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Aus dem Leben eines Maskottchen

Hein DaddelZoom
Hein DaddelFoto: Oliver Jensen
25.11.2012 - 12:31 Uhr

Hein Daddel sorgt bei den Spielen des THW Kiel für beste Unterhaltung. Handball.de hat sich mit Daniel Pöhlmann, dem Darsteller im Zebra-Kostüm, über den Alltag eines Maskottchen unterhalten. 

Daniel Pöhlmann alias Hein DaddelZoom
Daniel Pöhlmann alias Hein DaddelFoto: Oliver Jensen

“Ich habe den geilsten Nebenjob der Welt”, sagt Daniel Pöhlmann. Der 23-jährige Student steckt seit drei Jahren im Kostüm von Hein Daddel - dem Maskottchen des THW Kiel. Seine Aufgabe: Bei jedem Heimspiel in der Sparkassen-Arena ordentlich Stimmung machen. Dabei schreckt er auch vor waghalsigen Kunststücken nicht zurück. “Es geht einfach darum, die Zuschauer zu unterhalten”, so Pöhlmann. Als gebürtiger Kieler fühlt er sich dem THW sehr verbunden: “Gemeinsam mit Freunden habe ich auch früher alle wichtigen Spiele gesehen.” Dass er eines Tages ein Bestandteil der Mannschaft wird, konnte er damals nicht ahnen. “Man kann sich nicht einfach als Maskottchen bewerben. Solche Jobs bekommt man meist durch Beziehungen”, weiß Pöhlmann. So war es auch bei ihm. Seinen Vorgänger im Hein Daddel Kostüm, Dennis Voigt, lernte er beim Tennisspielen kennen. Als dieser aus beruflichen Gründen Kiel verließ, übernahm Pöhlmann den Maskottchen-Job. 

Laufen muss gelernt sein 

Im Dezember 2009 war es soweit: Daniel Pöhlamm schlüpfte erstmals in das Hein Daddel Kostüm. “Ich war wahnsinnig aufgeregt”, erinnert er sich. “Das Einlaufen mit den Spielern ist einfach bombastisch. Die Halle wird abgedunkelt, 10.000 Menschen klatschen, es ist unglaublich laut - das war wirklich ein Hammer.” Doch das Leben als Hein Daddel ist nicht einfach. Besonders die übergroßen Füße bereiteten Daniel Pöhlmann anfangs Schwierigkeiten. Um sich daran zu gewöhnen, lief er gelegentlich mit den Füssen die Straßen auf und ab. Verwunderte Blicke von Passanten dürften ihm sicher gewesen sein. Die eine oder andere Panne gab es trotzdem. Beim Treppenlaufen zwischen den Zuschauerrängen hat er sich einmal flachgelegt. Der allgemeinen Stimmung tat das gut. “Es sieht natürlich lustig aus, wenn sich ein großes Zebra auf die Nase legt”, weiß Pöhlmann. Er selbst trug ohnehin keinen Schaden davon. Dank des Kostüms ist er immer gut gepolstert. 

Die Polsterung kam ihm auch beim jüngsten Heimspiel gegen den SC Magdeburg zugute. Als er freudig in die Halle einlief, rannte er gegen einen Spieler der Gästemannschaft. “Meine Sicht ist etwas eingeschränkt. Ich kann nur durch die dunkle Nase von Hein Daddel gucken. Daher passiert so etwas schon eimal”, erklärt Pöhlmann. Dem Handballer machte das wenig aus. “Das war ein echter Schrank, der hat sich kaum bewegt. Nur ich lag auf dem Boden”, fügt er lachend hinzu. 

Im falschen Fanblock gelandet 

Hein Daddel mit Christian ZeitzZoom
Hein Daddel mit Christian ZeitzFoto: Oliver Jensen

Hein Daddel ist bei den Fans des THW Kiel beliebt. Kinder stehen mit leuchtenden Augen vor ihm. Sogar ältere Herrschaften können sich ein Lachen nicht verkneifen, wenn das lustig aussehende Zebra ihnen durch die Haare wuschelt. Nur bei einer Gruppe ist Hein Daddel weniger angesehen: Den Fans der Gäste-Mannschaft. Umso weniger erfreulich ist es, wenn das Maskottchen versehentlich im falschen Block landet. Bei einem Spiel gegen die SG Flensburg-Handewitt ist Daniel Pöhlmann das schon einmal passiert. “Die SG hatte ziemlich hoch verloren”, erinnert er sich. “Einige Zuschauer riefen, ihr könnt nach Hause fahren. Ich bin davon ausgegangen, dass das Kiel Fans sein müssen. Doch es war der Gäste-Fanblock des Flensburger. Die sind ganz schön ausgerastet.” Mit Beleidigungen und Tritten wurde er aus dem Block befördert. 

Zwischenfälle dieser Art gehören natürlich der Seltenheit an. Die meisten Spieltage verlaufen reibungslos. Die größte Herausforderung sind die immer neuen Kunststücke und Choreographien. Ob nun eine Einlage mit den Inline Skates, eine Flugrolle über die Wischerinnen oder eine Michael Jackson Imitation - Daniel Pöhlmann lässt sich für jedes Heimspiel etwas Neues einfallen. “Oft steuern auch meine Kumpels oder meine Familie Vorschläge bei. Die Idee mit den Inline Skates stammt zum Beispiel von meinem Vater. Er ist Professor für Inline-Skating an der Uni Kiel.” 

Hein Daddel - der Werbestar

Hein Daddel mit Handball.de-Redakteur Oliver JensenZoom
Hein Daddel mit Handball.de-Redakteur Oliver JensenFoto: Oliver Jensen

Das tollste Erlebnis war für ihn das jüngste Champions-League-Final-4 in Köln. “Ich saß nach dem Spiel mit den anderen drei Maskottchen in unserem Umkleideraum, als eine Betreuerin kam und sagte, ich soll in die Kabine unserer Spieler kommen”, erinnert sich Pöhlmann. Mit einer Bierdusche wurde er dort begrüßt. “Ich habe dann die ganze Nacht mit den Spielern und Trainern gefeiert. Es war toll, das alles einmal mitzukriegen.” 

Von der Popularität könnte es Daniel Pöhlmann mit dem einen oder anderen Spieler durchaus aufnehmen. Ein aktuell laufender Werbespot für die Sparkassen-Altersvorsorge hat ihn berühmt gemacht. Dabei wusste er von dem Dreh ursprünglich nichts. “In der Halbzeitpause sollte ich eigentlich ein neues T-Shirt vorstellen”, erinnert er sich. “Plötzlich hörte ich die Stimme von meiner Mutter sagen, hallo Daniel. Ich dachte, das kann nicht wahr sein.” Auf die Bitte seiner Mutter nahm er erstmals in der Sparkassen Arena den Zebra-Kopf ab. “Es war schon komisch, plötzlich ohne volles Kostüm mitten auf dem Spielfeld zu stehen. Ich habe zum ersten Mal gemerkt, wie groß die Halle doch tatsächlich ist. Durch den Zebra-Kopf sehe ich das sonst kaum.” Seitdem der Werbespot läuft, wird er auf der Straße regelmäßig angesprochen. Den Spruch "Kauf ein paar Dosen Haarspray weniger", den seine Mutter in der Werbung sagt, wird ihm mehrmals täglich hinterher gerufen. “Ich finde das ganz lustig”, sagt Pöhlmann. Manchmal muss er sogar Autogramme geben. Mit welchem Namen er dann wohl unterschreibt? Richtig: Hein Daddel.

Autor: Oliver Jensen
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