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Die Erfolgsgeschichte vom Final Four

"Unser Pokalfinale in Hamburg ist unverwechselbar und unerreicht"

Manfred Werner, Ehrenmitglied der TOYOTA Handball-BundesligaZoom
Manfred Werner, Ehrenmitglied der TOYOTA Handball-BundesligaFoto: Toyota HBL
19.04.2012 - 14:39 Uhr

Am 5. und 6. Mai wird in der Hamburger O2 World Jubiläum gefeiert. Zum insgesamt 20. Mal spielt der deutsche Handball seinen Pokalsieger in Form eines Final-Four-Turniers aus. Dabei verlief die Premiere des heutigen Lufthansa Final Fours alles andere als vielversprechend.

Manfred Werner, 1993 für die Finanzen zuständiges Mitglied des Ligaausschusses, dem Vorläufer der TOYOTA HBL, war von Anfang an dabei. Er gilt als einer der geistigen Väter des Final Four, das heute für viele der der weltweit populärste Klubwettbewerb im Handball ist. In einem Interview schaut der 76-Jährige, der lange Jahre auch Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt war, zurück auf die schwierige Startphase, die Ursprung einer Erfolgsgeschichte war.

Herr Werner, in diesem Jahr findet die Pokalendrunde zum 20. Mal als Final-Four-Turnier statt. Es ist nicht übertrieben, wenn man in diesem Zusammenhang von einem Erfolgsmodell redet, oder?
Manfred Werner: "Ich bin gern etwas zurückhaltend. In diesem Fall betone ich ausdrücklich, dass das Pokalfinale inzwischen sportlich und wirtschaftlich nicht nur ein Erfolgsmodell, sondern national und international als das Handball-Highlight schlechthin zu bezeichnen ist."

Danach sah es bei der Premiere im Jahr 1993 allerdings nicht aus.
Manfred Werner: "Stimmt, die Premiere war ein Flop. Der Austragungsort wurde damals nach geografischen Gesichtspunkten festgelegt. Als feststand, wer die vier Teilnehmer waren, wurde ein für die Klubs günstig gelegener Ort gewählt. Wir entschieden uns für die Ballsporthalle Frankfurt/Hoechst, weil sich mit der damaligen Spitzenmannschaft SG Wallau/Massenheim und Eintracht Wiesbaden gleich zwei Klubs aus dem Großraum Frankfurt qualifiziert hatten. Aber am Ende des missglückten Debüts mussten die vier Teilnehmer noch Geld mitbringen."

Warum hatte man sich damals überhaupt diese neue Wettbewerbsform überlegt?
Manfred Werner: "Der Pokalwettbewerb war Anfang der neunziger Jahre nahezu bedeutungslos geworden, da er sowohl sportlich als auch finanziell unattraktiv war. Wir brauchten also neue Impulse."

Trotz des Flops in Frankfurt riskierte der Ligaausschuss dann den Sprung nach Hamburg. Warum?
Manfred Werner: "Ähnlich wie die Fußballer mit ihrem Finale in Berlin wollten wir einen festen Standort installieren und in der Folge etablieren. Es gab im Ligaausschuss ein paar Stimmen – allen voran möchte ich hier den damaligen Vorsitzenden Heinz Jacobsen nennen –, die an den Modus und den Standort Hamburg glaubten. Jacobsen und ich waren die Verfechter der Idee und haben dafür eine Mehrheit gefunden. Die Wahl fiel auf Hamburg, weil wir keinen Erstligisten bevorteilen wollten. Denn seinerzeit gab es in der Hansestadt keinen Erstliga-Handball. Die heutige Entwicklung des HSV Handball war nicht ansatzweise abzusehen."

Also wurde der Umzug in die Alsterdorfer Sporthalle beschlossen.
Manfred Werner: "Genau. Finanziell war das ein überschaubares Wagnis, auch wenn es nach dem Premieren-Flop keinen Grund zu Optimismus gab. Aber dann entwickelte sich die erste Veranstaltung in Hamburg zu einem tollen Erfolg. Wir waren in den Folgejahren immer innerhalb weniger Stunden komplett ausverkauft, obwohl ich dazu sagen muss, dass der Event von damals, nicht dem hohen Niveau entsprach, was dieser den Zuschauern heute bietet. Aber diese positive Entwicklung gilt ja insgesamt für den Handball."

Der nächste große Schritt vollzog sich dann 2003, nicht wahr?
Manfred Werner: "Ja. Wir haben uns 2002 dazu entschieden, in die heutige o2 World Hamburg umzuziehen. Damals noch Color Line Arena. Die vielen erfolgreichen Veranstaltungen in der Alsterdorfer Sporthalle haben uns viel Zuversicht gegeben. Außerdem hatten wir eine sehr gute Basis für die nächst höhere Stufe geschaffen. Der Respekt vor diesem Schritt war allerdings groß. Ich kann mich auch noch sehr gut an eine lange Nacht 2002 erinnern, in der Heinz Jacobsen und ich intensive Diskussionen über das Wagnis eines Wechsels in die Color Line Arena führten. Wir waren mit einem Kostenrahmen und Organisationsvolumen konfrontiert, die es uns zunächst sehr schwer machten, diese Entscheidung zu treffen. Trotzdem haben wir gesagt: So, jetzt wagen wir es! Der sportliche und wirtschaftliche Erfolg des jetzigen Lufthansa Final Fours zeigt, dass die Weichenstellung richtig war."

Heute ist diese Veranstaltung aus dem Handball-Kalender gar nicht mehr wegzudenken.
Manfred Werner: "Sie ist für die Klubs und für die TOYOTA Handball-Bundesliga eine gute und sichere Einnahmequelle. Aber das ist ja nur die ökonomische Seite. Ich rede auch von großen Emotionen auf den Tribünen und auf dem Spielfeld. Da hat keine Mannschaft ein Heimspiel, sondern es gibt vier große, farblich abgesetzte Fanblöcke, die ihre jeweiligen Teams bedingungslos, lautstark, aber fair unterstützen. Genau dies schafft diese unvergleichliche Stimmung des deutschen Pokalfinales. Dieses Zusammenspiel von Akustik und Optik macht diese Veranstaltung einmalig und nicht kopierbar. Selbst das Champions-League-Final-Four in Köln reicht da nicht ran. Ich möchte allerdings auch nicht unerwähnt lassen, dass die administrative Ebene um HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann und dessen Team seit Jahren eine richtig hervorragende Arbeit leistet."

Was war denn Ihr emotionalster Moment bei einem Final Four?
Manfred Werner: "Es möge mir keiner übel nehmen, dass ich da die Schlusssekunden des Finals 2003 nenne. Die SG Flensburg-Handewitt spielte gegen TUSEM Essen. Beim Stand von 30:30 in der Verlängerung gab es einen Ballverlust der Essener. Der folgende Gegenstoß von Lars Christiansen, der mit einem Kunstwurf den entscheidenden Treffer erzielte, brachte der SG den Sieg buchstäblich in der letzten Sekunde. Danach war alles nur noch Freude über unseren ersten Pokalsieg."

Da ist es müßig zu fragen, ob Sie in diesem Jahr wieder dabei sein werden.
Manfred Werner: "Ich habe bisher kein Final Four verpasst. In diesem Jahr ist die SG Flensburg-Handewitt zwar auch wieder vertreten, aber ich glaube, es gibt da eine Übermannschaft, gegen die es sehr schwer wird, zu bestehen. Aber warten wir es ab, wer am 6. Mai die Trophäe in die Höhe reißt."

Quelle: Toyota HBL
Autor: Handball.de
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