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Deutschland verliert Test gegen kampfstarke Russen 25:27

08.06.2016 - 22:34 Uhr

Im 100. Spiel gegen eine Mannschaft aus Russland oder deren Vorgängerstaaten gab es für die DHB-Auswahl die 54. Niederlage. In einem wahren Thriller am Mittwochabend unterlag das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson mit 25:27 (13:16). Vor 8235 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena war der Gummersbacher Julius Kühn mit sieben Treffer bester deutscher Werfer, zudem überzeugte Torwart Silvio Heinevetter.

Nach zwischenzeitlichem Sechs-Tore-Rückstand hatte die deutsche Mannschaft in der Schlussphase die Führung übernommen, verlor am Ende aber hauchdünn. Wie schon bei den knappen DHB-Erfolgen bei der WM 2015 in Katar (27:26) und der EM 2016 in Polen (30:29) waren die Russen ein starker Gegner. Man merkte der Mannschaft von Dmitri Torgawanow deutlich den Fokus auf die bevorstehenden WM-Play-off-Spiele gegen Montenegro an. Sigurdsson musste auf die verletzten Kieler Christian Dissinger und Steffen Weinhold verzichten und schonte zudem den frisch gebackenen deutschen Meister Uwe Gensheimer. Und anfangs lief es beim Europameister überhaupt nicht. Bis zum 5:5 war die Partie auf Augenhöhe, danach schlichen sich zu viele Fehler ins deutsche Spiel ein. Nach 15 Minuten beim 5:8 nahm Sigurdsson seine erste Auszeit, beorderte zudem Silvio Heinevetter für Andreas Wolff ins Tor.

Doch es änderte sich erst nicht viel – im Gegenteil: Russland setzte sich bis zur 22. Minute auf 14:8 ab, und Sigurdsson legte erneut die grüne Karte auf den Zeitnehmer-Tisch. Das war die Initialzündung: Heinevetter wehrte einige russische Würfe spektakulär ab – und sorgte so für den nötigen Aufwind bei seinen Vorderleuten. Auch dank der Hämmer von Julius Kühn und den Gegenstoßtreffern des Champions-League-Siegers Tobias Reichmann verkürzte die deutsche Mannschaft zur Pause auf 13:16. Und nach einer ganz kurzen Pausenansprache des Bundestrainers waren die Spieler schnell und hochmotiviert wieder zurück in der Halle.

Aber die Russen erwiesen sich weiter als die erwartet harte Nuss. Mit dem lautstarken Publikum in der SAP-Arena setzte die DHB-Auswahl ihre Aufholjagd fort, zeigte tollen kämpferischen Einsatz – und als Patrick Wiencek, der sein Comeback im Nationaltrikot nach achtmonatiger Verletzungspause feierte, zum 18:19 (40.) verkürzte, stand die Halle Kopf. Mittlerweile standen auch die beiden Löwen-Spieler Patrick Groetzki und Hendrik Pekeler bei ihrem Heimspiel auf dem Feld. Und auch dank Pekeler stand die deutsche Abwehr nun viel sattelfester als zu Beginn, die Russen hatten erhebliche Probleme zu Würfen zu kommen. Da aber auch die russische Defensive den deutschen Angreifern kaum Raum zur Entfaltung ließ und die Torhüter Dmitri Pavlenko und Victor Kireev stark hielten, schaffte es die DHB-Auswahl lange Zeit nicht, die Partie zu drehen. Und so dauerte es bis zur 50. Minute, ehe Kai Häfner beim 21:21 der erste Ausgleich nach dem 5:5 gelang.

Schließlich sorgte ein Doppelschlag der Löwen Pekeler und Groetzki beim 23:22 (53.) dafür, dass der Knoten platzte. Doch abschütteln ließ sich der Rekord-Olympiasieger immer noch nicht. Drei Minuten vor dem Ende lagen die Deutschen beim 24:25 wieder zurück. Wie zuletzt immer gegen die Russen entwickelte sich ein echter Thriller – mi dem Happy-End für die Gäste, die die Partie durch einen Siebenmetertreffer von Igor Soroka zum 25:27 20 Sekunden vor dem Ende entschieden.

Das nächste Test-Länderspiel auf dem Weg nach Rio findet am 13. Juli (18.35 Uhr) in der Stuttgarter Porsche-Arena gegen Olympiateilnehmer Tunesien statt. Danach folgt vom 22. bis zum 24. Juli noch das Testturnier in Straßburg, wo die DHB-Auswahl auf Olympiasieger Frankreich sowie entweder Dänemark oder Ägypten trifft. Am 1. August startet dann der Flieger nach Rio.

Deutschland - Russland in Mannheim 25:27 (13:16)

Deutschland: Heinevetter, Lichtlein, Wolff; Lemke, Wiencek (1), Reichmann (5/2), Wiede, Pekeler (1), Kneule, Strobel (1), Groetzki (2), Häfner (3), Dahmke (2), Kühn (7), Kohlbacher, Drux (2)

Russland: Pavlenko, Kireev; Kiselev (2), Kovalev (3), Atman (4), Gorbok, Kotov, Vasilev, Chipurin (1), Kalarash, Shelmenko (2), Dibirov (3), Soroka (2/2), Valiulin (1), Aslanian (1), Zhitnikov (8)

Zuschauer in Mannheim: 8235. - Schiedsrichter: Marin/Garcia (Spanien). - Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Lemke, Pekeler/Vasilev, Zhitnikov, Soroka, Kalarash). - Siebenmeter: 2/4:2/2 (Reichmann verrwirft zwemal)

Spielfilm: 1:1 (5.), 4:3 (10.), 5:8 (15.), 7:12 (20.), 8:14 (22.), 11:15 (25.), 13:16 (Halbzeit), 15:18 (35.), 18:19 (40.), 19:20 (45.), 21:21 (50.), 23:22 (53.), 25:26 (58.), 25:27 (Endstand)

Stimmen zum Spiel gegen Russland

Bundestrainer Dagur Sigurdsson: Die Russen haben verdient gewonnen. Es war unser drittes Spiel in kurzer Zeit gegen sie, und man hat deutlich die Steigerung dieser Mannschaft gesehen. Russland ist wieder auf dem Weg nach oben, dort wird eine tolle Arbeit geleistet. Bei uns gab es Licht und Schatten. Anfangs waren wir nicht konzentriert genug, haben die Russen zu Gegenstoßtoren eingeladen, zudem fehlte die nötige Aggressivität in der Abwehr. Das wurde - zusammen mit dem Torwartspiel - Ende der ersten und Anfang der zweiten Hälfte besser. Danach waren wir aber zu hektisch. Diese Niederlage haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir werden die Partie kritisch analysieren. Mit Blick auf Rio sind solche Tests kein Casting, wo es um einzelne Spieler geht, sondern es sind Länderspiele, die wir gewinnen wollen. Ich mache mir mit Blick auf Olympia aber keine Sorgen, denn man muss auch bedenken, dass die Spieler drei Tage nach dem letzten Bundesligaspieltag müde waren.

Russlands Nationaltrainer Dimitri Torgowanow: Es war gerade für mich, meinen Co-Trainer Lew Woronin und einige Spieler sehr interessant, denn wir haben für Kronau, die Löwen oder Friesenheim gespielt. In der ersten Halbzeit stand unsere Abwehr sehr gut und wir haben viele Gegenstoßtreffer erzielt, nach der Pause drehte sich das komplett: Deutschland hat dann sehr gut verteidigt, aber am Ende haben wir mit Glück gewonnen. Das freut uns, aber: Dagur ist mit Deutschland in Rio dabei, wir nicht.

Rechtsaußen Patrick Groetzki: Nach einer langen Saison waren wir nicht mehr so frisch. Wir haben aber noch ein bisschen Zeit bis Rio, um die richtige Form zu bekommen. Es war ein tolles Heimspiel für mich, aber leider haben wir unglücklich verloren.

DHB-Vizepräsident Bob Hanning: Wir haben zu wenig investiert, deswegen haben wir verdient verloren. Uns fehlte heute die Körperspannung, und als wir wieder dran waren, war in den entscheidenden Situationen das Momentum nicht auf unserer Seite. Aber es ist auch schwer, nach einer so langen Saison die Fokussierung zu halten.

Steffen Weinhold, der wegen einer Verletzung fehlte: Wie schon bei der EM waren die Russen ein richtig starker Gegner. Wir haben gerade in der Abwehr viele Sachen ausprobiert, und am Ende eines engen Spiels stand eine unglückliche Niederlage. Als Rückschlag würde ich die Partie nicht bezeichnen, aber es ist unerfreulich, dass wir verloren haben. Nach elf Monaten permanenter Anspannung ist es jetzt einmal gut, für zwei Wochen die Köpfe freizubekommen und abzuschalten. Aber dann müssen wir wieder die Grundlagen dafür legen, um in Rio topfit zu sein.

Quelle: dhb.de
Autor: Handball.de
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