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Das Final-Four-Gespräch: Alle vier Trainer im Kurzinterview

Alle vier Trainer im KurzinterviewZoom
Alle vier Trainer im KurzinterviewFotos: Eibner-Pressefoto
11.04.2013 - 12:29 Uhr

Am Wochenende blickt die Sportwelt nach Hamburg. Das alljährliche Final 4 findet statt. Im ersten Halbfinale treffen die SG Flensburg - Handewitt und der HSV aufeinander, im zweiten Halbfinale MT Melsungen und der THW Kiel. Am Sonntag findet das Finale um den DHB-Pokal statt. Zur Einstimmung hat Handball.de alle vier Trainer interviewt. 

Martin Schwalb (HSV Hamburg)Zoom
Martin Schwalb (HSV Hamburg)Foto: Eibner-Pressefoto

Martin Schwalb (HSV): “Das Final Four ist für uns ein Auswärtsspiel” 

Handball.de: Herr Schwalb, der HSV hat nach einer schwachen Hinrunde wieder in die Spur gefunden. Welchen Anteil daran hat ihr Torwart Johannes Bitter, der nach dem Kreuzbandriss im vergangenen Jahr wieder in Topform ist? 
Schwalb: “Er ist ein ganz wichtiger Faktor für unsere Mannschaft. Als er nach seiner Verletzung zurückkehrte, gab er der Mannschaft Stabilität. Aber so etwas lässt sich nicht an einer Person festmachen. Wir hatten natürlich besonders im Dezember mit vielen Verletzungen zu kämpfen. Nun ist die Mannschaft in der Lage, die Vorgaben umzusetzen. Wir haben an unserer Taktik hart gearbeitet. Die Spieler glauben an sich. Mittlerweile ist der alte HSV Handball wiederzuerkennen. Aber das ist eine fragile Geschichte. So etwas kann jederzeit kippen.” 

Handball.de: Was für ein Spiel erwarten Sie nun am Samstag gegen Flensburg? 
Schwalb: “Das Spiel gegen Flensburg wird ein eiserner Kampf um die Finalteilnahme. Ich gehe nicht davon aus, dass sich eine der beiden Mannschaften absetzen kann. Es wird ein enges Ding.” 

Handball.de: Wie groß ist der Heimvorteil? Schließlich findet das Final Four in der O2 World, der Heimspielstätte des HSV, statt. 
Schwalb: “Ich glaube, dass es eher ein Auswärtsspiel für uns ist. Es kommen viele Fans von den anderen Vereinen. Oft schließen sich diese Fans gegen uns zusammen, um den vermeintlichen Heimvorteil auszugleichen. Dreiviertel der Halle ist mit Leuten belegt, die uns nicht unbedingt wohlgesonnen sind. Für meine Spieler ist es sehr ungewohnt, in die eigene Halle einzulaufen und die Zuschauer größtenteils gegen sich zu haben. Außerdem können wir nicht in unsere gewohnte Kabine. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. Von daher betrachte ich das Final Four, und das war in den letzten Jahren nicht anders, wie ein Auswärtsspiel.” 

Ljubomir Vranjes (SG Flensburg-Handewitt)Zoom
Ljubomir Vranjes (SG Flensburg-Handewitt)Foto: Eibner-Pressefoto

Ljubomir Vranjes (Flensburg): “Wie beim Best of Seven beim Eishockey” 

Handball.de: Herr Vranjes, Sie haben bereits am Dienstag gegen Ihren Halbfinalgegner HSV unentschieden gespielt. Was für ein Duell erwarten Sie nun am Samstag? 
Vranjes: “Es ist nicht einfach, gegen den HSV zu spielen. Sie haben viel Qualität in ihrer Mannschaft. Daher bin ich mit dem einen Punkt zufrieden gewesen. Wir wissen allerdings, dass wir besser spielen können. Ich erwarte am Samstag ein ähnliches Spiel wie am Dienstag, nur mit weniger Fehlwürfen."

Handball.de: Pokal, Bundesliga, Champions League - Wie ist es für Sie, momentan ständig gegen den HSV zu spielen? 
Vranjes: “Grundsätzlich hätte ich auch gerne einmal gegen eine andere Mannschaft gespielt. Andererseits sind die Duelle Flensburg gegen Hamburg nun ähnlich wie beim Best of Seven beim Eishockey.” 

Handball.de: Martin Schwalb hat gegenüber Handball.de gesagt, der HSV hätte beim Final Four keinen Heimvorteil. Wie ist Ihre Meinung dazu? 
Vranjes: “Ich sehe das anders. Die laufen in ihre eigene Halle ein, in der sie seit Jahren spielen. Von daher haben sie durchaus einen Heimvorteil. Die Situation mag für den HSV etwas ungewohnt sein, weil jede Mannschaft ihren eigenen Block hat. Trotzdem haben die Hamburger das Gefühl, zu Hause zu spielen. Für den Handball wäre es interessant, würde das Final 4 auch einmal in einer anderen Stadt wie Berlin oder Mannheim stattfinden. Nichtsdestotrotz stellen die Hamburger hier eine tolle Veranstaltung auf die Beine.” 

Handball.de: Ihre Mannschaft spielt eine überragende Saison. Umso überraschender war Ende März die deutliche Niederlage gegen Lemgo. Ist das ein Beweis der mangelnden Konstanz? 
Vranjes: “Wir hatten einfach einen schlechten Tag. Die Spieler sind auch nur Menschen. Der körperliche Stress mit Bundesliga, Pokal, Champions League und Nationalmannschaft geht nicht spurlos an ihnen vorbei. Irgendwann sagt der Körper nein. Am Wochenende wird das aber nicht passieren. Das hoffe ich jedenfalls (lacht).” 

Alfred Gislason (THW Kiel)Zoom
Alfred Gislason (THW Kiel)Foto: Eibner-Pressefoto

Alfred Gislason (THW Kiel): “Es gibt keinen Titelfavoriten” 

Handball.de: Herr Gislason, der THW Kiel gewann in den letzten sechs Jahren fünfmal den DHB Pokal. Ist Ihre Mannschaft auch diesmal der große Favorit? 
Gislason: “Das Final Four ist super besetzt. Drei Mannschaften zählen zur Weltspitze und tragen die gleiche Favoritenrolle. Nur Melsungen ist Außenseiter. Dafür hatten sie nicht die große Belastung wie Flensburg, Hamburg und wir. Möglicherweise können sie einen Vorteil daraus ziehen. Einen großen Titelfavoriten gibt es nicht.” 

Handball.de: Sie bestreiten das zweite Halbfinale und haben daher im Erfolgsfall rund drei Stunden weniger Regeneration als der Finalgegner. Ist das ein Nachteil? 
Gislason: “In dieser Liga sind wir es gewohnt, die Dinge so anzunehmen wie sie kommen. Natürlich ist es für die andere Mannschaft ein Vorteil, drei Stunden mehr Pause zu haben - besonders wenn zwei Spiele an zwei Tagen stattfinden. Andererseits haben alle Mannschaften einen so breiten Kader, dass sich das ausgleichen lässt. Sollten wir das Finale erreichen, wäre das jedenfalls keine Entschuldigung für ein schlechtes Spiel meiner Mannschaft.” 

Handball.de: Gegen Ihren Halbfinalgegner MT Melsungen hat der THW Kiel erst im Dezember verloren. Welche Erinnerungen haben Sie an das Spiel? 
Gislason: “Wir haben damals nicht gut gespielt, hatten zudem einige Verletzungen. Aron Palmarsson hatte gefehlt, Filip Jicha konnte zudem nach 15 Minuten aufgrund einer Verletzung nicht mehr werfen. Mit Daniel Narcisse und Momir Ilic blieben mir nur zwei Rechtshänder übrig. Ausgerechnet in einer Phase, in der wir ohnehin nicht gut waren. Der Sieg von Melsungen war damals verdient."

Michael Roth (MT Melsungen)Zoom
Michael Roth (MT Melsungen)Foto: Eibner-Pressefoto

Michael Roth (MT Melsungen): “Wir wollen Pokalsieger werden” 

Handball.de: Herr Roth, sind Sie der große Außenseiter des Final Four? Roth: “Faktisch ist das natürlich so. Aber hier sind vier Mannschaften, die um einen nationalen Titel spielen. Es mag vermessen klingen, aber wir wollen Pokalsieger werden, und wir wollen gegen den THW Kiel ein super Spiel abliefern. Das müssen wir tun, um am Samstag für eine Überraschung zu sorgen und in das Finale einzuziehen. Von der Qualität meiner Mannschaft bin ich überzeugt. Wir haben in Berlin unentschieden gespielt, gegen Flensburg unentschieden gespielt und in Kiel gewonnen. An guten Tagen können wir jede Mannschat aus dem Rhythmus bringen.”  

Handball.de: Sie sprachen die Niederlage im Dezember gegen Kiel an. Gibt das für das Halbfinale zusätzlich Selbstvertrauen? 
Roth: “Wir wollen den THW natürlich in die gleiche Situation bringen wir beim letzten Spiel. Sie sollen im Spiel darüber nachdenken, dass sie eventuell verlieren könnten. Natürlich ist dieser Sieg im Dezember für uns etwas ganz Besonderes gewesen. Es wurden sogar extra entsprechende T-Shirts bedruckt. Aber nun ist das auch vorbei. Wir haben gesehen, dass wir taktisch gut aufgestellt waren. Dass wir es schon einmal geschafft haben, mag es psychologisch etwas einfacher machen. Aber jedes Spiel verläuft anders.” 

Handball.de: Mit Grigorios Sanikis und Alexandros Vasilakis wurden zwei erfahrene Spieler aus dem Kader verbannt. Fehlen diese zwei Akteure Ihnen nicht am Wochenende? 
Roth: “Natürlich haben wir zwei qualitativ gute Spieler verloren, werden aber inhaltlich gestärkt sein. Wenn man zwei Spieler freistellt, hat es logischerweise Meinungsverschiedenheiten gegeben. Man muss allerdings dazu sagen, dass Vasilakis den Weg freiwillig wählte. Er war enttäuscht, weil er keinen Vertrag bekam. Das hat sich auf die Trainingsleistung negativ ausgewirkt. Auch nach mehreren Gesprächen gab es keine Besserung. Daher sehe ich uns inhaltlich gestärkt. Letztendlich haben wir das Bundesligaspiel gegen Kiel ebenfalls ohne Sanikis und Vasilakis gewonnen, die damals beide verletzt gewesen sind. Von daher können wir es auch diesmal schaffen. Wir werden als Mannschaft zusammenrücken, um die Qualität dieser beiden Spieler als Team aufzufangen.“ 

Autor: Oliver Jensen
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