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Bronze: DHB-Männer gewinnen erste Olympiamedaille seit 2004

21.08.2016 - 20:52 Uhr

Auf diese Medaille haben deutsche Handballer seit der Olympischen Hallenpremiere 1972 warten müssen: Nach DDR-Gold 1980 sowie Silber 1984 (BRD) und 2004 hat die DHB-Männer-Auswahl am Sonntag erstmals eine Bronzemedaille bei Olympischen Spielen gewonnen. Pünktlich zur Mittagsstunde Ortszeit hüpften die Spieler und das Trainergespann durch die Future-Arena, hatten Polen im Spiel um Platz drei in Rio souverän mit 31:25 (17:13) geschlagen. Für Deutschland war es die erste Olympische Medaille nach Silber 2004. Mit dem Erfolg nahm der Europameister späte Revanche für das Bronzefinale der Olympischen Spiele von 1976, das Polen gewonnen hatte.

Weniger als zwei Tage nach der 28:29-Halbfinalniederlage gegen Frankreich zeigte die DHB-Auswahl eine überragende Teamleistung und setzte sich noch deutlicher gegen die Polen durch als beim 32:29 in der Vorrunde. Bester deutscher Torschütze war mit sieben Treffern ausgerechnet Rechtaußen Tobias Reichmann, der für den polnischen Verein Vive Tauron Kielce spielt.

Trotz zahlreicher Klasse-Paraden von Torwart Andreas Wolff schaffte es die DHB-Auswahl anfangs nicht, die Führung nach dem 5:4 auszubauen, im Gegenteil: Gegen die starken Krajewski und Bielecki hatte die deutsche Defensive Mitte der ersten Hälfte einige Probleme. Durch vier Treffer in Folge setzte sich Polen auf 8:5 etwas ab, Sigurdsson nahm seine erste Auszeit.

Und der Isländer fand die richtigen Worte: Dank den ersten Toren von Kapitän Uwe Gensheimer sowie einem Hammer von Paul Drux drehte die DHB-Auswahl die Achterbahnfahrt wieder um und lag beim 10:8 nach 22 Minuten wieder vorne. Als Tobias Reichmann gegen seine Mannschaftskameraden aus Kielce zum 12:9 einnetzte, hatte der Europameister die Partie wieder komplett im Griff. Denn selbst in Unterzahl war die DHB-Auswahl erfolgreich, wie beim Doppelschlag von Weinhold und Gensheimer zum 14:10. Mit dieser Differenz (17:13) ging es dann auch in die Pause einer vor allem von den Offensivreihen geprägten ersten Hälfte.

Aber gleich nach der Pause machte der Europameister den Sack zu: Innerhalb von nur zehn Minuten setzte sich die DHB-Auswahl auf 24:18 ab, der polnische Widerstand war gebrochen. Reichmann traf und traf – und so war es auch der Polen-Legionär, der schließlich mit seinem siebten Treffer für das mehr als beruhigende 25:18 sorgte. Die Körpersprache beider Mannschaften könnte nicht unterschiedlicher sein. Deutschland mit breiter Brust, und Polen schleicht förmlich zur Auszeit von Trainer Dujshebaev.

Der schafft es zwar, sein Team aufzurichten, aber mehr als Ergebniskosmetik gelingt den Polen nicht mehr. Spätestens als Julius Kühn das 27:21 ins polnische Tor hämmert (54.), ist die Bronzemedaille von Rio besiegelt. Und um 12.03 Uhr Ortszeit hatte die DHB-Auswahl allen Grund zum Feiern.

Statistik: Polen - Deutschland - in Rio 25:31 (13:17)

Deutschland: Heinevetter, Wolff; Gensheimer (6/3), Lemke, Wiencek (5), Reichmann (7), Wiede (2), Pekeler (1), Weinhold (3), Strobel, Fäth, Häfner, Kühn (4), Drux (3)

Polen: Szmal, Wyszomirski; Lijewski (5), Jachlewski (2), Krajewski (5/1), Bielecki (3/2), Wisniewski (1), Bartosz Jurecki (2), Michal Jurecki, Jurkiewicz (3), Syprzak (1), Daszek (3), Kus, Szyba

Schiedsrichter: Horacek/Nowotny (Tschechien). - Zuschauer: 10.000. - Siebenmeter: 3/3:3/4. - Zeitstrafen:10:10 Minuten

Die Stimmen zum Sieg gegen die polnische Auswahl: 

Bundestrainer Dagur Sigurdsson: „Wir waren heute von Beginn an das stärkere Team und hatten immer den Kopf oben. Ich hatte schon vor dem Spiel ein sehr gutes Gefühl. Wir sind ein sehr junges Team, haben zudem auch das erste Halbfinale gespielt. Daher waren wir ein bisschen frischer und hatten mehr Energie. Zudem waren wir mental stärker. Es kamen heute viele Dinge zusammen. 

Ich möchte auch der polnischen Mannschaft zu einem starken Turnier gratulieren. Das Spiel um Platz drei ist meiner Meinung nach das schwierigste Spiel im Handball. Vor allem von der mentalen Seite. Das Spiel heute hat aber auch gezeigt, wie weit unsere Mannschaft schon ist. Ich bin sehr froh und stolz auf die Mannschaft." 

Talant Dujshebaev (Nationaltrainer Polen): „Herzlichen Glückwunsch an die deutsche Mannschaft zum Gewinn der Bronzemedaille. Sie waren von Anfang bis zum Ende das bessere Team und körperlich fitter. Wir hatten heute auch nicht die mentale Stärke, daher haben wir es leider nicht geschafft, die Medaille zu holen. Dennoch bin ich sehr stolz auf meine Mannschaft und sehr froh darüber, mit solch einem großartigen Team zusammenarbeiten zu dürfen. Hätte mir jemand im April beim vorolympischen Turnier gesagt, dass wir in Rio im Halbfinale stehen werden und nur ein ganz kleines Stück vom Finale entfernt sind, hätte ich das angenommen."

Alexander Haase (Co-Trainer): „Das ist einfach nur der Wahnsinn. Am Anfang der zweiten Halbzeit haben wir etwas gezittert, als beide Mannschaften extrem viele Fehler gemacht haben. Das ist aber der Situation geschuldet. Wir haben uns aber echt nochmal aufraffen können, eine Energieleistung gezeigt und am Ende auch verdient gewonnen. Wir sind wirklich happy: Bronze ist Bronze." 

Julius Kühn: „Das ist einfach überragend. Dass wir nach diesem harten Halbfinalaus gegen Frankreich so wieder zurück gekommen sind, ist natürlich um so schöner. Es wartet eine rosige Zukunft auf uns. Es sind noch sehr, sehr viele junge Spieler mit dabei, die bestimmt noch ein paar Jahren zusammen spielen. Daher denke ich, dass man in der Zukunft noch einiges erwarten kann. 

Zudem hat man bei diesem Turnier gesehen, dass der Europameistertitel keine Last für uns ist, sondern uns nur noch mehr Selbstvertrauen gegeben hat - so sind wir zu Olympia-Bronze gekommen. Nach der Siegerehrung werden wir uns auf den Weg zum Deutschen Haus machen und dann schauen wir mal, wie lange das noch stehen bleibt (lacht)."

Fabian Wiede: „Das ist einfach nur ein mega Gefühl. Wir haben uns nach dem Frankreich-Spiel in der Kabine zusammengerauft, gut regeneriert und waren heute fit und haben das Spiel verdient gewonnen. Wir waren in allen Belangen besser. Wir wollten unbedingt die Medaille haben und haben nach der Halbfinalniederlage den Kopf ausgeschaltet und waren fokussiert. Das hat man auch gesehen. Das ist einfach nur geil. Dagur hat einen großen Anteil daran, wo wir jetzt stehen. Er hat viele Neuerungen in der Nationalmannschaft eingeleitet und arbeitet gerne mit jungen Spielern zusammen."

Bob Hanning (DHB-Vizepräsident Leistungssport): „Wir haben die Mission erfüllt, uns in der Weltspitze festgesetzt und haben die WM vor Augen. Die Bronzemedaille gewonnen zu haben ist ein unfassbar schönes Gefühl. Gerade für die Mannschaft, die soviel investiert hat in dieses Turnier. Von daher sind wir natürlich unglaublich glücklich, dass sich die ganze Arbeit bezahlt gemacht hat und der Weg der EM so konsequent weitergegangen wurde. 

Wir haben gesagt, wir wollen 2020 Olympisches Gold. Wir haben jetzt schon sehr, sehr schnell sehr viel Erfolg gehabt, was gut ist, weil es das Ganze vereinfacht. Aber es wird nach wie vor ein harter Weg sein, das zu stabilisieren. Man muss aber auch einfach sagen, dass andere Mannschaften große Spieler abgeben werden, wir allerdings junge und gute neue Spieler dazukriegen werden.

Von daher ist der Weg, den wir vor zwei Jahren eingeschlagen haben, mit dem Gewinn der heutigen Bronzemedaille und dem Ankommen in der Weltspitze gut weitergegangen. Letztendlich zeigt das auch, dass es der richtige Weg ist. Von daher macht uns das sehr glücklich. Wenn mir einer vorher gesagt hätte, wir werden Europameister und holen Bronze bei Olympia, dann hätte ich das sicherlich in den kühnsten Träumen nicht gewagt zu träumen. 

Aber wenn man die sieht, wie die Mannschaft arbeitet und sich auch im Turnier von Spiel zu Spiel entwickelt hat, dann spricht das dafür, dass hier etwas Großes heranwachsen kann. Heute wollen wir aber erst einmal feiern."

Steffen Weinhold: „Es war natürlich nicht leicht nach dem Halbfinale. Dagur hat die richtigen Worte gefunden, sodass wir uns wieder relativ schnell auf das Spiel heute eingestellt und das Spiel gegen Frankreich aus den Köpfen bekommen haben. Man hat gesehen, dass heute jeder unbedingt diese Medaille wollte." 

Andreas Wolff: „Das wir mit einer Medaille nach Hause fliegen können, ist natürlich der Wahnsinn. Wir haben den Erwartungsdruck von vor dem Turnier gut gemeistert. Ich denke auch, dass wir die Chance haben, 2020 Gold zu holen. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die zu 90 Prozent gerade ihr zweites Turnier gespielt hat. Wir waren zweimal im Halbfinale und einmal sogar im Finale. Das ist natürlich ein unglaublich wertvoller Erfahrungsschatz, den wir in die weiteren Turniere mitnehmen können. Auch Niederlagen wie gegen Frankreich helfen einem Sportler zu wachsen und ich denke auch, dass wir unsere Lehren aus dem Frankreich-Spiel ziehen werden."

Quelle: dhb.de
Autor: Handball.de
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