaltialkrad, Roine (2), Capote (9), Murad (1), Memisevic (1), Alrayes (1), Megdich (1), Fernandez (1), Mallash (2) 

Schiedsrichter: Lah/Sok (Slowenien). - Zuschauer: 5000. - Siebenmeter:  2/1:3/2 (Gensheimer und Markovic verwerfen). - Zeitstrafen: 10:2 Minuten (Gensheimer, Lemke, Pekeler, Weinhold, Kühn  - Alrayes). -  Spielfilm:  3:4 (7.), 8:6 (15.), 10:8 (19.), 12:8 (23.), (Halbzeit) 18:12 (33.),  20:13 (35.), 21:16 (40.), 24:17 (44.), 28:18 (49.), 32:20 (55.), 34:22 (Endergebnis)

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Dagur Sigurdsson: Nach 40 Minuten haben die Katarer aufgehört, so kam es zum deutlichen Sieg. Wir waren klar besser, dafür muss man kein Professor sein, um das festzustellen. Abwehr und Torwartleistung waren heute überragend. Nach einer eher ausgeglichenen ersten Hälfte wussten wir, dass Katar die Kraft ausgeht. Dann konnten wir das Spiel in Abwehr und Angriff bestimmen und absolut verdient gewinnen.

Ich bin froh, dass wir ein Team haben, das so zusammenhält, so kämpft und eine solche Einstellung zeigt. Ich muss die Jungs echt loben. 

Was Frankreich betrifft, fangen wir jetzt mit der Analyse an, vom Papier her sind sie ein starker Gegner, aber ich weiß nicht, ob das heute schon unser Maximum war oder ob wir uns noch steigern können. Das wird das Halbfinale zeigen, dann wissen wir, wo wir stehen. Ich war schon häufiger in solchen Final-4-Situationen - mal als Favorit, mal als Underdog, zuletzt hatten wir diese positive Erfahrung in Polen. Solche Halbfinals haben ihren eigenen Charakter. 

DHB-Vizepräsident Bob Hanning: Das war die Europameisterabwehr, mit der wie die EM gewonnen haben. Es war ein Team auf dem Feld, das alles mit einer 100-prozentigen Konsequenz gemacht hat. Man hat gesehen, ob man für ein Land oder für sein Land spielt, wir haben für unser Land gekämpft. Als wir sie einmal hatten, ist Katar an uns zerbrochen, wir haben über die kämpferische Einstellung gewonnen. 

Jetzt kann man wirklich sagen, der Umbruch hat funktioniert, wir sind mittendrin in der Weltspitze. Wer Europameister wird und ins Olympische Halbfinale einzieht, darf das sagen, unabhängig davon, dass wir nun gegen die stärkste Mannschaft der Welt spielen. Dieses Europameistergen und die Lust auf Siegen sind wieder da. Auch wenn Frankreich in einer anderen Liga spielt, haben wir den Glauben daran, dass wir gewinnen können.

Torwart Andreas Wolff: Das war eine sehr überragende Abwehrleistung. In der Defensive gewinnt man Meisterschaften, das haben wir schon bei der Europameisterschaft gezeigt. Wenn wir in der Abwehr fahrlässig sind, bekommen wir ein Problem, selbst wenn wir mit drei, vier Toren führen. Jetzt hat wieder jeder gemerkt, dass die Abwehr die Stütze vom Erfolg ist. Die letzten beiden Spiele waren Muss-Spiele, um ins Halbfinale zu kommen. 

Rechtsaußen Tobias Reichmann: Wir haben wirklich alles dafür getan, dass es nicht mehr eng wurde, wir hatten sie richtig im Griff. Jetzt freuen wir uns auf Frankreich.

Quelle: dhb.de
Autor: Handball.de
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