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Final 4: Marcus Ahlm & Viktor Szilagyi im Interview

Viktor Szilagyi von der SG Flensburg-HandewittZoom
Viktor Szilagyi von der SG Flensburg-HandewittFoto: SG Flensburg-Handewitt
10.05.2012 - 12:44 Uhr

Das Final 4 in Hamburg war ein Handballfest. Das Finale zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg Handewitt (33:31) hätte kaum spannender sein können. Wir von Handball.de waren vor Ort und sprachen nach dem Spiel mit einem glücklichen Marcus Ahlm und einem enttäuschten Viktor Szilagyi. 

Marcus Ahlm vom THW KielZoom
Marcus Ahlm vom THW KielFoto: THW Kiel

Marcus Ahlm (THW Kiel): “Wir wollen noch besser werden” 

Handball.de: Herr Ahlm, wie groß ist die Freude nach dem Pokalgewinn?
Ahlm: "Sehr groß. Es war ein unheimlich enges Spiel, in dem es hin und her ging. Wir haben es glücklicherweise geschafft, zum Spielende wieder sicher in der Abwehr zu stehen und die Gegenstöße zu nutzen. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir gerade in den letzten zehn Minuten die Stabilität wiederfanden." 

Handball.de: Wie schwierig waren die letzten zehn Minuten, als das Spiel auf Messers Schneide stand? 
Ahlm: "Man hat gesehen, dass beide Mannschaften gestern ein schweres Spiel hatten. Aber wir konnten am Ende noch Kräfte freisetzen. Das war sehr wichtig." 

Handball.de: Es war nun der zweite Titel innerhalb von fünf Tagen. In drei Wochen steht das Final 4 in der Champions League an. Holt Ihr nun das Triple? 
Ahlm: "Es sind wieder viele gute Mannschaften dabei. Genau wie an diesem Wochenende. Wir müssen zwei super Spiele liefern, sonst haben wir keine Chance. Wir werden alles dafür tun." 

Handball.de: Auch in der Champions League wird der THW Kiel wieder der Top-Favorit sein. Ist dieser ständige Favoritenstatus manchmal eine Belastung? 
Ahlm: "Wir kennen diese Rolle und verstehen diese als Anerkennung. Uns macht das nichts aus. Wir wissen sehr genau, dass wir starke Spiele abliefern müssen, um erfolgreich zu sein. Gerade Auswärtsspiele gehen verloren, wenn man nicht die volle Leistung abruft. Das hat bei uns diese Saison super geklappt." 

Handball.de: Ganz egal wie viele Titel der THW Kiel bereits gewonnen hat. Der Erfolgshunger ist riesig. Wie kann man sich immer wieder so motivieren? 
Ahlm: "Bei dieser tollen Stimmung ist es ganz einfach, sich zu motivieren. Wir trainieren hart und wollen uns dafür belohnen. Es macht einfach riesigen Spaß, Spiele zu gewinnen. Etwas Besseres gibt es nicht." 

Handball.de: Können Sie die ganzen Titel, die Sie mit dem THW Kiel bereits gewonnen haben, überhaupt noch zählen? Haben Sie eine Strichliste? 
Ahlm: "Eine Strichliste habe ich nicht. Aber ich freue mich unglaublich. Es ist ein einmaliges Erlebnis, hier beim Final 4 zu spielen." 

Handball.de: Welchen Anteil hat Trainer Alfred Gislason an diesem Erfolg? 
Ahlm: "Es ist eine schwere Aufgabe, für alle 15 Spieler die Verantwortung zu tragen. Er sorgt dafür, dass es auch innerhalb der Mannschaft passt und sich die Spieler gegenseitig helfen. Sein Erfolgsgeheimnis möchte ich allerdings nicht öffentlich verraten (lacht)." 

Handball.de: Kommenden Sonntag steht das Auswärtsspiel gegen den HSV in der Bundesliga an. Wie wichtig ist es Euch, die Saison mit null Minuspunkten zu beenden? 
Ahlm: "Das Spiel gegen Hamburg ist ein Bundesligaspiel. Und wir möchten jedes Bundesligaspiel gewinnen. Wir werden mit voller Konzentration in das Spiel gehen und alles versuchen. Natürlich wäre es schön, wenn wir am Ende der Saison ohne Minuspunkt dastehen würden." 

Handball.de: Warum ist der THW Kiel in dieser Saison besonders stark? 
Ahlm: "Es ist eine tolle Mannschaft. Wir spielen mindestens zwei Jahre zusammen, weil wir im vergangenen Sommer keine neuen Spieler hinzubekommen haben. Dadurch baut sich zwischen den Spielern eine größere Nähe auf. Man kennt sich untereinander besser und es entstehen Freundschaften. Aber das Wichtigste ist die Leistung." 

Handball.de: Muss solch eine Mannschaft überhaupt noch mit Neuverpflichtungen verstärkt werden? 
Ahlm: "Ich finde das langfristig schon wichtig. Eine Mannschaft muss sich weiterentwickeln. Manche Spieler werden älter oder verlassen den Verein. Der Kader verändert sich. Und wir haben das Ziel, noch besser zu werden." 

Viktor Szilagyi (Flensburg Handewitt)"Holger Glandorf war nicht zu ersetzen"

Handball.de: Herr Szilagyi, Sie haben die Siegerehrung verpasst, weil Sie in der Kabine waren. Wie kam es dazu? 
Szilagyi: "Das tut mir sehr leid, ich wollte eigentlich rechtzeitig zurück sein. Ich brauchte nach Spielende einfach ein paar Minuten für mich alleine. Daher bin ich in die Kabine gegangen. Wir haben mental sehr viel in dieses Spiel investiert, waren mit viel Emotionen und Adrenalin dabei. Es ist ein schwieriger Moment, wenn das Spiel dann verlorengeht." 

Handball.de: Wann haben Sie selbst gemerkt, dass das Spiel verloren ist? 
Szilagyi: "Das war vielleicht 20 Sekunden vor Schluss, als wir mit 33:30 in Rückstand gerieten. Bis dahin hofft man immer auf einen schnellen Ballgewinn." 

Handball.de: Ihr lagt zwischenzeitlich mit fünf Toren hinten. Für Außenstehende erscheint es unmöglich, solch einen Rückstand gegen den THW aufzuholen. Trotzdem habt Ihr Euch nie aufgegeben. 
Szilagyi: "Natürlich nicht. Schließlich haben wir ohnehin nicht die Zeit, groß darüber nachzudenken, welche Möglichkeiten man hat oder wie groß die prozentuale Chance ist, noch zu gewinnen. Man investiert alles. Ein Spiel dauert 60 Minuten und es kann immer viel passieren. Letztendlich waren wir auch knapp am Ausgleich dran. Leider haben wir in manch entscheidenden Phasen falsche Entscheidungen getroffen. Der THW hatte den Vorteil, immer wieder eine Führung zu haben und diese verteidigen zu können." 

Handball.de: Was fehlt Flensburg noch gegenüber dem THW Kiel? 
Szilagyi: "Der THW hat einfach eine große individuelle Klasse. Die Laufwege passen bei ihnen perfekt. Wir haben uns auch gut entwickelt. Aber um auf dieses Niveau zu kommen, müssen wir noch länger zusammenspielen und der Kader muss außerdem komplett sein. Unsere Mannschaft ist nicht so groß, um zum Beispiel einen Spieler wie Holger Glandorf zu ersetzen." 

Handball.de: Wie sehr fehlte heute Holger Glandorf? 
Szilagyi: "Er fehlte uns sehr. Für Tomas Mocsai als einzigen Linkshänder war es sehr schwierig, über zwei Spiele dieses hohe Tempo mitzugehen. Zumal er gesundheitlich ein wenig angeschlagen ist. Außerdem hat sich Holger zu einem absoluten Leistungsträger entwickelt. Gerade in den Top-Spielen hat er uns nach vorne getragen. Es ist unmöglich, solch einen Spieler kurzfristig zu ersetzen." 

Handball.de: Warum ward ihr nun im Pokal deutlich stärker gegen Kiel als zuletzt in der Bundesliga? 
Szilagyi: "Das ist mit der starken Entwicklung unserer Mannschaft zu erklären. Im ersten Saisonspiel hat man gesehen, dass der THW Kiel auf einem ganz anderen Niveau anfangen konnte. Sie waren viel eingespielter und haben außerdem diese individuelle Klasse. Wir hatten auf einigen ganz wichtigen Positionen Neuzugänge. Es braucht seine Zeit, bis sich alle eingespielt haben. Von daher ist es ganz normal, dass wir nun nach neun Monaten stärker spielen als nach einem Monat." 

Handball.de: Es seht noch ein weiteres großes Duell an. Im Europapokal der Pokalsieger geht es im Finale gegen den VfL Gummersbach. Was kann man aus dem starken Spiel gegen Kiel mitnehmen? 
Szilagyi: "Viel mitnehmen kann man nicht. Das ist ein ganz anderer Wettbewerb. Wir spielen auswärts und zu Hause, haben also zwei Spiele. Das Final 4 ist ein traumhaftes Event. Wir wollten den Pokal gewinnen. Beim Europapokal ist es nicht anders. Wir haben das zweite Spiel zu Hause, das wird emotional völlig anders sein." 

Handball.de: Auch wenn Sie kommende Saison beim Bergischen HC spielen werden: Glauben Sie, dass Flensburg in der kommenden Saison auch in der Bundesliga dem THW Kiel Paroli bieten kann? 
Szilagyi: "Es wird sich zeigen, welche Entwicklung die beiden Mannschaften über den Sommer machen werden. Der THW wird sicherlich der Favorit bleiben, weil sie vom Stamm eine sehr gute Truppe haben." 

Handball.de: Letzte Frage: Die Saison neigt sich dem Ende zu. Ihr habt unglaublich viele Spiele gemacht. Wie sehr gehen die letzten Spiele nun an die körperliche Substanz? 
Szilagyi: "Im und vor dem Spiel ist man so heiß, dass man die Müdigkeit überhaupt nicht merkt. Besonders wenn man in diese Halle mit dieser tollen Stimmung einläuft. Erst jetzt nach dem Spiel merke ich, wie hoch die Belastung ist. Aber das ist bei den anderen Mannschaften auch nicht anders." 

Autor: Oliver Jensen
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