Startseite » Männer » 1. Bundesliga Männer » Interviews & Reportagen » Hannover-Burgdorf: Wenig Geld, maximaler Erfolg

Hannover-Burgdorf: Wenig Geld, maximaler Erfolg

Die TSV Hannover-Burgdorf ist eine der Überraschungsmannschaften der SaisonZoom
Die TSV Hannover-Burgdorf ist eine der Überraschungsmannschaften der SaisonFoto: Eibner-Pressefoto
28.02.2013 - 11:35 Uhr

Die TSV Hannover-Burgdorf ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Allzu viele Auswirkungen auf das Budget hat das nicht. Wird die starke Saison daher nur eine Momentaufnahme sein? 

Die Bombe platzte nach dem Spiel. Hannover-Trainer Christopher Nordmeyer (45) erhob schwere Vorwürfe gegen das Schiedsrichtergespann Colin Hartmann/Stefan Schneider und den HSV. “Wir waren in der Schlussphase häufig ein Mann weniger”, sagte er nach dem 26:26. “Es wurden Entscheidungen getroffen, die man nicht verstehen kann. Das ist nicht gut für den Handball. So werden immer Menschen, die mehr Macht haben, auch mehr Erfolg haben.” Tatsächlich mögen einige Entscheidungen gesprächswürdig gewesen sein - allerdings auf beiden Seiten. Dementsprechend entrüstet reagierte HSV-Trainer Martin Schwalb: “Zu unterstellen, dass wir mehr Macht haben und dass deswegen irgendwelche 2-Minuten Strafen ausgesprochen wurden, geht gar nicht. Man muss schon aufpassen, was man sagt.” 

Die verbale Auseinandersetzung bei der Pressekonferenz ließ das Spiel fast in Vergessenheit geraten. Dabei haben die Hannoveraner eine starke Partie abgeliefert. In der 47. Minute erarbeiteten sie sich sogar ein Fünf-Tore Vorsprung. Erst in den Schlussminuten verloren sie den Faden. “Ein Sieg wäre nicht unverdient gewesen”, sagte Torwart Martin Ziemer. “Dass sieht man daran, wie der HSV den Punkt feiert und dass wir mit hängenden Köpfen vom Feld gehen.” Der 29-Jährige erwies sich in den schweren Minuten wieder einmal als Führungsspieler. Sofort nach Spielende trommelte er seine Teamkollegen zusammen, bildete einen verschworenen Kreis. “Ich habe den Mitspielern gesagt, dass man nie weiß, wann man wieder in Hamburg einen Punkt holt. Wir können stolz darauf sein.” 

Die Überraschungsmannschaft 

Trainer Christopher Nordmeyer und sein TeamZoom
Trainer Christopher Nordmeyer und sein TeamFoto: Eibner-Pressefoto

Stolz kann Hannover-Burgdorf auf die gesamte Saison sein. Kaum ein Experte hätte die TSV, die die letzten Jahre gegen den Abstieg spielte, im oberen Tabellendrittel erwartet. Zumal ein halbes Dutzend Neuzugänge zu integrieren waren. “Zu Saisonbeginn haben wir drei Heimspiele gegen Kiel, den HSV und die Löwen verloren”, erinnert sich Nordmeyer. “Bereits damals habe ich gesagt, dass wir diese Spiele auch hätten gewinnen können. Nur die Mannschaft hat nicht daran geglaubt. Später haben wir einige überraschende Punkte geholt. So entstand der Glaube an uns selbst.” 

Die Erfolge der Handballer werden in Hannover wahrgenommen. Der beste Beweis: Die Neue Presse wählte die TSV Hannover Burgdorf zur Mannschaft des Jahres 2012 - noch vor der Fußballmannschaft von Hannover 96. “Auch die Berichterstattung in den Medien und das allgemeine Feedback hat sich gut entwickelt”, sagt Geschäftsführer Benjamin Chatton. Allzu große Auswirkung auf die Finanzen hat das allerdings nicht. Der Zuschauerschnitt aus dem Vorjahr von 3.079 hat sich kaum verändert. Auch die Sponsoren stehen nicht sofort Schlange. “Ein kurzfristiger sportlicher Erfolg wirkt sich nicht zwingend gleich auf den Etat aus”, sagt Chatton. “Eine gute Halbserie reicht nicht, um sich nachhaltig weiterzuentwickeln. Dafür müssten wir auch kommende Saison gut spielen.” 

Europapokal wäre ein Zuschussgeschäft

Morten Olsen verlässt Hannover nach dieser SaisonZoom
Morten Olsen verlässt Hannover nach dieser SaisonFoto: Eibner-Pressefoto

Der Geschäftsführer gibt sich keinen Illusionen hin: “Wir können nicht davon ausgehen, dass Mannschaften mit einem höheren Etat wie der HSV, Magdeburg und Göppingen dauerhaft hinter uns stehen werden.” Mit 2,3 Millionen Euro haben sie den drittgeringsten Etat der Liga. Selbst eine Qualifikation für den Europapokal würde laut Chatton wenig daran ändern: “Finanziell ist nur die Champions League interessant. Der Europapokal bringt zwar Renommee, ist aber meist ein Zuschussgeschäft.” 

Umso schwieriger wird es sein, auch in der kommenden Saison eine Top-Mannschaft zusammenzustellen. Besonders der Weggang von Topscorer Morten Olsen (Bjerringbro Silkeborg) dürfte kaum zu kompensieren sein. “Es gibt in Europa nicht viele mit so einer Wurfkraft”, weiß der Geschäftsführer. Immerhin stehen mit Torwart Nicolai Weber (32, HSG Wetzlar) und dem linken Rückraumspieler Borut Mackovšek (20, RK Celje) auf anderen Positionen bereits zwei Zugänge fest. 

Autor: Oliver Jensen
Diesen Beitrag im Forum diskutieren



Der Handball.de Vereinsrabatt

Zurück