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Interview mit Christian Fitzek (Geschäftsführer des VfL Bad Schwartau) vorm Pokal-Viertelfinale: "Auswärts sind die Rhein-Neckar Löwen zwei Nummern zu groß für uns"

20.02.2014 - 11:03 Uhr

Als Spieler hat Christian Fitzek den DHB-Pokal schon zweimal mit dem VfL Gummersbach gewonnen, als sportlicher Leiter beim HSV Handball hat er zwei weitere Erfolge nachgelegt. Der heute 43-Jährige weiß also, was es braucht, um in den k.O.-Duellen des Pokalwettbewerbs zu bestehen. Dieses Wissen scheint Fitzek nun auch beim VfL Bad Schwartau weitergegeben zu haben, bei dem er seit Sommer 2012 als Geschäftsführer fungiert. Denn nach zwei Achtelfinalteilnahmen in Folge steht der Zweitligist in dieser Saison sogar im Viertelfinale des DHB-Pokals. Dort warten am 26. Februar die scheinbar übermächtigen Rhein-Neckar Löwen auf den letzten im Wettbewerb verbliebenen Vertreter aus dem deutschen Unterhaus. Im Interview der Woche schätzt Fitzek die Chancen des VfL Bad Schwartau im Duell David gegen Goliath ein und denkt laut über eine Regeländerung im DHB-Pokal nach.

Herr Fitzek, Sie stehen mit dem VfL Bad Schwartau als letzter Vertreter der 2. Handball-Bundesliga im Viertelfinale des DHB-Pokals. Hat dieser Erfolg Signalwirkung für die Bedeutung des Unterhauses?
"Nein, das sicher nicht. Wir haben auch gar nicht den Anspruch, als Vertreter der zweiten Handball-Bundesliga für die Wertigkeit insgesamt einzustehen. Eins steht fest, der VfL Bad Schwartau hatte schon immer eine gute Rolle in der Pokalgeschichte gespielt. Schon in den Jahren 2012 und 2013 haben wir uns ins Achtelfinale gespielt. Der Einzug ins Viertelfinale passt also in die Chronologie und ist mit dem Sieg über den Erstligisten TSV Hannover-Burgdorf zugegebenermaßen eine tolle Sache. Signalwirkung hat dieser Erfolg nur für uns. Im Übrigen sind viele Klubs der 2. Handball-Bundesliga schlichtweg so gut, dass sie in ein Achtel- oder Viertelfinale vorstoßen können."

Aber für das Final 4-Turnier um den DHB-Pokal in Hamburg reicht es dann doch nicht? Wie schätzen Sie die Chancen im Viertelfinale (26.2 Februar, 19.30 Uhr) gegen die Rhein-Neckar Löwen ein?
"Ich habe immer gesagt, es gibt Mannschaften, gegen die können wir nicht gewinnen und es gibt Mannschaften, gegen die können wir gar nicht gewinnen (lacht). Zu letzteren gehören sicherlich die Rhein-Neckar Löwen. Als Champions-League-Teilnehmer sind die Löwen einfach zwei Nummern zu groß für uns. Gegen Mannschaften aus dem unteren Drittel der 1. Liga hätten wir zu Hause gegebenenfalls eine minimale Chance gehabt, aber auswärts in Mannheim wir es ein fast aussichtsloses Unterfangen für uns. Mit diesem Los hat die Partie für uns natürlich deutlich an Attraktivität verloren, nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich. In Bad Schwartau hätten wir mit Sicherheit vor vollem Haus und enthusiastischem Publikum gespielt. Jetzt werden wir in einer eher kleinen Halle in Mannheim antreten und für unsere Fans ist es ein enormer Aufwand. Kaum jemand wird unter der Woche eine Fahrt von 650 Kilometern auf sich nehmen. Hier zeigt sich exemplarisch, dass das Vorhaben, dass Vereine aus der zweiten Liga automatisch Heimrecht im DHB-Pokal genießen sollen, der Attraktivität des Wettbewerbes zu Gute kommen würde."      

Vor eigenem Publikum haben Sie auch in der Liga bisher die meisten ihrer bisherigen 21 Punkte geholt. Die bedeuten derzeit Tabellenplatz 11. Wie ist der Spagat zwischen dem etwas holprigen Liga-Alltag und dem Spiel des Jahres gegen die Rhein-Neckar Löwen zu schaffen?
"Ich betrachte unseren Liga-Alltag alles andere als holprig. Die Tabellenkonstellation ist enorm eng, den Tabellendritten trennen vom Tabellenzwölften gerade einmal vier Punkte. Und wir sind momentan voll im Tritt, haben schwere Spiele, wie gegen die TSG Friesenheim und beim TV Neuhausen gewonnen, bei denen man nicht unbedingt davon ausgehen musste, dass wir sie unbeschadet überstehen. Betrachtet man diese Ausgangslage, sind wir in der Liga absolut im positiven Bereich. Dies gilt im Übrigen auch für den Pokalwettbewerb. Immerhin stehen wir im Viertelfinale. Dagegen ist die Begegnung gegen die Rhein-Neckar Löwen nicht unser Spiel des Jahres. Das wäre es eventuell zu Hause gewesen. Jetzt ist es, überspitzt gesagt, mit der weiten Anreise nur ein Kostenfaktor. Natürlich sind wir Profis und werden in diesem Spiel Vollgas geben, aber die Rhein-Neckar Löwen müssten uns schon von sich aus eine Chance an die Hand geben. Realistisch betrachtet ist das Ligaspiel am darauffolgenden Samstag gegen die HSG Nordhorn wahrscheinlich wichtiger."

Neben Ihrer Rolle als Geschäftsführer beim VfL Bad Schwartau sind Sie Mitglied im Präsidium der Handball-Bundesliga. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der 2. Handball-Bundesliga, seitdem diese Eingleisig ist?
"Ich denke, die Einführung in der Saison 2011/12  war richtig. Allerdings gab es damals die Überzeugung, dass es gelingen würde, Bedeutung und Außendarstellung der 2. Handball-Bundesliga deutlich zu steigern, beispielsweise durch einen Namenssponsor. Inzwischen sind wir diesbezüglich  in der Realität angekommen. Man darf nicht vergessen, dass die zweite Liga, zumindest was die Sponsoren angeht, eine regional orientierte Liga ist. Für unsere Sponsoren macht es kaum Sinn, sich überregional zu engagieren. Und Sponsoren, die sich überregional präsentieren wollen, tun dies nur, wenn beispielsweise auch die TV-Zeiten stimmen. Diese halten sich bekanntlich in Grenzen. Eine solche Zwickmühle ist schwer zu knacken, wir müssen einfach dran bleiben. Unbestritten ist, dass die eingleisige 2. Handball-Bundesliga sportlich sehr viel stärker ist als zuvor, die Mannschaften sind allesamt gut aufgestellt."

Als Spieler waren Sie sehr erfolgreich im DHB-Pokal, haben den Cup zweimal mit dem VfL Gummersbach gewonnen. Außerdem kennen Sie die Austragungsstätte des Final 4-Turniers in Hamburg aus Ihrer Zeit als Trainer und sportlicher Leiter beim HSV Handball. Was würde Ihnen ein Halbfinaleinzug mit dem VfL Bad Schwartau vor diesem Hintergrund bedeuten?
"Stimmt, als Spieler und auch in anderer Funktion kenne ich die Wahnsinns Atmosphäre der Halle. Vor ausverkauften Rängen zu spielen, zu verlieren und zu gewinnen. Diese Erlebnisse vergisst man nie. Für den VfL Bad Schwartau mag ich mir eine solche Situation kaum vorstellen. Sportlich wäre der Weg ins Final 4-Turnier ein Volltreffer. Mal ganz davon abgesehen, dass es auch wirtschaftlich für uns sehr attraktiv wäre. Ganz ehrlich, das wäre so ein Wahnsinn, so unvorstellbar, dass ich dafür gar keine Worte finde. Wahrscheinlich würde ich erst einmal eine Woche in den Urlaub fahren, um mich allein von der Qualifikation zu erholen (lacht)."  

Quelle: DKB Handball-Bundesliga
Autor: Handball.de
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