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Interview mit Patrekur Johannesson (Nationaltrainer Österreich): "Wir können mit den Großen mehr als mithalten"

Patrekur JohannessonZoom
Patrekur Johannesson Foto: Eibner-Pressefoto
09.01.2014 - 12:15 Uhr

Drei Tage vor Beginn der EM in Dänemark spricht der österreichische Nationaltrainer Patrekur Johannesson im Interview der Woche über den Stellenwert der Profis aus der DKB Handball-Bundesliga im Team Austria.

In drei Tagen beginnt die Handball-EM in Dänemark. Und während den deutschen Nationalspielern nach der verpatzten Qualifikation nur die Zuschauerrolle bleibt, ist die österreichische Mannschaft mitten drin im Kampf um die kontinentale Handball-Krone. Nach der Europameisterschaft 2010 im eigenen Land und der darauffolgenden WM in Schweden betritt Team Austria damit erst das dritte Mal in der jüngeren Geschichte die internationale Handballbühne. Doch der Gedanke, dass mit der Qualifikation die Pflicht schon erfüllt sei, und nun in Dänemark nur noch die Kür folge, kommt dem Nationaltrainer der Alpenrepublik, Patrekur Johannesson, keinesfalls in den Sinn. Dieser Anspruch ließ sich vergangenes Wochenende bereits beim Vier-Länder-Turnier in Dortmund, Krefeld und Oberhausen erahnen, in dem sich die Österreicher nur Johannessons Heimatland Island geschlagen geben mussten, Russland und eben auch die deutsche Nationalmannschaft dagegen jeweils knapp schlugen. Im Interview warnt der 41-Jährige vor vorschneller Zufriedenheit und verrät den Stellenwert, den die Profis aus der DKB Handball-Bundesliga im österreichischen Team haben.


Herr Johannesson, zum ersten Mal ist es Österreich und nicht Deutschland, das den deutschsprachigen Raum alleine bei einem internationalen Turnier vertritt. Welches Gefühl herrscht vor dieser Premiere vor: Anspannung? Vorfreude? Nervosität?
Patrekur Johannesson: "Wir freuen uns, ist doch klar. Seit im Juni klar war, dass wir uns qualifiziert haben, ist die EM in unseren Hinterköpfen. Wir sind natürlich die Außenseiter in Dänemark, aber das interessiert uns im Grunde gar nicht. Wir haben ja schon in der Quali-Gruppe gegen Russland und Serbien gezeigt, dass wir mit den Großen mehr als mithalten können. Aber Voraussetzung dafür ist, dass wir immer das Maximale geben. Ich weiß das und die Spieler wissen das auch."

In der Vorwoche haben Sie endgültig Ihren 20-Mann-Kader für die EM nominiert, in dem sich immerhin neun Profis aus der DKB Handball-Bundesliga befinden. Welche Rolle spielen Robert Weber, Viktor Szilagyi, Nikola Marinovic und Co. in ihrem Team?
Patrekur Johannesson: "Diese Spieler sind alle Führungsspieler in ihren Mannschaften in der stärksten Liga der Welt, da ist es doch selbstverständlich, dass sie auch bei mir Schlüsselfiguren sind. Viktor Szilagyi ist der unumstrittene Leader in der Mannschaft. Aber man darf nicht vergessen, dass es am Ende die Mischung macht und es auf jeden ankommt. Jeder muss Leistung bringen, egal ob das Spieler Nummer 20 ist oder Spieler Nummer eins."

Welchen Stellenwert hat die erste EM, die aus eigener Kraft erreicht wurde, für das Handball-Land Österreich?
Patrekur Johannesson: "Als ich 2011 angefangen habe, gingen unsere ersten Spiele gegen Großbritannien und Israel. Das ist jetzt natürlich schon etwas ganz anderes und wir dürfen auch stolz darauf sein, was wir erreicht haben. Aber wenn wir denken, dass wir bei der EM von den guten Leistungen aus der Qualifikation leben können, dann liegen wir falsch."

Wie weit kann es mit der richtigen Einstellung gehen?
Patrekur Johannesson: "Wir sind in einer Gruppe mit Tschechien, Mazedonien und Dänemark. Die Dänen sind sicher der Favorit, nicht nur in der Gruppe, sondern für das gesamte Turnier. Aber ich denke, dass wir mit Tschechien und Mazedonien durchaus auf Augenhöhe sind."

Ist die österreichische Öffentlichkeit genauso zurückhaltend wie Sie oder erwarten die Medien nach den beeindruckenden Auftritten auch zuletzt beim Vier-Länder-Turnier mehr als nur aufopferungsvollen Einsatz?
Patrekur Johannesson: "Zuerst muss man natürlich sagen, dass Handball zwar nicht Sport Nummer eins in Österreich ist, aber nach der Heim-EM 2010 doch an Popularität gewonnen hat. Die Aufmerksamkeit wächst stetig mit den Erfolgen und damit auch das Medieninteresse. Aber was die Medien erwarten, interessiert mich erstens nicht wirklich, und ich bekomme es von Island aus auch gar nicht so sehr mit."

Da hat es ihr Trainer-Kollege Martin Heuberger in Deutschland schwerer. Nach der verpassten EM-Qualifikation hagelte es nur so Kritik. Was halten Sie von der Entwicklung der deutschen Nationalmannschaft? Haben sich die Kräfteverhältnisse im deutschsprachigen Raum verschoben?
Patrekur Johannesson: "Ach, das ist doch eher eine Momentaufnahme und Deutschland hat zweifellos eine super Mannschaft. So ein Ausrutscher kann immer passieren, das ist schade, aber das ist auch Norwegen und Schweden schon so ergangen. Klar, in Deutschland herrscht immer viel Druck und alle wollen, dass die Mannschaft bei großen Turnieren dabei ist. Aber das wird bei den nächsten Großereignissen auch wieder so sein."

Pressekonferenz nach dem Länderspiel Deutschland - Österreich 28:29 (14:17) am 03.01.2014

Quelle: DKB Handball-Bundesliga
Autor: Handball.de
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