Startseite » Männer » 1. Bundesliga Männer » Interviews & Reportagen » GWD Minden: Wird mit Hasanefendic alles besser?

GWD Minden: Wird mit Hasanefendic alles besser?

GWD-Trainer Sead HasanefendicZoom
GWD-Trainer Sead HasanefendicFoto: Eibner-Pressefoto
24.03.2013 - 23:13 Uhr

An einer 21:33 Niederlage lässt sich normalerweise nichts Positives finden. Minden Trainer Sead Hasanefendic jedoch war mit dem Auftritt seiner Mannschaft beim HSV nicht unzufrieden. “Unser Ziel war es, Selbstvertrauen zu tanken, nicht zu gewinnen. Das wäre vermessen gewesen”, sagte der 64-Jährige.

Besonders in der ersten Halbzeit habe er positive Ansätze gesehen. Die Verteidigung stand kompakt, die Tempogegenstöße funktionierten. Nach zehn Minuten lag der Aufsteiger sogar mit 2:5 in Führung. Letztendlich scheiterten sie an einem starken Johannes Bitter im Tor des HSV, aber auch an der mangelnden Kaltschnäuzigkeit. Ein gutes Beispiel: Beide Mannschaften bekamen jeweils 6 Siebenmeter zugesprochen. Während der HSV alle verwandelte, landeten bei Minden nur zwei Würfe im Tor. “Hamburg hat eine viel bessere Mannschaft als wir”, so Rechtsaußen Aleksander Svitlica (30). “Zumal der HSV den Vorteil hat, viel mehr Spieler zu haben und häufiger durchwechseln zu können.” 

Sieglos im Jahre 2013 

Aleksander SvitlicaZoom
Aleksander SvitlicaFoto: Eibner-Pressefoto

Nach einer zweijährigen Abstinenz von der höchsten Spielklasse Deutschlands wollten die Grünen aus Minden sich in der Bundesliga etablieren. Die ordentliche Hinrunde machte Hoffnung. Im Jahre 2013 stehen jedoch 6 Niederlagen in 6 Spielen zu Buche. Darunter auch gegen direkte Konkurrenten wie Essen und Neuhausen. Die Abstiegssorgen sind groß. Trainer Ulf Schefvert (55) wurde eineinhalb Wochen nach dem verlorenen Spiel gegen Göppingen beurlaubt. Sead Hasanefendic, Trainer der Saison 2010, soll Minden wieder auf Kurs bringen. Eine schwierige Aufgabe. Bei der Niederlage in Lübbecke war der psychologische Effekt des Trainerwechsels nicht sichtbar. “Das Spiel war ein Schock für uns”, gibt Svitlica zu. “Aber nun trainieren wir sehr gut. Wir haben jetzt gegen den HSV bereits besser gespielt als zuvor.” 

Sead Hasanefendic weiß, dass der Klassenerhalt eine schwierige Aufgabe wird. “Unserer Mannschaft fehlt sehr vieles”, sagt er. “Die Verteidigung stand gegen den HSV zwar teilweise kompakt, aber wir müssen das über 60 Minuten hinbekommen.” Auch das Spiel nach vorne ist verbesserungswürdig. Es sei zu langsam und vor allem zu ungefährlich. Dass Johannes Bitter 21 von 37 Würfen parierte, ist ihm ein Dorn im Auge: “Natürlich ist er ein toller Torwart. Aber ob nun beim Siebenmeter oder beim Gegenstoß, wir müssen diese Tore machen.” Möglicherweise ist es eine Frage des Selbstvertrauens, möglicherweise auch der mangelnden Qualität. “Wir haben mit Nenad Bilbija nur einen Spieler, der wirklich Gefährlichkeit ausstrahlt. Alle anderen müssen über das Kollektiv kommen”, so der Trainer. 

Abhängig von Bilbija und Schmidt 

Nenad BilbijaZoom
Nenad BilbijaFoto: Eibner-Pressefoto

Das Spiel der Mindener ist sehr abhängig von der Form des linken Rückraumspielers Bilbija (127 Saisontore) und des Linksaußen Alijoscha Schmidt (114 Tore). Treffen der 29-Jährige und der 28-Jährige nicht, ist auch von den Mannschaftskameraden meist wenig zu erwarten. Hasanefendic kritisierte bereits, dass speziell aus dem rechten Rückraum zu wenig Torgefahr ausgeht. Schwer vorstellbar, dass sich daran etwas ändert. Christoph Steinert ist völlig außer Form und die Trefferqoute von Evars Klesniks lässt sich als stark ausbaufähig bezeichnen. Ebenfalls problematisch: Rückraumspieler Dalibor Doder (33) fällt wegen einer Knieverletzung die nächsten fünf Wochen aus, Kreisläufer Vignir Svavarsson (32) mit einem Kreuzbandriss sogar die restliche Saison. „Uns fehlt eine ganze Achse“, bedauert Hasanefendic. 

Ursprünglich wollte Manager Horst Bredemeier (60) für Svavarsson Ersatz verpflichten. Doch „es war niemand verfügbar, der uns wirklich weitergebracht hätte und eine halbherzige Verpflichtung wollen wir nicht.“ Überhaupt fehlt den Mindenern bei Transfers das glückliche Händchen. Der Däne Anders Oechsler (33), der die junge Mannschaft führen sollte, war sowohl bei Schefvert wie auch jetzt bei Hasanefendic nur zweite Wahl. Ein kleiner Lichtblick sind die Spieler aus der eigenen Jugend. Kreisläufer Nils Torbrügge (20) erzielte in Hamburg seine ersten beiden Bundesligatore. “Das freut mich sehr für ihn. Solche Spieler werden die Zukunft sein”, sagt Hasanefendic. 

Bis es soweit ist, müssen die erfahrenen Spieler für den Klassenerhalt sorgen. Nach einem Auswärtsspiel bei Balingen-Weilstetten stehen drei Heimspiele gegen Großwallstadt, Melsungen und Lemgo an. “Wir werden alles tun, um diese Spiele zu gewinnen”, sagt Svitlica. Nenad Bilbija ergänzt: “Wir müssen die Spielphilosophie unseres neuen Trainers so schnell wie möglich umsetzen. Ich glaube, das dürfte dann reichen, um noch sechs Punkte bis zum Saisonende zu holen.” Und auch Trainer Hasanefendic, dessen Vertrag zunächst nur bis Saisonende gilt, weiß um den Ernst der Lage: “Wir sind in einer schwierigen Situation. Aber wir werden auf die Leistung gegen Hamburg aufbauen können.” Am Mittwoch in Balingen muss er sich an diesen Worten messen lassen. 

Autor: Oliver Jensen
Diesen Beitrag im Forum diskutieren



Der Handball.de Vereinsrabatt

Zurück