Startseite » Männer » 3. Liga Männer » 3. Liga Süd Männer » Benjamin Schweda über seine vorzeitige Vertragsverlängerung in Konstanz

Benjamin Schweda über seine vorzeitige Vertragsverlängerung in Konstanz

07.04.2015 - 12:39 Uhr

21 Jahre alt, 1,76 Meter groß und ein sehr talentierter Spielmacher – der gebürtige Überlinger Benjamin Schweda leitet seit 2008 bei der HSG den Spielaufbau. In dieser Zeit wurde er mit der Konstanzer B-Jugend unter anderem Südbadischer Meister und nahm an der Süddeutschen Meisterschaft teil, spielte in der A-Jugend-Bundesliga und errang mit dem Perspektivteam drei Meisterschaften und Aufstiege bis in die Oberliga-Baden-Württemberg (4. Liga). Gleichzeitig folgten gerade in dieser Saison regelmäßig überzeugende Auftritte in der 3. Liga. Nach einem Kreuzbandriss, der ihn nach der Operation im Dezember 2012 bis zum Comeback im Oktober 2013 außer Gefecht setzte, blüht der angehende Industriekaufmann von Spiel zu Spiel mehr auf – und hat in dieser Saison auch in der 3. Liga den endgültigen Durchbruch geschafft.
    
Die Verantwortlichen der HSG Konstanz haben den noch bis 2016 laufenden Vertrag des aus der eigenen Jugend stammenden Talents daher jetzt schon frühzeitig um ein weiteres Jahr bis 2017 verlängert. Andre Melchert, Sportlicher Leiter der HSG Konstanz, hebt vor allem die tolle Entwicklung seines Mittelmanns hervor: „Wir sind mit seinen Fortschritten mehr als zufrieden und daher auch sehr froh, den Vertrag mit ihm vorzeitig verlängert zu haben. Er glänzt durch ein tolles Spielverständnis und setzt unsere Vorgaben im Angriff schon sehr gut um.“ Gemeinsam mit Neuzugang und Schweizer U21-Nationalspieler Tim Jud sowie Matthias Stocker und Allrounder Kai Mittendorf soll er in Zukunft die wichtige Spielmacherposition bekleiden. Andre Melchert setzt darauf, dass er sich im durchgängigen Konzept der HSG Konstanz, wo die HSG aufgrund einer intensiven Jugendarbeit in jeder Altersklasse in der jeweils höchsten Liga antritt, nach dem Aufstieg der zweiten Mannschaft auch zusätzlich in der Oberliga Baden-Württemberg seine Spielanteile holen kann: „Nach dem Aufstieg in die BWOL soll Benni auch dort wieder vermehrt seine Einsätze bekommen. Diese Spielanteile sind sehr wichtig für so einen jungen Mann.“ Im Gespräch mit HSG-Pressesprecher Andreas Joas spricht der Ivano-Balic-Fan über die Gründe für seine vorzeitige Vertragsverlängerung, seinen Durchbruch im Aktivenbereich, warum vermeintliche Größennachteile gar keine sind und die Verbindung zum Bodensee, seiner geliebten Heimat.


Benni, Du hast gerade Deinen bis 2016 laufenden Vertrag bei der HSG Konstanz vorzeitig um ein weiteres Jahr bis 2017 verlängert. Was ist für Dich ausschlaggebend für die von beiden Seiten gewünschte langfristige Zusammenarbeit?
"Ich war natürlich glücklich, als der Verein auf mich zukam und mir eine vorzeitige Vertragsverlängerung angeboten hat. Lange überlegen musste ich daher bei meiner Entscheidung nicht. Es gibt für mich einfach keine bessere Möglichkeit, als bei der HSG zu spielen. Außerdem habe ich eine dreijährige Ausbildung zum Industriekaufmann in Konstanz begonnen, die 2017 endet. Es hat also alles sehr gut gepasst. Mein Ziel ist es, mich hier in allen Bereichen zu verbessern. Durch die Einsatzzeiten in der BWOL möchte ich mich Spiel für Spiel für die 3. Liga empfehlen, um vielleicht in ein bis zwei Jahren Stammspieler zu werden."

Du hast großen Anteil an der Südbadenliga-Meisterschaft und dem Aufstieg des Perspektivteams in die Oberliga Baden-Württemberg (4. Liga). Die Nachricht von Schutterwalds Niederlage und der damit sicheren Meisterschaft verbreitete sich allerdings am Abend direkt nach der bitteren 24:25-Heimniederlage des Drittligateams gegen Herrenberg, bei der Du auch auf dem Feld standest. Ein komisches Gefühl? Konntest Du Dich über den Sieg mit der zweiten Mannschaft am Nachmittag und den Titel im ersten Augenblick danach überhaupt richtig freuen?
"Dass wir den Aufstieg mit der zweiten Mannschaft an diesem Tag klargemacht haben, habe ich noch direkt auf dem Spielfeld nach dem Abpfiff des Drittligaspiels erfahren. Im ersten Moment konnte ich mich nicht wirklich freuen. Das Spiel mit der ersten Mannschaft war eines unserer schlechtesten in dieser Saison – und meiner Meinung nach auch mein schwächstes. Nach ein paar Minuten in der Kabine, als sich alles etwas beruhigt hatte und als unsere älteren Spieler des Drittligateams zu uns „Jungen“ kamen, um uns aufzuheitern, kam dann aber auch die Freude über den Aufstieg und es konnte doch noch gefeiert werden!"

19 Siege in 23 Partien, davon 11 in Serie, die mit Abstand beste Defensive und mit plus 107 Toren das mit Abstand beste Torverhältnis der Liga. Was macht das HSG-Perspektivteam in dieser Saison so stark, das mit einem Durchschnittsalter von unter 21 Jahren auch die jüngste Mannschaft der Liga ist?
"Der entscheidende Faktor ist das tägliche Training zusammen mit der ersten Mannschaft. Jeder Spieler von uns kann sich dort mit erfahrenen Drittligaspielern messen, was uns Training für Training weiterbringt. Man hat dieses Jahr in der Südbadenliga deutlich gemerkt, dass wir mit einem ganz anderen Tempo Handball spielen können, als noch vor ein bis zwei Jahren. Da macht das junge Durchschnittsalter dann auch nichts mehr aus."

Nicht nur im Perspektivteam, sondern auch im Drittligateam hast Du in dieser Saison mit tollen Leistungen überzeugen können. Wie ist es, regelmäßig in zwei Teams zum Einsatz zu kommen? Und was sind die Gründe dafür, dass Dir in dieser Saison auch im Drittligateam so richtig der Durchbruch gelungen ist?
"Es ist zwar anstrengend, aber jedes Mal wieder super, in einem der beiden Teams spielen zu können. Das Verletzungspech der anderen war dieses Jahr mein Glück. Ich habe das Vertrauen vom Trainer, Verein und den Mitspielern erhalten, was mir sehr geholfen hat. Ich denke, dass ich dann mit ganz guten Auftritten zeigen konnte, dass ich es zurecht bekommen habe."

17 Treffer in 20 Drittliga-Spielen und 37 Tore bei 9 Einsätzen in der Südbadenliga – wie fühlt es sich an, vor 1.800 Zuschauern beim Superball und im Schnitt immer über 800 Fans in der „Schänzle-Hölle“ zu treffen? Was geht da in einem vor?
"Jedes Tor wird in unserer Halle so stark bejubelt, da ist es dann natürlich immer ein riesen Gefühl und Gänsehaut pur, wenn man selbst eins werfen kann. Ich freue mich aber genauso über ein gelungenes Anspiel an den Kreis oder über eine andere gute Aktion von einem Mitspieler oder mir."

Dabei stehst Du mit einer Köpergröße von 1,76 Meter meist deutlich größeren Gegenspielern gegenüber, die nicht selten mehr als zwei Köpfe größer sind als Du. Wie setzt man sich da als Kleinster auf dem Spielfeld durch?
"Schon seit den Spielen mit der A-Jugend in der Bundesliga gehöre ich immer zu den Kleinsten auf dem Feld – was aber nicht unbedingt ein Nachteil für mich ist. Für die großen Spieler ist es schwerer, ein Eins-gegen-Eins gegen kleine Spieler zu verteidigen oder zu blocken, da sie ja erstmal eine gewisse Zeit brauchen, bis sie auf der Höhe von uns Kleinen sind. (lächelt)"

Wie in der Südbadenliga hat die HSG Konstanz auch in der 3. Liga die beste Defensive der Liga, musste in 26 Partien bislang nur 643 Mal, mithin 24,7 Mal pro Partie, ein Gegentor hinnehmen. Was ist Euer Defensiv-Erfolgsrezept, das Eure Abwehr derart unüberwindbar macht?
"Die Abwehr war schon immer der Schlüssel zum Erfolg bei der HSG. Ich denke, dass wir eine etwas andere 6:0-Abwehr spielen, als es vielleicht normal ist. Bei unserer Variante ist es für die Halbspieler der gegnerischen Mannschaften enorm schwer, Tore zu werfen, da sie sich immer wieder im Eins-gegen-Eins aufreiben müssen. Außerdem helfen wir uns in der Abwehr sehr gut aus und jeder kämpft für jeden. Und ein Torwartproblem hatten wir ja auch noch nie. (lacht)"

Überhaupt, im Moment belegt die HSG Rang fünf – bei nur zwei Punkten Rückstand auf Platz drei. Wie sieht Dein Zwischenfazit in der Spielpause aus?
"Aus meiner Sicht können wir mit der bisherigen Saison absolut zufrieden sein. Leider haben wir auch einige unnötige Niederlagen einstecken müssen, doch diese gehören auch dazu und aus jeder haben wir etwas gelernt."

Die tolle Ausgangslage für die letzten Spiele mit 31 Punkten habt Ihr trotz einer richtig schweren Phase mit bis zu fünf verletzten und weiteren angeschlagenen Stammspielern erreicht. Wie habt Ihr diese Rückschläge weggesteckt und wie wichtig war es, mit einem vor allem in der Höhe überraschenden 24:18-Heim- und 31:20-Auswärtssieg gegen Hochdorf bzw. in Rödelsee zu zeigen, dass auch so mit Euch zu rechnen ist?
"Diese Ausfälle waren für uns schwer zu kompensieren. Aber wir haben es geschafft, als Mannschaft noch mehr zusammenzurücken, womit wir diese große Herausforderung ganz gut meistern konnten. Man hat gemerkt, wie jeder sein Bestes für die Mannschaft gibt und dass bei jedem der unbedingte Wille da ist, die Spiele zu gewinnen. Bei diesen Siegen wurde auch deutlich, was in jedem Einzelnen von uns steckt. Ich glaube, dass das vor allem für die Spieler wichtig war, die bislang nicht so viele Einsatzzeiten hatten. Wir haben gezeigt, dass wir jedes Spiel gewinnen können und wollen, egal wer auf dem Spielfeld steht."

Bis zum nächsten Spiel am 18. April in eigener Halle sollten wieder einige Verletzte einsatzbereit sein. Was sind die Ziele in den letzten vier Spielen bis Saisonende?
"Auf jeden Fall beide Heimspiele gewinnen, sodass wir unseren wahnsinnigen Fans für die auch in dieser Spielzeit phänomenale Unterstützung nochmal etwas zurückgeben können. Die beiden Auswärtsspiele werden schwer, aber auch da haben wir eine Chance und wir werden sehen, ob wir nicht auch dort punkten können."

Am 18. April um 20 Uhr kommt der Tabellenletzte TSV Friedberg nach Konstanz, der nach dem feststehenden Abstieg nichts mehr zu verlieren hat. Wie geht man in ein solches Spiel?
"Wie in jedes andere Spiel auch. Wir werden uns gut auf Friedberg einstellen, um dann die Punkte bei uns zu behalten."

Die ersten sieben Mannschaften der 3. Liga Süd ohne die SG Kronau/Östringen II als zweite Mannschaft, die nicht startberechtigt ist, nehmen am DHB-Pokal teil. Die erste Runde findet bei einem Zweitligisten in einem Vierer-Turnier statt. Ein Erst- und Zweitligist sind dort immer dabei… Ein Highlight, auf das Ihr auch hinarbeitet? Und was waren Deine bisherigen Highlights in dieser Spielzeit?
"Natürlich hat jeder von uns richtig Lust darauf, bei so einem Turnier spielen zu können. Wir werden alles dafür geben, dass wir am Ende der Saison einen Startplatz für den DHB-Pokal erreicht haben. Das bisherige absolute Saison-Highlight war natürlich der Superball. Es war schon ein wahnsinniges Gefühl vor so vielen Leuten sein Können zu zeigen. Aber auch die Heimsiege gegen Tabellenführer Nußloch und Hochdorf waren geil."

Was macht Handball gerade auf der Spielmacherposition, wo viel Übersicht und Kreativität gefragt sind, aus? Was braucht ein guter Mittelmann?
"Ich denke, dass ein Mittelmann das Handballspiel am besten verstanden haben muss. Er muss in jeder Situation innerhalb kürzester Zeit den passenden Spielzug wissen und seine Mitspieler dementsprechend einsetzen."

Zum Schluss noch die Frage danach, was Heimat für Dich bedeutet. Du bist jahrelang jeden Tag mit der Fähre von Überlingen nach Konstanz ins Training gependelt. Das zeigt nicht nur Deinen großen Ehrgeiz. Sagt es auch etwas über Deine Verbindung zur Bodensee-Region, wenn man jeden Tag den See hautnah erlebt, ja förmlich schmeckt? Verbindet das?
"Heimat ist für mich mit das Wichtigste. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es etwas Besseres gibt, als am See die Sonne mit seinen Freunden zu genießen oder im Winter in einer Stunde im Skigebiet sein. (lacht)"

Quelle: HSG Konstanz
Autor: Handball.de
Diesen Beitrag im Forum diskutieren



Der Handball.de Vereinsrabatt

Zurück