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Christian Schwarzer: Spanien ist eine dankbare Aufgabe!

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Christian SchwarzerFoto: Eibner-Pressefoto
22.01.2013 - 18:41 Uhr

Der Weltmeister von 2007 und aktuelle Trainer der Junioren-Nationalmannschaft verrät exklusiv für Handball.de seine Eindrücke von der DHB-Auswahl. 

Ich sagte bereits vor dem Turnier, dass die Mannschaft das Potential für das Halbfinale hat. In meiner aktiven Laufbahn habe ich gelernt, dass alles möglich ist. Eine Mannschaft muss nur viel investieren, sich weiterentwickeln und ständig dazulernen. Genau das ist bei unserer Nationalmannschaft zu beobachten. In den ersten Spielen wurde nicht sonderlich gut verteidigt. Mittlerweile funktionieren die Absprachen und das Zusammenspiel mit dem Torhüter besser. Außerdem ist die Mannschaft im Angriffspiel viel dynamischer und beweglicher geworden - auch ohne Ball. Sogar gegen Frankreich, die eigentlich die beste Verteidigung haben, hat das hervorragend funktioniert. Eine weitere positive Entwicklung ist, dass die Schwächephasen stark minimiert wurden. Daher bin ich von dem Einzug in das Viertelfinale nicht überrascht. 

Wir können mit der Weltspitze mithalten 

Ich sehe bei unserer Nationalmannschaft keine großen Schwachstellen, die unbedingt auszubessern sind. Natürlich ist in der Verteidigung und im Angriffsspiel noch immer Verbesserungspotential vorhanden. Natürlich könnte man auch den einen oder anderen technischen Fehler abstellen. Aber: In all diesen Punkten können wir mit der Weltspitze mithalten. Eine Mannschaft, die sich über ein ganzes Spiel nie eine Schwächephase leistet, gibt es ohnehin nicht. Das ist nicht zuletzt auch bei den Franzosen zu beobachten. 

Die neuen Strukturen funktionieren 

Christian Schwarzer
Christian SchwarzerFoto: Eibner-Pressefoto

Die Mannschaft funktioniert im Gesamten so gut, dass ich keinen einzelnen Spieler hervorheben möchte. Jeder trägt seinen Teil dazu bei. Natürlich sind Steffen Weinhold und Michael Haaß ein wichtiger Faktor für die Mannschaft. Aber auch ein Adrian Pfahl, der nach drei Spielen in das Turnier gekommen ist, gefällt mir sehr gut. Eigentlich müsste man jeden Spieler positiv benennen. Auf meiner Position, der des Kreisläufers, macht Patrick Wiencek seine Sache sehr gut. Es wäre allerdings förderlich, würde er sich auch in der Abwehr reinbeißen. Wenn Oliver Roggisch einen schlechten Tag erwischt oder eines Tages ganz aufhören wird, sollte Wiencek seine Rolle einnehmen. Selbstverständlich hat das Abwehrspiel auch sehr viel mit Erfahrung zu tun. Daher ist es völlig richtig, dass aktuell Roggisch und Haaß im Zentrum die Hauptarbeit leisten. 

 Es mag sich komisch anhören: Aber durch den Ausfall von Holger Glandorf, Lars Kaufmann und Uwe Gensheimer haben sich in der Mannschaft neue Strukturen ergeben. Und diese scheinen bei unserer Mannschaft gut zu passen. Deshalb verlief das Turnier bisher so erfolgreich. 

Serbien wäre schwieriger gewesen 

Im Viertelfinale geht es nun gegen den Gastgeber Spanien. Ich glaube, auch das mag sich komisch anhören, Serbien wäre der schwierigere Gegner gewesen. Gegen den Gastgeber im eigenen Land hat Deutschland nichts zu verlieren. Das ist eine sehr dankbare Aufgabe. Für mich ist es früher eine tolle Erfahrung gewesen, gegen den Gastgeber eines Turniers zu spielen. Die Halle wird voll sein, alle sind gegen dich - das macht viel Spaß. Ich freue mich für unsere Spieler, dass sie dieses Erlebnis haben werden. 

Einen Vergleich zu unserer Nationalmannschaft von 2007 sollte noch nicht gezogen werden. Wir waren damals bereits eine sehr gefestigte Mannschaft, die mit jungen Spielern nur ergänzt wurde. Das ist heute etwas anders. Aber in den Jahren zuvor mussten auch wir unsere Erfahrungen sammeln, um 2007 den ganz großen Erfolg zu haben. Und genau auf diesem Weg befindet sich unsere Nationalmannschaft nun. 

Keine großen Favoriten 

Einen großen Titelfavoriten habe ich bisher nicht entdecken können. Wenn der Gastgeber eine der führenden Handball-Nationen ist, gilt sie meist als Titelanwärter Nummer 1. Von daher mag Spanien einen kleinen Vorsprung haben. Ansonsten sind mit Frankreich, Kroatien sowie Dänemark die üblichen Verdächtigen zu nennen. Und Deutschland? Über einen Titel sollte man noch nicht sprechen. Die Mannschaft muss von Spiel zu Spiel denken. Wir werden sehen, was letztendlich möglich ist. 

Autor: Oliver Jensen
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