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HSG Wetzlar: Umbruch, Verletzungspech und Verständigungsprobleme

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HSG Wetzlar: Umbruch, Verletzungspech und VerständigungsproblemeFoto: Eibner-Pressefoto
12.09.2013 - 15:38 Uhr

In der vergangenen Saison begeisterte die HSG Wetzlar die gesamte Bundesliga. Der siebte Tabellenplatz war eine echte Sensation. Nun allerdings sind die Hessen zurück im Tabellenkeller - auch Weltstar Ivano Balic kann daran nichts ändern. 

Als vergangene Spielzeit die gesamte Bundesliga über den Siegeszug der HSG Wetzlar staunte, warnte Kai Wandschneider (53) bereits vor einer schwierigen Zukunft. “Ein Umbruch braucht Zeit. Was nächste Saison wird, bleibt abzuwarten”, sagte der Trainer im Dezember 2012. Seine Befürchtungen haben sich bewahrheitet. Die vielen Veränderungen im Kader spülten seinen Verein in die unteren Tabellenränge. Sieben Spieler haben Wetzlar verlassen, neun Akteure sind hinzugekommen. Aus der zusammengewürfelten Truppe eine echte Mannschaft zu formen, ist laut Wandschneider “eine Mammutaufgabe”. 

Zumal das Verletzungspech die Aufgabe erschwert. Daniel Valo (34, Kreuzbandriss) Adnan Hermandic (30, Daumenbruch), Magnus Dahl (24, Augenverletzung), Christian Rompf (26, Gehirnerschütterung) und vor allem Kevin Schmidt (25, Hüftverletzung) fehlen dem Team. “Schmidt bringt eine ganz besondere Klasse mit. Das lässt sich durch einen zweiten Mann nicht ersetzen”, erklärt Wandschneider. Nach vier Spieltagen hat seine Mannschaft lediglich einen Sieg gegen TuS N-Lübbecke vorzuweisen. Wirklich überrascht ist davon niemand. “Spätestens als in der Vorbereitung viele verletzt waren, war uns klar, dass das ganz schwer wird”, so Kreisläufer Jens Tiedtke (33). In einem Punkt sind sich alle einig: In der Spielzeit 2013/2014 geht es einzig und allein gegen den Abstieg. 

Ein Weltstar sucht nach seiner Form 

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Ivano BalicFoto: Eibner-Pressefoto

Die Verpflichtung von Megastar Ivano Balic, der vom insolventen Atletico Madrid nach Deutschland wechselte, war der große Coup dieses Sommers. Eine Verstärkung ist der 34-Jährige bisher allerdings nicht. Der Rückraumspieler scheint auf dem Feld von der Mannschaft noch isoliert zu sein. Spätestens wenn das Spiel schneller wird, steht Balic daneben - und schaut zu. “Er kennt die Mannschaft noch nicht, wir kennen auch ihn noch nicht. Daran müssen wir arbeiten”, sagt Tiedtke. Mangelnde Fitness und Verständigungsprobleme erschweren dem Kroaten das Leben zusätzlich. Immerhin befindet sich Balic damit in guter Gesellschaft: Drei Spieler der HSG Wetzlar können sich mit ihren Mannschaftskameraden sprachlich kaum verständigen. 

Der Erfolg der vergangenen Saison scheint für den Verein mehr Fluch als Segen zu sein. Nicht zuletzt weil der Etat von rund drei Millionen Euro nicht erhöht wurde, waren herausragende Spieler nicht zu halten. “Wir stecken in einer prekären Situation, vor der ich nur warnen kann”, sagt Wandschneider. Immerhin den Verlust des Torwart-Duos Marinovic/Weber scheint der Verein gut weggesteckt zu haben. Die Qualitäten von Andreas Wolff (22) und Magnus Dahl sind unbestritten. Zudem leiht Wetzlar nun nach der Augenverletzung von Dahl den 41jährigen José Hombrados (zuletzt Atletico Madrid) für ein Jahr aus. Dafür allerdings schmerzen die Abgänge der Zwillinge Michael und Philipp Müller (28, beide Melsungen) sehr. “Das waren echte Charakterköpfe, ganz erfahrene Spieler”, sagt Tiedtke. “Die haben eine Lücke hinterlassen, die sich nicht so einfach schließen lässt.” 

Wolff fehlt die Unterstützung der Abwehr

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Kai WandschneiderFoto: Eibner-Pressefoto

Die Schwächen der Mannschaft sind unübersehbar. Das weiß auch der Trainer: “Wir sind im Bereich Kondition und Schnelligkeit nicht in der Verfassung der vergangenen Saison. Das Umschalten haben wir nicht drin. Das liegt einfach an der verkorksten Vorbereitung.” Nicht nur im Angriff, sondern noch viel mehr in der Verteidigung zeigen sich die Defizite. Eigentlich ist es das System von Kai Wandschneider, den Gegner mit verschiedenen Deckungssystemen zu attackieren. Mit einer nicht eingespielten Mannschaft ist das ein Ding der Unmöglichkeit. 

Besonders stark besetzte Mannschaften wie der HSV, die am Mittwochabend souverän mit 35:26 siegten, nutzen die Lücken aus. Das stimmte auch Schlussmann Andreas Wolff, der in Hamburg eine eigentlich starke Partie ablieferte, ratlos. “Vielleicht hätte ich noch ein paar mehr Bälle halten können. Aber mir fehlte auch die Unterstützung der Abwehr.” Es wird noch eine ganze Zeit lang dauern, bis bei der HSG Wetzlar das Zusammenspiel funktioniert. Laut des Trainers ist das keine Frage von Wochen, sondern vielmehr eine Frage von Monaten. Er weiß allerdings auch: “Die Bundesliga wartet nicht auf uns.” 

Autor: Oliver Jensen
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