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Interview mit Rolf Brack (zukünftiger Nationaltrainer der Schweiz): "Wer das Neue bringt, geht in Führung"

26.09.2013 - 10:08 Uhr

Rolf Brack, herzlich Willkommen im Schweizerischen Handball-Verband. Was gab den Ausschlag für Ihren Entscheid zugunsten des Engagements in der Schweiz?
"Nach 30 Jahren in der Bundesliga – davon die Hälfte in der stärksten Liga der Welt – und vier Aufstiegen in die erste Liga mit drei verschiedenen Vereinen, sehe ich das Amt des Schweizer Nationaltrainers als eine neue und sehr reizvolle Aufgabe. Ausserdem beinhalten die Tätigkeiten im Schweizerischen Handball-Verband ein sehr breites, spannendes Anforderungsprofil: Neben der Verantwortung für die A-Nationalmannschaft auch die konzeptionelle Weiterentwicklung des gesamten Handballs in der Schweiz."
    
Was erwarten Sie bei Ihrer neuen Tätigkeit in der Schweiz für ein Umfeld?
"Die Personen, die ich bisher kennenlernen konnte, haben mich sehr beeindruckt – sowohl von ihrer Persönlichkeit als auch von ihrer fachlichen Kompetenz. Ich bin überzeugt, dass ein gutes Umfeld die Basis ist, um sportlich die entsprechenden Ziele und Resultate zu erreichen. Bisherige Kontakte mit den Trainern in der Schweiz, auch während meiner Zeit in Balingen, haben ausserdem eine sehr hohe Wertschätzung erkennen lassen. Eine enge Zusammenarbeit und eine offene Kommunikation zwischen Verband und Vereinen sind im Hinblick auf die Entwicklung sehr wichtig. Und nicht zuletzt darf ich ja in der Schweiz auf die tatkräftige Unterstützung durch das neue Kompetenzteam zählen, was ich im Übrigen als eine sehr gelungene und wirksame Lösung ansehe."

Sie gelten als unkonventioneller Trainer mit innovativen Ideen. Worauf darf man sich in der Schweiz freuen?
"Es gibt ein schönes Zitat: «Wer das Neue bringt, geht in Führung.» Ich bin jemand, der gerne als Vordenker vorangeht und innovative Philosophien entwickelt. Man darf nicht immer nur andere kopieren, sondern sollte versuchen, unter Berücksichtigung der eigenen Voraussetzungen dem Gegner mit unkonventionellen Methoden immer einen Schritt voraus zu sein. Verschiedene Elemente, wie das Spiel mit sieben Feldspielern, mit drei Kreisläufern oder die Blockwechsel-Taktik, die wir zuletzt angewandt haben, wurden ja durch andere Mannschaften übernommen. Ein wichtiger Punkt in meiner Philosophie ist auch der Teamgeist: Jeder einzelne Spieler ist wichtig und leistet seinen Beitrag zum Erfolg."

Im Gegensatz zu einem Verein steht Ihnen die Nationalmannschaft nicht die ganze Zeit zur Verfügung. Wie schwierig wird es da, solche kreativen Lösungen einfliessen zu lassen?
"Auf den ersten Blick ist es vielleicht tatsächlich nicht ganz so einfach. Anderseits bietet die Schweiz im Gegensatz zu anderen Ländern grosse Möglichkeiten, auf diese Taktiken zum Beispiel in Stützpunkttrainings kontinuierlich Einfluss zu nehmen. Die Distanzen sind derart klein, dass wir die Möglichkeit haben, öfter zusammen zu trainieren, als das in anderen Nationen der Fall wäre."

Wie definieren Sie ganz allgemein die Rolle des Trainers innerhalb einer Mannschaft?
"Der Schlüssel zum Erfolg ist ein innovativer Trainerexperte, der mit fachlichem Knowhow und emotionaler Kompetenz Spieler begeistern und Teams führen kann."

Wie sieht ihre Philosophie in der Arbeit mit der Nationalmannschaft konkret aus?
"Zunächst wollte ich mir Experten als Partner holen – das ist mit dem neuen Kompetenzteam bestens geschehen. Dann möchte ich durch Fordern das individuelle Können und die mannschaftliche Geschlossenheit fördern. Ich werde mich auf die vorhandenen Stärken konzentrieren und sie für eine moderne Spiel- und Trainingsphilosophie nutzen. Wir werden nicht deutsch, schweizerisch oder skandinavisch spielen, sondern schnell. Hier geht es konkret um Taktik, Handlungsschnelligkeit und Tempospiel."

Haben Sie sich für Ihre Arbeit mit der Schweizer Nationalmannschaft bereits Ziele gesetzt?
"Zuerst möchte ich sagen: Nichts, was bleiben soll, kommt schnell. Aber ich bin mir selbstverständlich bewusst, dass der Nationaltrainer auch immer an den Resultaten gemessen wird. Spitzensport ist automatisch Ergebnissport. Dennoch geht es darum, zuerst eine genaue Situationsanalyse vorzunehmen, und dann vielleicht mittelfristig über die nächsten zwei, drei Jahre wieder den Anspruch zu erheben, unter die Top-Nationen von Handball-Europa zu kommen und auf der grossen Bühne an einer WM- oder EM-Endrunde dabei zu sein. Es geht ja vor allem darum, die international herausragende Nachwuchsqualität zu nützen und eine Mannschaft für die Zukunft zu formen."

Quelle: Schweizerischer Handball-Verband
Autor: Handball.de
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