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Exklusiv-Interview mit Pavel Horak (Füchse Berlin): “Von der Tabellensituation ist die Meisterschaft möglich”

Pavel HorakZoom
Pavel HorakFoto: Eibner-Pressefoto
20.12.2013 - 17:46 Uhr

Pavel Horak stieß im Sommer zu den Füchsen Berlin und hat sich zu einer festen Größe im linken Rückraum entwickelt. Im exklusiven HANBDALL.DE-Interview spricht der 31-Jährige mit Mitarbeiter Oliver Jensen über die Meisterschaftsambitionen der Füchse, die Probleme seines vorherigen Vereins Frisch Auf Göppingen und das harte Training in seiner Heimat Tschechien. 

HANDBALL.DE: Herr Horak, die Füchse scheinen sich diese Saison gegen die großen Mannschaften schwer zu tun. Gegen den HSV und den THW Kiel gab es in der Bundesliga eine Niederlage, gegen Flensburg und die Löwen ein Unentschieden. Stoßen Sie gegen die Meisterschaftsanwärter an Ihre Grenzen? 
Pavel Horak: "Gegen diese Mannschaften muss man 100 Prozent abrufen. Jeder kleine Fehler wird in solchen Spielen bestraft. Immerhin haben wir gegen Flensburg und die Löwen zwei Punkte geholt."  

HANDBALL.DE: Was fehlt den Füchsen noch, um diese Top-Spiele siegreich zu gestalten? 
Pavel Horak: "Uns fehlt die Konstanz über das gesamte Spiel. Abgesehen von der Partie gegen Kiel hätten wir in diesen Top-Spielen durchaus gewinnen können. Aber mit einigen vergebenen Chancen und Unaufmerksamkeiten in der Abwehr brachten wir uns um den Lohn."

HANDBALL.DE: Nun beginnt die Rückrunde. Können die Füchse noch im Kampf um die Meisterschaft mitmischen? 
Pavel Horak: "Von der Tabellensituation her ist das möglich. Die Saison ist noch lang. Der ganz große Meisterschaftsfavorit sind wir allerdings nicht." 

HANDBALL.DE: Im Sommer hat es mit sechs Abgängen und sechs Zugängen, darunter auch Ihnen, einen großen Umbruch gegeben. Steckt die Mannschaft noch im Findungsprozess oder ist sie bereits eingespielt? 
Pavel Horak: "Sicherlich ist noch einiges zu verbessern, gerade im Zusammenspiel. Aber mittlerweile kennen wir uns menschlich und spielerisch alle relativ gut. Die ordentlichen Ergebnisse sind der Beweis dafür, dass wir keine schlechte Arbeit abgeliefert haben."  

HANDBALL.DE: Sie waren sechs Jahre bei Frisch Auf Göppingen. Für den Wechsel nach Berlin haben Sie Freunde zurückgelassen, ihr Haus veräußert und führen seitdem mit Ihrer Partnerin nur noch eine Fernbeziehung. Der Vereinswechsel schien Ihnen sehr wichtig zu sein.
Pavel Horak: "Ich war mit der Spielweise und der Entwicklung der Mannschaft in Göppingen einfach nicht mehr zufrieden. Leider konnte ich mich dort nicht mehr weiterentwickeln. Als das Angebot aus Berlin kam, war das eine einfache Entscheidung." 

HANDBALL.DE: Was lief in Göppingen denn so schlecht? Immerhin haben Sie dort 2011 und 2012 den EHF-Cup gewonnen.
Pavel Horak: Das ist richtig. Aber in der Bundesliga sind wir zuletzt nur auf Platz 11 gelandet. Das entsprach nicht unseren Erwartungen. Zumal wir 2010 / 2011 die Saison noch auf Tabellenplatz fünf abgeschlossen hatten. Es ging einfach nicht mehr bergauf."

HANDBALL.DE: Hat es Sie überrascht, dass in Göppingen kürzlich der Trainer Velimir Petkovic beurlaubt wurde?
Pavel Horak: "Ich muss leider sagen, dass es mich keineswegs überrascht hat. So eine Veränderung hätte schon früher erfolgen müssen. Die Mannschaft hat sich einfach nicht mehr weiterentwickelt. Die Saison, in der wir den zweiten EHF-Cup gewannen, lief in der Bundesliga bereits sehr schlecht. Aber mit dem Titelgewinn wurde alles schön geredet. Die vergangene Spielzeit lief noch schlechter. Es war einfach der Zeitpunkt gekommen, an dem der Verein sich verändern musste."

HANDBALL.DE: Was ist in Berlin nun anders als in Göppingen?
Pavel Horak: "Es gibt einige Unterschiede. Der größte Vorteil ist Füchse Town. In diesem Zentrum haben wir alles zusammen an einem Ort, was wir im handballerischen und im athletischen Bereich benötigen. Das Training ist auch ganz anders. Trotzdem war in Göppingen nicht alles schlecht." 

HANDBALL.DE: Eins hat sich nicht verändert: Sie spielen genauso wie mit Göppingen nun auch mit Berlin wieder im EHF-Cup. Dabei sind Sie eigentlich nach Berlin gewechselt, weil Sie endlich einmal in der Königsklasse spielen wollten.
Pavel Horak: "Richtig. Ich möchte unbedingt in der Champions League mitmischen. Leider sind wir an Hamburg gescheitert. Trotzdem ist es immer schön, einen europäischen Wettbewerb zu spielen. Nun wollen wir den EHF-Cup gewinnen." 

HANDBALL.DE: Die Füchse setzen sehr auf die Nachwuchsarbeit. Auf Ihrer Position im linken Rückraum soll der erst 18-jährige Paul Drux zu einem Top-Spieler heranreifen. Wie sehen Sie seine Entwicklung? Gerade für junge Rückraumspieler ist es häufig schwierig, sich in der Bundesliga zu etablieren. 
Pavel Horak: "Das stimmt. Aber Paul ist kein schmächtiger Junge. Er hat ordentlich Kraft. Wenn er mit der gesamten Situation gut zurecht kommt, wird er ein richtig guter Bundesligaspieler. Ich bin der festen Überzeugung, dass auch solche jungen Spieler eine Mannschaft weiterbringen können. Nicht nur Paul Drux, auch Fabian Wiede ist zum Beispiel auf einem guten Weg." 

HANDBALL.DE: Sie haben in jungen Jahren noch in Ihrer Heimat gespielt. Erst mit 23 Jahren haben Sie die Tschecheslowakei Richtung Ahlen verlassen. Lassen sich die deutsche und die tschechische Liga miteinander vergleichen? 
Pavel Horak: "Nein, zumal das bereits über sieben Jahre her ist. Damals waren die tschechische und die slowakische Liga noch zusammengelegt. Viele gute Spieler haben dort gespielt. In der Champions League konnten wir mit anderen europäischen Spitzenmannschaften mithalten. Heute sieht die Situation anders aus. Dem tschechischen Handball fehlt es an Nachwuchs. Die Liga ist eine reine Amateur-Liga."

HANDBALL.DE: Aber das Training soll in Tschechien sehr hart gewesen sein.
Pavel Horak: "Das stimmt. Die Trainer waren dort von der alten russischen Schule. Es war ganz normal, in der Saisonvorbereitung dreimal täglich sehr hart zu trainieren. Als ich nach Deutschland kam und nur zwei Trainingseinheiten am Tag anstanden, kam mir das vor wie Urlaub (lacht)." 

Autor: Oliver Jensen
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