Startseite » Frauen » DHB-Pokal Frauen » Zwei Derbys im Final4 des DHB-Pokals

Zwei Derbys im Final4 des DHB-Pokals

19.05.2016 - 13:10 Uhr

Mit einem echten Showdown endete am vergangenen Wochenende die Meisterschaft, der Thüringer HC verteidigte mit einem Erfolg gegen den zuvor punktgleichen HC Leipzig seinen Titel - vor gleich drei punktgleichen Teams. Am Freitag kommt es zur Neuauflage dieses Duells, vor heimischem Publikum will der HC Leipzig im Final4 des DHB-Pokals Revanche. Im zweiten Spiel des Tages wird es ebenfalls die Wiederholung eines Duells vom letzten Spieltag der Bundesliga geben, im westfälischen Derby treffen Borussia Dortmund und die HSG Blomberg-Lippe aufeinander. Zwischen dem HCL und dem THC erwartet der HBF-Vorsitzende Berndt Dugall ein "sehr spanndes Duell", aber auch für das zweite Halbfinale wäre es aus seiner Sicht "vermessen, einen Sieger vorhersagen zu wollen". Alle Begegnungen werden vom MDR im kostenfreien Livestream angeboten, die zweite Halbzeit des Finals wird zudem auch im TV-Programm des MDR übertragen.

"Der Pokal schreibt seine eigenen Geschichten und hat damit einen großen Reiz. Das Final4 hat nichts mit der Leistung im Meisterschaftskampf zu tun. Man hat es auch beim Final-4 der Herren gesehen, da hätte im Vorfeld wohl auch keiner auf Mageburg gewettet", weist Trainer Herbert Müller die klare Favoritenrolle trotz des deutlichen Erfolgs gegen den HC Leipzig in der Vorwoche vom Thüringer HC. Nach einem 13:11 zur Pause hatte der Thüringer HC mit einer beeindruckenden Leistung das Kommando übernommen und war zu einem unerwartet deutlichen 31:20-Erfolg gekommen. Ausgiebig wurde danach die sechste Meisterschaft in Folge gefeiert. "Wir haben die Mädels noch nicht eingesammelt. Mal schauen, wer überlebt hat", erklärte Müller am Dienstag auf einer Pressekonferenz vor dem Final4 - für den Abend bat er seine Mannschaft aber bereits wieder zum Training. Schnell wurde der Fokus auf den finalen Höhepunkt gelegt, das Ziel ist das Double.

"Es war 2014 ein Top-Event. Es ist die schönste Halle in Deutschland und wir freuen uns alle total darauf", ist die Vorfreude bei Torfrau Jana Krause bereits groß. Im Vorjahr scheiterte der Meister im Siebenmeterwerfen am VfL Oldenburg, in diesem Jahr aber soll der dritte Erfolg im Pokal gelingen. "Auch wenn wir am Samstag bereits gegen Leipzig gewonnen haben, denke ich, dass die Chancen am Freitag 50:50 sind, wer ins Finale einzieht", will aber auch Svenja Huber das Ergebnis aus der Meisterschaft nicht überbewerten. Allerdings hatte der THC auch das Hinspiel in Leipzig für sich entschieden. "Klar ist, dass unser Erfolgshunger noch nicht gestillt ist. Im Gegenteil: Wir haben am Samstag gemerkt, wie schön es ist, wenn man eine Medaille umgehängt bekommt. Jetzt würden wir auch gerne das Double gewinnen", stellt Huber aber klar.

"Es war gut, dass wir den Samstagabend nach dem THC-Spiel alle gemeinsam als Mannschaft zusammen verbracht haben. Es war aber auch gut, das wir uns danach ein paar Stunden nicht gesehen haben", berichtete Torhüterin Katja Kramarczyk über den Umgang des HC Leipzigs mit der Niederlage in der Meisterschaft. "Nachdem wir etwas Ruhe und Abstand bekommen konnten, geht der Blick nun nach vorn. Wir gehen das Spiel gegen den THC am Freitag wie ein normales Spiel an und wollen uns wieder auf unsere Stärken konzentrieren", so die Nationaltorhüterin. Allerdings ist der Thüringer HC so etwas wie der Angstgegner der Leipzigerinnen, in den letzten zehn Spielen in Meisterschaft, Pokal und Champions League stehen ein Unentschieden und neun Niederlagen zu Buche - der letzte Sieg datiert auf den 10. Oktober 2012.

Im Pokal soll die Serie gestoppt werden, HCL-Coach Norman Rentsch zeigte sich selbstbewusst: "Wir haben bei der Niederlage gegen Thüringen nicht unser wahres Gesicht gezeigt, es war unsere höchte Niederlage. Thüringen hat absolut verdient die Meisterschaft gewonnen, trotzdem haben wir eine starke Bundesligasaison gespielt und werden nun die zweite Halbzeit in der Trainingswoche aufarbeiten, das Spiel verdauen, die Schlüsse daraus ziehen, um dann im Anschluss hochmotiviert in das Halbfinale vor heimischer Kulisse zu gehen." Und aus Leipziger Sicht sieht die Gesamtbilanz gegen den THC mit 15 Siegen, 1 Unentschiedem und 17 Niederlagen auch wesentlich freundlicher aus.

Zwischen der HSG Blomberg Lippe und Borussia Dortmund ist die Bilanz der letzten zehn Duelle ausgeglichener, nach einer Blomberger Serie in den Vorjahren gingen die beiden Duelle in der Meisterschaft in diesem Jahr an die Dortmunderinnen. Nach dem 21:27 vom letzten Spieltag heißt es 6:4 für die Blombergerinnen. "Es ist ein neues Spiel. Sicher irritiert es, dass wir gegen Dortmund im Hin- und Rückspiel insgesamt nur 41 Tore geworfen haben. Da haben wir gegen Thüringen und Leipzig mehr getroffen", erklärte Blombergs Coach André Fuhr, der mit seinem Team vor zwei Jahren den Finaleinzug schaffte. "Wir haben damals sensationell das Finale erreicht. Wir haben uns nicht als Verlierer gesehen", so Fuhr rückblickend zur damaligen Finalniederlage gegen Leipzig. Als einziges Team reisen die Blomberger ohne einen Pokalsieg im Briefkopf zum Final4. Fuhr sieht sein junges Team auch in diesem Jahr als Außenseiter: "Wir sind der Gegner, den sich alle gewünscht haben und Dortmund hat ihn bekommen."

"In Leipzig gehen wir sicherlich als Außenseiter in die Partie gegen den BVB, aber der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Und wer im Halbfinale um den DHB-Pokal steht, will auch gewinnen", gibt sich Alicia Stolle unterdessen angriffslustig. Die 19-Jährige stand im Vorjahr noch für die A-Jugend auf dem Feld, erlebte mit dieser eine dramatische 32:33-Niederlage im Siebenmeterwerfen gegen Meister Bayer Leverkusen. "Natürlich ist das ein tolles Highlight für mich, dass ich nun ein Jahr nach der Deutschen Jugend-Meisterschaft erneut im Final Four stehe", erläutert Stolle, die nach Saisonende noch die Junioren-WM in Russland im Blick hat - und zudem von Bundestrainer Michael Biegler auch schon für das Frauen-Team berufen wurde. Doch die Konzentration liegt zunächst auf dem Final4, bei Alicia Stolle herrscht vor dem Duell mit ihrem Ex-Verein Vorfreude: "Sicherlich werden die Kulisse und das ganze Drumherum noch einmal deutlich spektakulärer werden als bei der A-Jugend."

"Ich werde keine Favoritenrolle verteilen. Beide werden alles geben und dann werden wir sehen, wer gewinnt", erklärte unterdessen Dortmunds Trainerin Ildiko Barna vor dem Duell mit dem vermeintlichen Außenseiter. "Blomberg kennt dieses Event", zählt sie einen Vorteil des Gegners auf. Allerdings hat die Borussia einige erfahrene Akteurinnen im Kader, die ebenfalls bereits ein Final4 gespielt haben. Allen voran Torhüterin Clara Woltering, die im vergangenen Jahr mit ihrem damaligen Verein Buducnost Podgorica nicht nur das Final4 der Champions League gewann, sondern aufgrund ihrer überragenden Leistung auch zur besten Spielerin gewählt wurde. "Ich denke, meine Mannschaft hat gewisse Vorteile", räumt auch Barna ein, fügt aber an: "Pokal ist immer eine eigene Geschichte. Ich weiß, dass Blomberg alles tun wird und auch taktisch was ändern wird. Wir versuchen auch für das Wochenende noch die eine oder andere Sache zu probieren. Am Ende ist die Tagesform entscheidend."

Etwas überraschend reist auch die 19-jähre Annika Ingenpaß nach Leipzig. Die Nachwuchshoffnung hatte eine Handballpause eingelegt, war dann im Februar aber nach Dortmund gewechselt - in die zweite Mannschaft zu ihrem ehemaligen Coach René Baude. Als sich Anne Müller aber verletzte, war die Kreisläuferin schneller zurück in der Bundesliga als sie gedacht hatte - eigentlich war dies erst für die nächste Spielzeit angedacht, bereits im Dezember hatte Ingenpaß einen Vertrag bei Vizemeister Metzingen unterzeichnet. Es folge die Berufung ins Nationalteam, nun die Reise nach Leipzig und mit Borussia II gelang der Klassenverbleib in der 3. Liga. "Mich hat dieser positive Abschluss einfach für das ganze Team und das Umfeld des BVB glücklich gestimmt", so Ingenpaß, die nun mit Dortmund I zum Abschied noch nachlegen will. Zurück am Kreis ist unterdessen Anne Müller. "Ich denke sehr positiv an 2014 zurück", berichtet die Ex-Leipzigerin mit einem Lachen, damals holte sie mit dem HCL beim Final4 in Leipzig den Titel.

Den Heimvorteil wollen die Leipziger auch in diesem Jahr nutzen. Allerdings betont HCL-Manager Kay-Sven Hähner: "Es ist kein Leipzig-Event, sondern ein Liga-Event. Es ist eine tolle Geschichte für alle Handballer, die das erleben." Die Veranstalter konnten von über 3.000 im Vorverkauf abgesetzten Karten für jeden Tag berichten, auch stimmungstechnisch wird der Saisonabschluss der Frauen-Bundesliga somit ein Höhepunkt. "Wir werden eine tolle Atmosphäre vorfinden. Aus Thüringen kommt eine große Menge mit, aber auch Blomberg und Dortmund hat ordentlich gebucht", berichtete Hähner mit Vorfreude auf die verschiedenen Fanlager in den Kurven, die in Leipzig für die typische Final4-Stimmung sorgen werden. Der HCL bietet in Kooperation mit unikummarketing auch ein umfangreiches Rahmenprogramm: Kids World, Halbzeitaktionen, Infostände, ein Auftritt der Leipziger Europapokalsiegerinnen von 1966, die Auszeichnung der besten Spielerinnen der 1. und 2. Bundesliga und eine spektakuläre Siegerehrung sind geplant.

Quelle: hbf-info.de
Autor: Handball.de
Diesen Beitrag im Forum diskutieren



Der Handball.de Vereinsrabatt

Zurück