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Interview mit Martin Schwalb vorm Wildcard-Turnier am Wochenende

"Die Gegner können uns gefährlich werden"

Martin Schwalb im Dialog mit Pascal HensZoom
Martin Schwalb im Dialog mit Pascal HensFoto: Eibner-Pressefoto
07.09.2012 - 10:18 Uhr

Am Wochenende geht es für den HSV beim Wildcard-Turnier in Frankreich um die Champions League Teilnahme. Handball.de sprach mit Martin Schwalb über die bevorstehende Aufgabe und über die finanzielle Situation des Vereins. 

Handball.de: Herr Schwalb, am Wochenende steht das Wildcard-Turnier an. Wie viel Selbstvertrauen hat die Mannschaft durch den Sieg in Magdeburg getankt? 
Schwalb:
 „Wir haben am Dienstag jedenfalls ein richtig heißes Spiel gesehen. Letztendlich haben wir verdient gewonnen. Die Abwehr hat gut gearbeitet, auch die Vorwärtsbewegung hat mir gefallen. Der Schlüssel zum Sieg war, dass wir nach einem Gegentor immer schnell eine Antwort hatten. Die Zuschauer in Magdeburg waren noch am jubeln, da hatten wir schon wieder ein Tor erzielt. Es war wichtig, durch diese Geschwindigkeit Ruhe reinzubringen. Der Sieg hat der Mannschaft wirklich gut getan. Man hat gesehen: Wenn man viel gibt, bekommt man viel zurück.“ 

Handball.de: Wie groß ist die Chance, dass Pascal Hens am Wochenende trotz seiner Schulterverletzung spielen kann? 
Schwalb:
 „Ich befürchte, dass es sehr eng oder gar nix wird.“ 

Handball.de: Könnte man ihn mit einer Betäubung fit machen?
Schwalb: „Die Frage ist, ob man dann noch gut Handball spielen kann. Aber wir werden es versuchen.“ 

Handball.de: Und wenn er ausfällt? 
Schwalb:
 „Das wäre wirklich schlimm. Pascal Hens ist in einer Topform. Wir hätten ansonsten nur noch vier Rückraumspieler für drei Positionen. Dann könnte ich kaum durchwechseln.“ 

Handball.de: Fredrik Petersen hat bei Olympia im Rückraum gespielt. Wäre es eine Möglichkeit, ihn notfalls am Wochenende dort einzusetzen? 
Schwalb:
 „Das ist eine Option. Wir haben uns bereits darüber unterhalten. Bis jetzt haben wir das zwar noch nicht trainiert. Aber das wird heute (Donnerstag, Anm.d.Red) geschehen. Es ist immer eine Möglichkeit, ihn auf die Mitte zu ziehen.“ 

Martin Schwalb vom HSV HandballZoom
Martin Schwalb vom HSV HandballFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Sprechen wir über die Gegner. Im Halbfinale wartet der polnische Vizemeister Orlen Wisla Plock. Was können Sie über die Mannschaft sagen? 
Schwalb:
 „Das ist eine schwierig zu spielende Mannschaft. Sie ist auf allen Positionen gut besetzt. Sie haben zwei sehr schnelle Außen, Durchschlagskraft im Rückraum und sind körperlich robust. Diese Mannschaft hat den klaren Anspruch, Champions League zu spielen. Sie wurden dementsprechend zusammengestellt und haben einen entsprechenden Etat.“ 

Handball.de: Im Finale wäre der französische Gastgeber St. Raphael oder Cimos Koper aus Slowenien der Gegner. Wie stark schätzen Sie diese beiden Mannschaften ein? 
Schwalb:
 "Wenn eine Mannschaft in Frankreich den dritten Platz belegt, kann sie nicht allzu schlecht sein. Nun haben sie auch noch den Heimvorteil. Französische Mannschaften sind immer sehr heimstark. Und gegen Koper haben wir bereits in der letzten Saison gespielt (Ein Sieg und ein Unentschieden, Anm.d.Red.). Wir wissen, was die draufhaben. Ich sage ganz klar: Das sind Mannschaften, die uns gefährlich werden können." 

Handball.de: Nehmen Sie trotzdem die Favoritenrolle an? 
Schwalb:
 Das ist mir völlig egal. Wir müssen unser Spiel spielen. Ob als Favorit oder nicht - das spielt keine Rolle. Die Mannschaft muss einfach funktionieren. 

Handball.de: Am Wochenende stehen zwei Spiele in Frankreich an. Schon am Mittwoch wartet mit dem Heimspiel gegen die SG Flensburg-Handewitt eine weitere schwere Aufgabe. Wie belastend ist das für die Mannschaft? 
Schwalb:
 „Es ist wirklich schwierig. Aber wir haben uns letzte Saison erkämpft, dabei sein zu können. Nun sollten wir die Chance auch beim Schopfe packen. Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie dem Sport momentan alles unterordnen. 

Handball.de: Welche Bedeutung hätte die Champions League finanziell für den HSV? 
Schwalb:
 Es ist im Handball nicht so wie im Fußball, wo die Champions League unglaubliche Summen einbringt. Man kann nicht sagen: Wenn wir die Champions League erreichen, haben wir alles geschafft. Trotzdem können wir jeden Euro gut gebrauchen. 

Handball.de: Der Etat von 8,1 Millionen Euro ist noch nicht gedeckt. Wie sehr belastet das die Spieler? 
Schwalb:
 “Natürlich wird in der Mannschaft darüber gesprochen, dass wir in einer Konsolidierungsphase sind. Wir wollen, dass die Mannschaft gute Leistungen bringt und dadurch die Einnahmen steigern kann. Es ist nicht so, dass man immer einzig und allein sparen muss.“ 

Martin Schwalb vom HSV HandballZoom
Martin Schwalb vom HSV HandballFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Laut Medienberichten wird darüber nachgedacht, die O2 World zu verlassen und nur noch in der günstigeren Alsterdorfer Sporthalle zu spielen. 
Schwalb:
 Das ist überhaupt keine Option. Wir sind in der O2 World zu Hause, haben 8.000 Zuschauer. Wie soll man die in der Alsterdorfer Sporthalle unterbringen? Außerdem haben wir unseren Partnern gegenüber Verpflichtungen. 

Handball.de: Mussten bereits Spieler auf einen Teil ihres Gehalts verzichten? 
Schwalb:
 Nein, niemand. Wir sind in Gesprächen darüber, wie wir die Zukunft gestalten können. Und wenn jemand von Gehaltseinbußen betroffen ist, dann nicht nur die Spieler, sondern alle Mitarbeiter im Verein. Niemand würde davon ausgenommen werden. 

Handball.de: Eine Unterstützung von Außenstehenden wäre sicher hilfreich. 
Schwalb:
 “Meine Meinung ist, dass der Sport von Seiten der Wirtschaft und des Staates immer eine Unterstützung wert wäre. Der Sport ist für die Gesellschaft sehr wichtig. Wir sind ein Aushängeschild für die Stadt. Wir versuchen Gutes zu tun, zum Beispiel Kinder zum Sport zu bringen und Fans zu begeistern. Und was wird in den Deutschen Sport investiert? Der soll immer gucken, dass er alleine zurechtkommt.“ 

Handball.de: Investoren, die Millionen in den Sport investieren und hohe Gelder für Top-Stars zahlen, haben keinen guten Ruf. Wie ist Ihre Meinung dazu? 
Schwalb:
 “Ich finde es wirklich verwerflich, wenn Investoren kritisiert werden. Wir sollten diesen Menschen vielmehr dankbar sein. In Amerika werden Investoren gefeiert. Auch wir wären für jeden Partner froh. Es ist doch viel schöner, jemand tut etwas für die Gesellschaft und den Sport, als wenn sich jemand ein Bild für 20 Millionen Euro kauft und in seinen Keller hängt. Und ohne Andreas Rudolph, der die letzten Jahre viel in unsere Mannschaft investiert hat, würden auch wir hier nicht sitzen.”

Handball.de: Herr Schwalb, vielen Dank für das Gespräch.

Autor: Handball.de
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