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Interview mit Anna Loerper (Spielerin der Saison in der 1. Liga): "Ich definiere meine Leistung nicht über Tore"

18.05.2016 - 15:40 Uhr

In dieser Saison sorgte Anna Loerper mit der TuS Metzingen für Aufsehen: Der Titel blieb dem Team zwar verwehrt, doch mit dem Einzug in das Finale des EHF-Pokals und der Vizemeisterschaft gelangen dennoch Ausrufezeichen. Kopf der TuSsies ist die über 200-fache Nationalspielerin, die zudem mit 208 Treffern auch auf dem zweiten Platz der Torschützinnenliste landete. Bei der erstmals von der Handball-Bundesliga der Frauen durchgeführten Wahl zur Spielerin der Saison fand sich Anna Loerper unterdessen auf dem ersten Platz, sowohl bei den befragten Trainern wie auch bei den Spielerinnen. Die Auszeichnung durch die Konkurrenz sei etwas Besonders, so Loerper, "da sie die handballerische Leistung nochmal anders bewerten können".

Zunächst: Glückwunsch zur Wahl der Spielerin der Saison in der 1. Bundesliga. Sowohl bei den Trainer- wie auch den Stimmen der Mitspielerinnen hast Du eine überwältigende Mehrheit bekommen. Ist es daher eine besondere Auszeichnung?
Anna Loerper: Vielen Dank! Ich freue mich sehr über diese Auszeichnung. Natürlich ist es etwas besonderes von den Trainern und Trainerinnen sowie Spielerinnen gewählt zu werden, da sie die handballerische Leistung nochmal anders bewerten können und es kommt nicht oft vor, dass man in einer Mannschaftssportart alleine geehrt wird.

Bei der Wahl hast du Angie Geschke hinter Dir gelassen, mit der Du Dir im Kampf um die Torjägerkrone lange Zeit ein enges Rennen geliefert hast.
Anna Loerper: Angie hat eine sehr gute Saison gespielt und ich gratuliere ihr zur Torjägerkanone! Ich definiere meine Leistung jedoch nicht über Tore, als Spielmacherin möchte ich vor allem meine Mitspielerinnen in Szene setzen und das Spiel steuern.

Auf Rang 3 der Wahl zur Spielerin der Saison kam mit Julia Behnke eine Mitspielerin von Dir im Verein und der Nationalmannschaft ins Ziel...
Anna Loerper: Julia hat eine überragende Saison gespielt und ihre Verletzung hat uns am Ende sehr weh getan. Sie ist eine bedeutende Stütze in unseren Mannschaft und ganz wichtig für "mein" Spiel. Ganz sicher wird sie in den nächsten Jahren eine feste Größe in der Nationalmannschaft sein.

Wie verlief die Saison für Dich persönlich? Hast Du ein Highlight der Spielzeit?
Anna Loerper: Ich persönlich konnte meine gute Form und vieles was ich von Alex Job und Marielle Bohm gelernt habe aus der letzten Saison mit in die neue nehmen. Csaba Konkoly hat mir dazu auch die Freiheiten gegeben. Insgesamt bin ich zufrieden mit mir, hätte mich bzw. uns jedoch gerne für die gute Arbeit belohnt. Highlights waren sicherlich unsere EHF Cup Spiele in Tübingen bei denen wir eine wahnsinnige Unterstützung der Fans erfahren haben. Danke nochmal dafür.

Du sprachst das uns an. Wie lautet das Fazit für Deinen Verein TuS Metzingen? Ihr habt lange in der Meisterschaft geführt, habt das Finale im EHF-Pokal erreicht - auch ohne einen Titel zufrieden?
Anna Loerper: Nach der Weltmeisterschaft hatten wir eine kurze Schwächephase und mussten Niederlagen gegen den BVB, THC und den HCL im Pokal einstecken. Danach konnten wir jedoch eine wahnsinnige Siegesserie starten und sind ins Finale des EHF Cups gestürmt. Leider fehlten uns am Ende der Saison durch verletzungsbedingte Ausfälle auch ein wenig die Kräfte um einen oder eventuell zwei Titel zu erringen.
Letztendlich ist die Saison für die TuS Metzingen aber eine riesige Sensation. Auch in Hinblick auf die letzten Jahre hat sich der Verein unter der Führung von Ferenc Rott zu einem Top Club in Deutschland entwickelt. Natürlich sind wir traurig über die verpassten Chancen, können aber mit unserer Saison und zwei Silbermedaillen zufrieden sein.

Im Europapokalfinale hast Du Dich verletzt. Wie schlimm ist es?
Anna Loerper: Ja leider konnte ich die letzten beiden Punktspiele der Saison nicht mehr bestreiten. Ich habe mir im Finalspiel einen kleinen Muskelfaserriss zugezogen, der aber in circa zwei bis vier Wochen verheilt sein sollte.

Die Entwicklung bei der TuS Metzingen geht stetig voran. Was ist von den TusSies in der kommenden Saison zu erwarten?
Anna Loerper: Erst einmal muss die jetzige Saison verarbeitet werden und es kommt gerade für mich etwas zu früh sich über nächste Saison Gedanken zu machen. Ich bin mir jedoch sicher, dass sich der Verein weiterhin professionalisieren wird und wir wieder eine schlagkräftige Mannschaft haben werden. Die Weiterentwicklung steht in Metzingen immer an erster Stelle!

Mit 31 Jahren gehörst Du mittlerweile zu den erfahrenen Spielerinnen der Handball Bundesliga Frauen, bei Metzingen gar die älteste. Wie sehen Deine Pläne für die Zukunft aus?
Anna Loerper: Ein großes sportliches Ziel ist es bei der WM 2017 in Deutschland dabei zu sein. Nationalspielerin zu sein hat mir immer einen extra Motivationsschub, auch für das tägliche Training gegeben und es wäre ein Traum meine internationale Karriere so zu beenden. Der Bundesliga möchte ich jedoch noch etwas länger erhalten bleiben und mir ein zweites Standbein "nebenbei" aufbauen, bevor ich meine Handball-Schuhe an den Nagel hänge.

Beim Nationalteam hat jetzt mit Michael Biegler ein neuer Trainer übernommen. Wie ist Dein erster Eindruck vom "neuen Wind" rund um das DHB-Team, auch wenn Du beim ersten Lehrgang nun verletzungsbedingt fehlst?
Anna Loerper: Mein erster Eindruck ist rundum positiv. Es gab sehr offene und ehrliche Gespräche. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und spüre auch schon eine gewisse Aufbruchsstimmung. Ganz fehlen werde ich der Mannschaft nicht, da ich meine Reha und hoffentlich den Trainingseinstieg auch vor Ort machen darf.

Rückblick: Du hast 2003 in Leverkusen Dein erstes Bundesligaspiel absolviert, später dann auch noch in Oldenburg gespielt und jetzt in Metzingen. Wie beurteilst du die Entwicklung der Liga in diesen nun dreizehn Jahren?
Anna Loerper: Die Entwicklung der Liga, gerade in der jetzt abgelaufenen Spielzeit, sehe ich als sehr positiv an. Ich bin Fan von einer einfachen Doppelrunde, dort wird die Konstanz eines ganzen Jahres belohnt. Für den anderen Modus hat man den Pokalwettbewerb. Leistungsmäßig hat die Spitze sich verdichtet und Mannschaften wie Dortmund, Bietigheim oder wir können plötzlich oben mitspielen. Der härtere Wettbewerb tut allen Spielerinnen gut und für die Zuschauer wird es auch interessanter.

Quelle: hbf-info.de
Autor: Handball.de
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