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Interview mit Henning Opitz (Vorsitzender des Freundeskreises des Deutschen Handballs): "Beiträge und Spenden machen unsere Förderung überhaupt erst möglich"

11.02.2014 - 10:34 Uhr

Im Sommer 2014 blickt Henning Opitz auf 60 Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im Handballsport zurück. Mit seiner 1954 bestandenen Schiedsrichterausbildung in Berlin startete er sein ehrenamtliches Engagement für den Handballsport, das ihn heute noch bewegt und fit hält. Seine Schiedsrichtertätigkeit endete 1978, nachdem er unter anderem 100 Bundesliga- und Länderspiele geleitet hatte. Parallel dazu war er Handballtrainer (1959-1963), Abteilungsleiter des Sport-Club Charlottenburg (1964-1967), Pressewart des Handball-Verbands Berlin (1968-1973), Bezirksvorsitzender von Oldenburg und Weser-Ems (1976-1979), gleichzeitig im Vorstand und Pressesprecher des Handball-Verbands Niedersachsen (1978-1980, 1984-1986) sowie Vorsitzender des Norddeutschen Handball-Verbands (1980-1984). Darüber hinaus Pressesprecher sowie für Jugend zuständiges Mitglied im Vorstand des Deutschen Handballbunds (1982- 1986) und Vorsitzender der DHB-Finanzkommission (1986-1988). Sechs Jahre späterwurde Opitz Präsident des Handball-Verbands Berlin(1994-2012) und seit 1995 ist er Vorsitzender des Freundeskreises des Deutschen Handballs (FDDH).

75 Lebensjahre, 40 Berufsjahre, darunter 22 als leitender Angestellter, 60 Jahre im Ehrenamt, dazu kommt noch die Familie. Wie konnten Sie das alles unter einen Hut bringen?
"Wenn ich zurückblicke, frage ich mich das selbst. Doch es war möglich und machbar, wenn auch mit Hürden. Auch weil meine Familie mitgespielt hat, meine Frau mir den Rücken frei hielt, vierversetzungsbedingte Umzüge meisterte,obwohl sie selbst noch in der Bundesliga gespielt hat und dann viele Jahre als Trainerin bis zur Bundesliga der Frauen erfolgreich war."

Was hat sie motiviert, so viele Jahre dabei zu bleiben? Auch heute noch!
"Im Beruf und Sport waren es immer neue Aufgaben, Herausforderungen, Tätigkeitsfelder und Zielvorstellungen, die damit verbunden waren. Auch heute ist das so. Einzig das jetzt mehr Konstanz eingetreten ist, nachdem ich 18 Jahre Präsident des Handball-Verbands Berlin gewesen und jetzt schon 19 Jahre Vorsitzender des Freundeskreises des Deutschen Handballs bin. Der setzt sich für die Förderung der Jugend im Deutschen Handballbund, seinen Verbänden und Vereinen ein, denn die Jugend ist unsere Zukunft! Für sie lohnt es sich einzubringen. Auch für die vielen Menschen, die sich für die Jugendarbeit in unseren Vereinen, den Kreisen, den Bezirken, Verbänden und im DHB engagieren."

Könnten Sie nicht ein Buch über Ihre sechs Jahrzehnte für den Handballsport schreiben?
"Vieles davon habe ich noch im Kopf, aber auch dokumentiert, Fotos nach Jahren geordnet, Berichte aus Zeitungen gesammelt. Auch haben sich schon Ghostwriter bei mir gemeldet, um das niederzuschreiben und ein Buch daraus zu machen. Doch umgesetzt ist noch nichts. Auch weil ich meine Zeit viel besser dafür einsetzen kann, etwas für die Entwicklung der Handballjugend zu tun. Ebenso gerne für den Breiten- und Freizeitsport, Mädchenhandball und für die Frauenweltmeisterschaft 2017, schon aufgrund meiner großen Erfahrungen in der Organisation von Olympischen Spielen, Welt- und Europa-Meisterschaften."

Ihr liebstes Kind ist und bleibt aber doch der 1991 gegründete Freundeskreis des Deutschen Handballs?
"Genau so ist es. Aus den damals sieben Gründungsmitgliedern sind mittlerweile 200 Mitglieder geworden. Darunter 35 juristische Mitglieder, unter ihnen sieben Unternehmen. Zum Freundeskreis zählen viele Handballfans, ehemalige Spieler, Eltern, die die größten Fans ihrer handballspielenden Mädchen und Jungen sind, noch heute oder früher tätige Trainer, Vorstände, Mitarbeiter aus Verbänden und Vereinen, Schiedsrichter und viele andere mehr. Ebenso sportliche Vorbilder wie "Pitti" Petersen oder "Blacky" Schwarzer. Ihre Beiträge und Spenden machen unsere Förderung überhaupt erst möglich."

Dank der Mitglieder, Beiträge und Spenden konnte der FDDH seine Zuwendungen von Jahr zu Jahr steigern. Reichen die aber aus, um sämtliche Wünsche, die Projekte und Vorhaben der Jugend im DHB, aus den Verbänden und Vereinen zu erfüllen?
"Nein, denn die jedes Jahr eingereichten Projektanträge sind um ein Vielfaches höher. Für 2013 und 2014 lagen die Wünsche bei jeweils mehr als 100.000 Euro, dem stehen Beiträge und Spenden von rund 25.000 Euro gegenüber. Die Gründe dafür liegen auf der Hand. Die Zuschüsse aus den Haushalten von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden werden immer weniger, trotz steigender Steuereinnahmen. Diese aber werden zum Abbau von Schulden, Tilgung von Zinsenund für dringend notwendige Infrastrukturaufwendungen eingesetzt.
Hinzu kommt, dass wir Handballer festgestellt haben, mehr Gelder in die Hand nehmen zu müssen, um die Zukunft zu sichern, das heißt Kinder und Jugendliche, vor allem Mädchen, aber auch Nachwuchsschiedsrichter für uns zu gewinnen. Ebenso bereits oder gerade zugewanderte Menschen (Migranten) für unsere Sportart zu begeistern oder eben auch Randgruppen mit einzubinden (Inklusion).
Genau in diese Richtung gingen viele der gerade entschiedenen Förder- und Projektanträge 2014, für die wir 33.525 Euro an Geld- und Sachspenden zur Verfügung stellen. Möglich wurde das dank der einvernehmlichen Umwidmung einiger Spenden, die ursprünglich für vom Hochwasser betroffene Vereine gedacht waren. Doch nur 16 Vereine machten davon Gebrauch, während im Hochwasserjahr 2002 noch 23 um Hilfe baten."

Heißt das, der FDDH braucht noch mehr Beiträge und Spenden, mit deren Hilfe er die Wünsche, Projekte und Vorhaben der Handballjugend unterstützen kann? Was tut er dafür?
"Der FDDH wendet sich an die Öffentlichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen. Dazu gehören Internet-Seiten, Facebook-Meldungen und Twitter-Nachrichten, Pressedienste, Mitglieder- und Partner-News. Wir werben mit Infoständen, Flyern,  Plakaten und Anzeigen.
Ein eigens dafür eingerichtetes Internetportal steht unter www.fddh.de den geförderten Einrichtungen (DHB, Verbänden, Vereinen und Partnern) zur Verfügung, die wir bei jeder Gelegenheit bitten, dieses zu nutzen, um im Web und auf Drucksachen für den FDDH um neue Mitglieder und Spenden zu werben.
Ebenso bitten wir die Vertreter der Handballjugend, im DHB sowie den Verbänden, und natürlich auch unsere Mitglieder, das persönliche Gespräch mit Freunden und Handballinteressierten zu suchen und sie zu bitten, Mitglied im FDDH zu werden oder zu spenden.
Interessenten überzeugen wir vom Mehrwert und Nutzen für unsere Mitglieder sowie von Zweck und Ziel der Projekte, diewir als ein gemeinnützig anerkannter Verein fördern. Gleiches tun wir für diejenigen, die statt Mitglied zu werden, lieber spenden wollen. Dazu gehört, dass der FDDH berechtigt ist, den Spendern von den Finanzämtern anerkannte, steuerreduzierende Zuwendungsbescheide zu erstellen."

Funktioniert das? Oder mussder FDDH noch mehr tun?
"Das haben wir uns zuerst selber gefragt und auch eine Umfrage im Internet gestartet, um zu erfahren, wie Außenstehende den FDDH sehen.Ob sie ihn, den Zweck und die Ziele,die Handballjugend zu fördern, aber auch die Mehrwerte und Nutzen für Mitglieder und Spender kennen – und wenn ja, dann woher. Ebenso, ob sich die Befragten persönlich vorstellen können, Mitglied oder Spender zu werden.
270Teilnehmer gaben uns auf zehn Fragen 2.200 Antworten. Auf den ersten Blick ist das kein schlechtes Ergebnis. Doch zwingt es uns zu handeln, weil die Mehrheit der Teilnehmer (150 der 270) Zweck, Ziele und Leistungen des FDDH nicht kennen.
Unsere Schlussfolgerung daraus ist, dass wir mehr informieren müssen, um diese Umfragewerte deutlich zu verbessern. Das wurde auf der Vorstandssitzung im Januar in Berlin vereinbart, die Inhalte heraus gearbeitet und grafische Veränderungen besprochen. Jetzt geht es an die Umsetzung auf den Internetseiten und  allen Ebenen.
Darüber hinaus haben wir, aufgrund der Bitte der Jugendsprecher bei ihrem letzten Seminar in Bremen, vereinbart, für sie und alle U23-Handballer/innen den Beitritt in den FFDH durch einen moderaten Beitrag zu erleichtern.
Ein weiterer Silberstreifen am Horizont ist, dass 180 der 270 Umfrageteilnehmer auf unsere Frage "Können sie sich vorstellen, unsere Ziele, Aufgaben und Leistungen zu unterstützen?", immerhin 90 mit "ja" geantwortet haben.
Zudem sind wir dabei, den Kreis der FDDH-Botschafter, Handballprominenten und seiner Fürsprecher auszubauen. Nach "Pitti" Petersen und "Blacky" Schwarzer konnten wir jüngst Frank von Behren dafür gewinnen und stehen kurz davor, aus dem "Trio ein Quartett" zu machen. Ist das unter Dach und Fach gebracht, dann lösen wir das Rätsel um den neuen Botschafter auf."

Und was tragen die geförderten Verbände, Vereine, der DHB und ihre Vertreter dazu bei, den FDDH, bekannt zu machen oder sogar neue Mitglieder und Spender zu gewinnen?
"Von Jahr zu Jahr erfahren wir dort mehr Akzeptanz. Das schon oben erwähnte, eigens dafür eingerichtete Internetportal steht den geförderten Einrichtungen zur Verfügung und wird von vielen genutzt. Am meisten durch das Veröffentlichen unseres Logos und den Links auf die FDDH-Homepage.
Ebenso werden unsere Anzeigenmotive veröffentlicht, etwa bei Länderspielen des DHB, in den Printmedien der Verbände, wie im Saarland und in Baden. Immer öfter werden auch unsere Pressemitteilungen und News übernommen. Doch eben nicht von allen. Da ist unser Wunsch, dass das immer mehr der Geförderten tun, sicherlich zu verstehen.
Unser größter Wunsch ist aber, dass noch mehr Vertreter der Verbände und Handballjugend persönlich auf die Menschen zugehen, die sie aus ihrem Umfeld kennen, und sie bitten, dem FDDH beizutreten oder Spenden zur Verfügung zu stellen. Gerade die persönliche Ansprache hilft am besten, neue Mitglieder und Spender zu finden und für den FDDH zu gewinnen."

Wie steht es um Zukunft im Deutschen Handball und was trägt der FDDH dazu bei?
"Mit dem präsidialen Führungswechsel im DHB, den dort gewählten Persönlichkeiten sowie beschlossenen Erneuerungskurs sind sehr große Hoffnungen verbunden, dass der Handball in Deutschland wieder zu seinen Stärken zurückfindet. Auch weil die Verbände hinter demgemeinsam erarbeiteten Konzept "Perspektive 2020 – Dem deutschen Handball eine Zukunft geben" stehen.
Wir wollen dazu beitragen, in dem wir gerade die Projekte und Vorhaben fördern und unterstützen, die dem Gewinnen von Kindern und Jugendlichen und der Mädchenhandball-Förderung dienen. Ebenso Konzepte und Lösungen für die demografische Entwicklung geben, wie bedarfsgerechte Spielbetriebe und alternative Spielangebote. Auch wollen wir den Kinder- und Schulhandball fördern.
Darauf zielte schon unsere Ausschreibung für die Anträge auf Förderung der Handballjugend im Jahr 2014 ab. So gingen 46 Anträge für Projekte und Vorhaben, 9 der DHB-Jugend, 37 aus 16 Verbänden, zwei Vereinen und einer Schule mit einem Gesamtvolumen von deutlich über 100.000 Euro ein.  35 der Anträge haben wir zugestimmt, für die wir in diesem Jahr Zuwendungen von 33.525 Euro zur Verfügung stellen. Darunter 18 in die Zukunft gerichtete Jugendprojekte, die wir mit 19.250 Euro unterstützen."

2016 feiert der FDDH sein 25-jähriges Jubiläum und 2017 der Handball in Deutschland sein 100-jähriges Bestehen. Haben Sie dafür schon Pläne?
"Konkrete Pläne noch nicht. Aber schon Gedanken. Die 25 Jahre FDDH werden wir wohl anlässlich unserer dann anstehenden 9. Mitgliederversammlung feiern und sicherlich alle ehren, die dem FDDH schon seit 1991 angehören. Auch wird es an dem Tag Neuwahlen geben und sich dann zeigen, wer den FDDH in die Zukunft führt, steuert und ihm Impulse gibt.
Beim 100-jährigen Jubiläum des DHB werden wir sicherlich dabei sein. Dieses wird kurz vor oder anlässlich der nach Deutschland vergebenen Frauen-Weltmeisterschaft 2017 gefeiert. Interessant ist dabei, dass 1917 acht Frauenmannschaften des Berliner Turner-Bundes mit dem Handballspielen begonnen haben.Erst 1920 spielten dann auch die Männer Handball."

Quelle: FDDH
Autor: Handball.de
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