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Füchse Berlin in Personalnot - In der Jugend liegt die Kraft

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Dagur Sigurdsson und die Bank der FüchseFoto: Eibner-Pressefoto
29.03.2014 - 12:18 Uhr

Die Füchse Berlin wollen verstärkt auf die eigene Jugend setzen. Aufgrund des großen Verletzungspechs müssen sie ihre Nachwuchsspieler nun sogar häufiger als gedacht ins kalte Wasser werfen. Dabei stehen die vielleicht wichtigsten Wochen der Vereinsgeschichte bevor. 

Manche sprachen von einer Wettbewerbsverzerrung, andere von einem unsportlichen Verhalten. Die Füchse Berlin haben das Auswärtsspiel am Donnerstag beim HSV zum bunten Experimentieren genutzt. Hinten mit einer offensiven Abwehr in verschiedenen Varianten, vorne mit sieben Feldspielern. Es wurde zu einem Desaster. In der Verteidigung waren sie löchrig, im Angriff standen sich die Akteure gegenseitig auf den Füßen. Zur Halbzeit lagen sie bereits mit 20:11 zurück. Die 39:32 Niederlage fiel noch schmeichelhaft aus. Trainer Dagur Sigurdsson (40) verteidigte seine misslungenen Versuche: „Wir wollen neue Sachen weiterentwickeln. Wenn man alle drei Tage ein Spiel hat, geht es halt nicht anders.“ Das sah Rechtsaußen Markus Richwien (28) genauso: „Wir sind in einer Personalnot. Da muss man eben etwas Neues ausprobieren.“ 

Keine Rückkehr von Christophersen in Sicht

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Heinevetter im Gespräch mit StochlFoto: Eibner-Pressefoto

Tatsächlich ist die Mannschaft um Kapitän Iker Romero (33) die letzten Wochen um ihre personelle Situation nicht zu beneiden. Bartlomiej Jaszka (30, Schulterentzündung), Paul Drux (19, Bänderriss), Pavel Horak (31, Fuß) und Sven-Sören Christophersen (28, Knie) fehlen. Ausgerechnet jetzt, wo die vielleicht wichtigsten Wochen der Vereinsgeschichte bevorstehen. Am 12./13. April findet das Final Four um den DHB Pokal statt, am 17./18. Mai das Final Four in eigener Halle um den EHF Cup. Schlüsselspieler wie Horak und Christophersen werden dringend gebraucht. Sigurdsson verbreitet kein Optimismus: „Bei Horak ist leider ein altes Problem aufgetreten. Und Christophersen ist schon seit Monaten nicht mehr im Mannschaftstraining. Es gibt kein Signal, dass er bald zurückkehrt.“ 

Im Halbfinale des DHB-Pokals geht es gegen MT Melsungen. Dass der Sieger kommendes Jahr für den EHF Cup qualifiziert ist, verleiht dem Duell eine zusätzliche Brisanz. Eine Prognose möchte der vom Verletzungspech geprägte Trainer nicht wagen: „Niemand weiß, wie die Kader dann aussehen werden. Melsungen ist einigermaßen komplett. Aber wir müssen ein wenig basteln. Selbst wenn verletzte Spieler zurückkehren, ist nicht sichergestellt, dass sie gleich die Routine haben und dass das Zusammenspiel funktioniert.“ Das personelle Herumexperimentieren könnte allerdings auch einen kleinen Vorteil haben. Der Übungsleiter führt fort: „Keine Mannschaft ist momentan so unberechenbar wie wir. Man weiß, was man von den übrigen Final Four Teilnehmern Flensburg, den Löwen und Melsungen erwarten kann. Aber bei uns bin ich selber gespannt, was da herauskommen wird.“ 

Der Nachwuchs muss lernen

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Markus RichwienFoto: Eibner-Pressefoto

Aus der Not eine Tugend machen - genau das scheint den Füchsen im Blut zu liegen. Ohnehin war es das Konzept, zukünftig verstärkt auf die Jugend zu setzen. Wenn die A- und B-Jugend Deutscher Meister wird, muss schließlich genügend Talent im Unterbau vorhanden sein. Durch das Verletzungspech wurde der Nachwuchs nun sogar häufiger als gedacht eingesetzt. In Hamburg standen mit Kreisläufer Jonas Thümmler (20) sowie den Rückraumspielern Oliver Milde (20, wechselt im Sommer zu Bad Schwartau), Jaron Siewert (20) und Fabian Wiede (20) gleich vier Akteure der Jahrgänge 93/94 auf dem Parkett. „Die sind alle talentiert und haben eine gute Ausbildung von der A-Jugend. Wichtig ist, dass man ihnen die Möglichkeit gibt, etwas zu lernen“, sagt Markus Richwien. Mögen die Einsätze einiger junger Spieler auf das Verletzungspech der Kollegen zurückzuführen sein, so sieht die Situation bei Wiede ganz anders aus. Dem rechten Rückraumspieler, der momentan auch in der Mitte häufig aushilft, wurde ohnehin in naher Zukunft eine Schlüsselrolle zugetraut. „Er hat in dieser Saison einen riesengroßen Schritt gemacht“, sagt Sigurdsson. 

Überhaupt herrscht in Berlin viel Zufriedenheit. Angesichts des großen Umbruchs im vergangenen Sommer (sieben Ab- und sechs Zugänge) sowie den vielen Verletzungsausfällen ist der derzeitige fünfte Tabellenplatz ein ordentliches Zwischenergebnis. „Nun freuen wir uns auf die Final Fours. Darauf liegt der Fokus. Wir wollen einen Pokal gewinnen“, stellt Richwien klar. Für ihn wäre es der krönende Abschluss nach acht Jahren Vereinszugehörigkeit. Sein im Sommer auslaufender Vertrag wurde nicht verlängert. Das Ziel des Rechtsaußen ist noch unbekannt. „Ich befinde mich in Gesprächen. Ich könnte nächstes Jahr weiter in Deutschland, eventuell aber auch im Ausland spielen“, verriet er gegenüber HANDBALL.DE.

Autor: Oliver Jensen
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