Startseite » Männer » 3. Liga Männer » 3. Liga Ost Männer » Das Duell zweier Freunde

Das Duell zweier Freunde

Eine Kleinstadt in Nordosthessen blickt am Samstag nach Bad Neustadt

Stefan Schröder (Nummer 10) und Timo Meinl (22) 2005 gemeinsam im Trikot der...Zoom
Stefan Schröder (Nummer 10) und Timo Meinl (22) 2005 gemeinsam im Trikot der HSG Gensungen/Felsberg Foto: HSG Gensungen/Felsberg
06.03.2012 - 09:20 Uhr

4000 Einwohner zählt Wanfried im Nordosten von Hessen, bis zur thüringischen Landesgrenze sind es nur wenige Kilometer. Der Handballverein, der VfL Wanfried, spielt nach dem Abstieg aus der Landesliga in der sechsten Liga. Die besten Zeiten erlebte der  Klub im Herrenbereich kurz nach dem Jahrtausendwechsel, als man nur knapp den Aufstieg in die Oberliga Hessen verpasste. Dennoch ist die Stadt im Werra-Meißner-Kreis mehr als ein kleiner Fleck auf der Handball-Landkarte. Insbesondere am kommenden Samstag, wenn der HSC Bad Neustadt und der EHV Aue im Topspiel der 3. Liga Ost aufeinandertreffen. Ein Nachbarschaftsduell gibt es dann nicht nur zwischen zwei Meisterschaftsanwärtern in der Tabelle, sondern auch zwischen Freunden.

 

Gut 100 Meter trennen die beiden Elternhäuser von Timo Meinl, dem Torhüter von Tabellenführer EHV Aue, und Stefan Schröder, dem Rückraumkanonier des HSC Bad Neustadt. Mit sechs Jahren gingen beide zum VfL, wurden in der gesamten Jugendzeit von Stefans Vater Rolf Schröder trainiert. „Er hat mir das Grundgerüst und einige sportliche Grundtugenden mit auf den Weg gegeben, von denen ich bis heute sehr viel Nutzen ziehe“ sagt der 33-jährige Lehrer. Timo, der ein knappes halbes Jahr jünger ist, betont ebenfalls die Disziplin, auf die der Förderer der beiden großen Wert legte.

 

Mitte der Neunziger nahm Rolf Schröder das Co-Trainer-Amt beim großen Nachbarn, dem Eschweger TSV, an. Die Dietemänner spielten damals in der Spitzengruppe der Regionalliga und boten den beiden Talenten erste Erfahrungen im leistungsorientierten Männerhandball. „Es war eine große Ehre, dort trainieren zu dürfen“ erinnert sich Timo. Während man mit dem VfL Wanfried in der Oberliga, damals der höchsten Jugendspielklasse, hinter dem TV Hüttenberg den zweiten Platz belegte, gelang später mit Eschwege unter dem ehemaligen Gummersbacher Helge Janeck der Aufstieg in die 2. Bundesliga. „Er hat auf uns gebaut, sodass wir bereits in jungen Jahren viel Erfahrung sammeln konnten“, sagt Stefan, „mir war auch Torhüterkollege Knut Koch eine große Hilfe“, ergänzt Timo.

 

In Eschwege folgten der sportliche und der finanzielle Abstieg. Während man in der Kreisstadt wieder unten anfangen musste, ging es für Timo Meinl und Stefan Schröder erst richtig los. Stefan sammelte in Landwehrhagen, Werratal und Gensungen Dritt- und Zweitligaerfahrung, ehe er zum HSC Bad Neustadt ging. Besonders die Zeiten in Werratal und Gensungen sind ihm dabei in guter Erinnerung geblieben, als in jeweils schwierigen Situationen mit mannschaftlicher Geschlossenheit noch der Klassenerhalt gelang. 

Timo hütete nach seiner Zeit in Eschwege zuerst das Tor in Duderstadt, wechselte dann über die HSG Gensungen/Felsberg und den THSV Eisenach ins Erzgebirge. „Viele Freundschaften und schöne Erinnerungen“ sind beim Fan von Komiker Otto dabei haften geblieben.

 

Den Handball in ihrer Heimat verfolgen beide noch über das Internet, „allerdings nicht mit großer Regelmäßigkeit“, wie Timo zugibt. Für einen Weg aus dem Breitensport schlägt der Keeper eine Bündelung der Kräfte zwischen Wanfried und Eschwege vor, „um vielleicht wieder Oberliga-Handball anzubieten“. Talente gäbe es: Phil Räbiger, der beim Ligakonkurrenten Eintracht Baunatal spielt, stammt ebenso aus Wanfried wie Florian Bley, der seit dieser Saison für den HSC Bad Neustadt die Rechtsaußenposition bekleidet.  

 

Für den Samstag sind beide siegessicher: „Wenn der Gewinner dem Verlierer einen ausgeben muss, bekommt Timo nach dem Spiel wohl ein Bier von mir“ sagt Stefan lachend, wohlwissend dass die Mannschaft gewinnen wird, „die mit dem Druck besser umgehen kann und diszipliniert, aber mit klugen Emotionen über 60 Minuten spielt“.  

Auch Timo, der in einer Steuerberatungsgesellschaft arbeitet, „würde es leid tun, wenn Stefan als Verlierer etwas zahlen müsste“. 

 

Beim Handball geht es am Wochenende gegeneinander, aber im Sommer wird es wie in Wanfried, Eschwege und Gensungen auch wieder eine gemeinsame Zeit geben. Dann wird Timo heiraten und Stefan darf Trauzeuge sein, „eine große Ehre für mich“, wie er sagt. Während die kirchliche Trauung in Aue stattfindet, wird die Polterhochzeit in Wanfried gefeiert, einer 4000 Einwohner-Stadt im Nordosten von Hessen.

Autor: Sascha Kurzrock
Diesen Beitrag im Forum diskutieren



Der Handball.de Vereinsrabatt

Zurück