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Interview mit Henning Opitz (Vorsitzender des FDDH) zur Hochwasserhilfe: "Warten bis die Suppe abgelaufen ist, dann unbürokratisch und schnell helfen"

20.06.2013 - 11:02 Uhr

Der Freundeskreis des Deutschen Handballs (FDDH) tut seit seiner Gründung im Jahre 1991viel Positives für den Handballsport und seine Protagonisten. Allein in diesem Jahr fördert er mit Spendengeldern hierzulande 25 Projekte mit Handballbezug, die schwerpunktmäßig mit Nachwuchs- und Talentförderungzu tun haben. Doch als nun die Hochwasserkatastrophe über Süd- und Ostdeutschland hereinbrach, stand für den FDDH außer Frage, wo die ehrenamtliche Power der Mitglieder in den kommenden Wochen und Monaten fließen würde:  In die direkte Hilfe für Hochwasseropfer. Genauso, wie es der gemeinnützige Verein schon vor elf Jahren machte, als in Deutschland schon einmal viele Flüsse über ihre Ufer traten. Über diesen bemerkenswerten Akt der Solidarität unter Handballern, zu der auch die Liga, der Verband und einige kleinere Initiativen ihren Teil beitragen, stand Henning Opitz, seit 1995 Vorsitzender des FDDH, in einem ausführlichen Interview Rede und Antwort.

Herr Opitz, angesichts der Hochwasserkatastrophe in Süd- und Ostdeutschland fühlte sich der Freundeskreis des Deutschen Handballs (FDDH) in die Pflicht genommen, zu helfen. Wie kam das zustande?
"Du meine Güte, da muss ich weiter ausholen. Bereits 2002, als Flüsse über ihre Ufer traten, hat sich der FDDH für die vom Hochwasser betroffenen Handballklubs eingesetzt, indem er zum einen selbst Geld zur Verfügung stellte, zum anderen die Koordination der angebotenen Hilfe übernahm. Der FDDH steuerte damals 5.600 Euro zum Hilfsfond bei, die Internationale Handball-Föderation (IHF), stellte beispielsweise 15.000 Euro in Form von Sachleistungen zur Verfügung."

Was für Sachleistungen waren das?
"Wir konnten damals durch die Unterstützung der IHF über ein Kontingent von Trikots, Hosen, Schuhen, Bällen und vieles mehr verfügen, das wir in der Zentrale in Basel abrufen konnten."

Und die haben Sie dann auf die Klubs verteilt?
"Wenn das so einfach wäre! Wir haben die Landesverbände angeschrieben, die uns die Vereine nannten, die aufgrund des Hochwassers in Not geraten waren. Anschließend haben wir uns mit den genannten Klubs in Verbindung gesetzt und im Rahmen unserer sicherlich bescheidenen Möglichkeiten geholfen, indem wir die angebotenen Hilfen entsprechend koordinierten."

Wie sah die Koordination Ihrer Hilfsaktionen dann aus?
"Nun, nehmen wir zum Beispiel die Sachleistungen der IHF, die uns, wie erwähnt, Sportsachen, also Hosen, Hemden, Schuhe, Bälle und so weiter, zur Verfügung gestellt hatte. Wir haben die betroffenen Vereine, deren Equipment trotz Einlagerung zerstört wurde, nach den Größen gefragt, dann Stücklisten erstellt und direkt an die IHF weitergeleitet. So ist es uns gelungen,15 Klubs und ihren Spielern in Sachsen und Sachsen-Anhalt ein Stückchenweiterzuhelfen. Die 5.600 Euro-Spende des Freundeskreises haben wirauf acht weitere Vereine verteilt, bei denen das Wasser unter anderem Sporthalleneinrichtungen, Hallenböden oder Büros komplett zerstört hatte."

Und nun, elf Jahre später, müssen sie bedauerlicherweise wieder helfen…
"Nicht bedauerlicherweise, sondern Gott sei Dank. Dass wir erneut helfen, steht für uns außer Frage. Aber wie schon 2002 brauchen wir dazu die Hilfe der Landesverbände, die uns sagen, bei welchen Klubs die Not am größten ist."

Ihnen ist es wieder gelungen, Verbündete gegen die Not um sich zu scharen, oder?
"Stimmt. Wir erhalten Unterstützung von mancherlei Seite. Da gibt es auch den Rostocker Förderverein für Handballnachwuchs, der als Mitglied im Freundeskreis des Deutschen Handballs spontan 1.000 Euro und den emotionalen Anstoß für unsere Aktion überhaupt gab. Mal abgesehen von der ehrenamtlichen Manpower  funktioniert unsere Hilfe zu 100 Prozent über Spenden, denn unser eigener Haushalt 2013, insgesamt über 25.000 Euro, ist bereits komplett vergeben durch entsprechende Zusagen an unsere Landesverbände. Leider meldet sich ja eine  Hochwasserkatastrophe nicht an – und Projekte, die Unterstützung benötigen und verdienen, gibt es auch so genug. Immerhin kam auch vom Freundeskreis noch einmal 1.000 Euro zusammen. Das hat im weitesten Sinne noch mit Spenden zu meinem 75. Geburtstag zu tun. Zudem erhielten wir schon über 1.000 Euro an Bargeldspenden aus Zuwendungen. Unter anderem vom Handball-Verband Schleswig Holstein, vom Handballkreis Nordfriesland und von anderen Spendern."

Haben Sie darüber hinaus aus der Handballszene weitere Unterstützung erhalten?
"Ja, zum Beispiel seitens des Deutschen Handballbundes. Dafür herzlichen Dank an das Präsidiumfür die großzügige Spende in Höhe von 6.000 Euro, mit der der Verband die Aktion „Handballer helfen Handballern” unterstützt und die wir zusammen mit den anderen Geldern und Sachspenden streng zweckgebunden einsetzen werden."

Hat sich die Handball-Bundesliga aus der Reserve locken lassen?
"Ja, das hat sie (lacht). Zusammen mit SPORT1 gibt es eine sehr sympathische Idee, um Solidarität zu zeigen. Für das Spiel um den Super Cup 2013, dass am 20. August zwischen THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt in Bremen ausgetragen wird, hat die DKB Handball-Bundesliga ein VIP-Paket für zwei Personen geschnürt. Zusätzlich gibt’s ein persönliches Treffen mit SPORT1-Moderatorin Anett Sattler und SPORT1-Experte Stefan Kretzschmar. Das gesamte Paket kann ersteigert werden, der Erlös kommt dann wiederum den von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Handballern zu. Ligageschäftsführer Frank Bohmann will auch noch mit weiteren Partnern der Liga sprechen. Und auch die IHF will prüfen, was ihre Partner machen können."

Sie sind zudem eng mit der Initiative „Handballer helfen” verzahnt. Das lag nahe, oder?
"Die Initiative geht zurück auf den Berliner Handballtrainer Daniel Untermann vom Polizei Sport Verein. Der betreibt zusammen mit dem Füchse-Spieler Johannes Sellin eine Personalagentur und verfügt über gute Kontakte in die Handballszene. Man darf sagen, dass der Mann ein sympathischer Handballverrückter ist. Der hat das Thema direkt aufgegriffen – mit großartiger Resonanz. Alle Sachspenden, die zu ihm kommen – Eintrittskarten oder andere Sachen – versteigert er ab dem morgigen Freitag bei Ebay. Die Reinerlöse und das gespendete Geld werden der Hochwasserhilfe dem FDDH zur Verfügung gestellt."
 
Wird denn schon konkret geholfen?
"Natürlich! Wir sammeln Spenden. Ich bin gespannt auf das gesamte Feedback dieser Aktion. Dann schreiben wir die Vereine an. Erst einmal muss die ganze Suppe ja wieder abfließen, um die Schäden zu begutachten. Sobald wir die bedürftigen Klubs kennen, fließen sowohl Sachspenden als auch Geldzuwendungen. Was wohin gehen wird, wird dann von Fall zu Fall und nach Bedarf entschieden. Sachspenden haben dabei ihren eigenen Charme. Eine Berliner Firma hat uns einen Fotokopierer zur Verfügung gestellt. Wenn ein Klub den braucht, um einen defekten zu ersetzen, dann kriegt er den."

Sie sind hoch engagiert in dieser Sache. Bleibt Ihnen momentan noch Zeit für andere Dinge?
"Meine Sache war und ist der Handball und seine Förderung. In unserem Freundeskreis treffe ich auf Gleichgesinnte. Wir verstehen uns hier lediglich als Schaltstelle, weil wir als FDDH über die entsprechenden Kontakte verfügen und rasch helfen können. Dafür setze ich mich sehr gerne und mit aller Kraft ein. Besonders freue ich mich über das Zusammenwirken der gesamten Handballfamilie, dies würde ich mir in anderen Bereichen auch wünschen."  

Quelle: DKB Handball-Bundesliga
Autor: Handball.de
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