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Der Hallensprecher - Die Stimme der Arena

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Christian Stübinger ist der Hallensprecher beim HSVFoto: Oliver Jensen
30.09.2013 - 17:01 Uhr

Habt Ihr Euch schon einmal gefragt, wer bei einem Handballspiel die Durchsagen macht? HANDBALL.DE hat den neuen Hallensprecher des HSV an einem Spieltag begleitet. 

In ein Mikrofon zu sprechen und Menschen zu unterhalten ist für Christian Stübinger nichts Neues. Der 25-Jährige arbeitet als Redakteur und Moderator bei Energy Hamburg - einem privaten Hörfunksender. Trotzdem ist sein neuer Job etwas ganz Besonderes für ihn: Seit Beginn der Saison 2013/2014 ist er Hallensprecher bei allen Heimspielen des HSV. “Vor einem halben Jahr wurde ich von meinem Programmdirektor gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, neuer Arena-Moderator zu werden. Weil ich eine große Affinität zum Handball habe, war ich natürlich sofort bereit”, erzählt er. Radio Energy und der HSV sind Medienpartner. Das bedeutet zum Beispiel, dass der Radiosender Werbespots für den Handballverein schaltet und gelegentlich Spieler zu den Sendungen einlädt. Für den HSV lag es also nahe, einen der Radiomoderatoren als Hallensprecher einzusetzen. 

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Bei einem Tor seiner Mannschaft hält es auch den Hallensprecher oftmals nicht mehr auf den SitzenFoto: Oliver Jensen

Vor fast jedem neuen Job findet ein Vorstellungsgespräch statt. Bei Christian Stübinger war das nicht anders. “Es gab mehrere Unterhaltungen mit dem HSV-Geschäftsführer Christoph Wendt. Es ging zum Beispiel darum, wie gut ich mich mit dem Sport auskenne und was ich bisher gemacht habe”, erinnert er sich. Sein “Probetag” war der offizielle Trainingsauftakt des HSV vor eingeladenen Dauerkarteninhabern. Kurz darauf wurde per Pressemitteilung bekannt gegeben, dass die Handballer einen neuen Arenamoderator haben. Beim Champions-League Qualifikationsspiel gegen die Füchse Berlin hatte er seinen ersten großen Einsatz. 

Ab zur Teambesprechung 

Meist trifft Christian Stübinger rund drei Stunden vor Spielbeginn in der Halle ein und holt sich die Moderationskarten ab: “Darauf stehen alle Inhalte der Moderation im ganz groben Stil. Ich kann mir dann einen eigenen Weg suchen, das abzuarbeiten.” Beispielsweise muss der Arenasprecher noch einmal kurz auf das letzte Spiel eingehen, auf den demnächst beginnenden Trikotverkauf aufmerksam machen oder berühmte Persönlichkeiten unter den Zuschauern vorstellen. Christian Stübinger blättert sich kurz durch die vielen Karten, dann steht auch schon die Teambesprechung an. Vom Tontechniker bis hin zu den Verantwortlichen der Arena ist jeder dabei, der an diesem Tag eine Aufgabe zu erledigen hat. “Wir sind etwa 20 Leute. Der Ablaufplan wird durchgesprochen, um sicher zu gehen, das alles vorbereitet ist.” Nach rund 15 Minuten geht jeder Mitarbeiter an seine Position. Christian Stübinger hat einen besonders schönen Platz abbekommen: Er sitzt an einem großen Pult in Höhe der Mittellinie. Auch die Fernsehkommentatoren nehmen hier Platz. Christian Stübinger wird noch schnell verkabelt, damit er jederzeit mit der Regie kommunizieren kann. 

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Beneidenswert - Der Hallensprecher hat von seinem Platz aus besten Blick auf das SpielgeschehenFoto: Oliver Jensen

Gut eine Stunde vor Spielbeginn steht das erste Interview an. Trainer Martin Schwalb soll seine Einschätzung zur bevorstehenden Partie geben. Das Gespräch wird aufgezeichnet, damit es einige Minuten vor dem Spiel auf dem großen Videowürfel abgespielt werden kann. Ein Live-Interview ist nicht möglich. Schließlich hat der Trainer vor dem Spiel bei der Mannschaft zu sein, um sie noch einmal ordentlich zu motivieren. “Ich versuche Fragen zu stellen, die dem Zuschauer wirklich einen Mehrwert bieten”, sagt Stübinger. Das ist manchmal gar nicht so einfach. Es liegt praktisch im Blut vieler Trainer, Phrasen im Stile von “Wir möchten das Spiel gewinnen” oder “Wir müssen hochkonzentriert sein” von sich zu geben. Journalisten kennen das nur allzu gut. Stübinger erklärt: “Man kann zum Beispiel fragen, wie man mit der offensiven Deckung des Gegners umgehen möchte. Der Zuschauer soll etwas an die Hand bekommen, worauf er im Spiel achten kann.” 

Knapp eine halbe Stunde später spricht der Arenasprecher erstmals live in das Mikrofon. Bei seinem ersten Einsatz war das mit einer gewissen Nervosität verbunden. “Aber eigentlich nur in den ersten Minuten”, stellt Stübinger klar. “Ich habe zum Glück beim Radio gelernt, dass es überhaupt nicht schlimm ist, wenn man sich einmal verspricht. Das macht einen sogar noch sympathisch.” 

Das Publikum anheizen und Mut machen 

In der Halbzeit findet meist ein Interview mit HSV Co-Trainer Jens Häusler stattZoom
In der Halbzeit findet meist ein Interview mit HSV Co-Trainer Jens Häusler stattFoto: Oliver Jensen

Bei einem Heimspiel des HSV gibt es zwei Hallensprecher. Während sein Kollege eher ruhige Durchsagen macht, zum Beispiel die Aufstellung des Gegners vorliest, soll Stübinger richtig Stimmung machen. Ganz besonders beim Einlaufen der Spieler! Er schreit die Vornamen der Akteure in das Mikrofon, die Zuschauer brüllen den Nachnamen zurück. Diese Prozedur findet auch nach Toren der Heimmannschaft statt. “Es ist für mich überhaupt kein Problem, sechs Stunden durch eine Radiosendung zu führen. Aber zwei Stunden in der Halle Vollgas zu geben, das geht richtig auf die Stimme”, gibt er zu. 

In seiner Funktion geht es nicht zuletzt darum, das Publikum anzuheizen. Besonders wenn es ein paar ärgerliche Gegentreffer gab. “Manchmal sehe ich, dass die Spieler etwas hilfesuchend in die Menge blicken. Das sehe ich als einen kleinen Aufruf, ein bisschen Feuer zu machen. Das Publikum zieht dann auch sofort super mit”, so Stübinger. Um allen in der Halle Mut zu machen, weist er gerne auch auf frühere Partien hin, die die Spieler nach einer ähnlichen Situation noch umgebogen haben. Nach Spielende und ein paar Abschlußworten hat auch Christian Stübinger Feierabend. Oft nutzt er allerdings die Gelegenheit, um sich zum Beispiel noch einmal mit dem Videoanalysten oder einem Trainer zu unterhalten und ein paar Einblicke in das Spielgeschehen zu bekommen. Denn letztendlich ist Christian Stübinger vor allem eins: Ein riesengroßer Handball-Fan. 

Autor: Oliver Jensen
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