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„Wir planen natürlich zweigleisig“

Ingmar SteinsZoom
Ingmar Steins Foto: SV Aue Liebenau
12.04.2012 - 12:25 Uhr

Ingmar Steins, Trainer des abstiegsbedrohten Handball-Oberligisten SV Aue Liebenau, berichtet vor dem Spiel gegen den MTV Großenheidorn über die Situation beim SV Aue und verrät, dass er in der nächsten Saison sein Zepter an der Seitenlinie abgibt.

 

Ingmar, vor der Partie gegen Zweidorf/Bortfeld war in der lokalen Presse „Jetzt gilt es“ zu lesen, am Ende gab es eine Niederlage, dieselbe Zeitung schrieb danach „Liebenau lust- und ideenlos“. Würdest Du Deiner Mannschaft ebenfalls mangelnde Motivation unterstellen?

 

Ingmar Steins: Nein, auf keinen Fall. Ohne Tobias Naumann, Malte Grabisch, Daniel Fromme und Steven Schäfer fehlten uns vier Stammspieler, Lennart Grabisch und Waldemar Sander waren nach monatelanger Pause zum ersten Mal wieder dabei, natürlich nicht in Topform. Den Spielern auf der Platte muss man allerdings ins Buch schreiben, die Situation noch nicht erkannt zu haben. Ein schlauer Mensch hat mal gesagt: „Die Mannschaft, die zuletzt realisiert, das sie im Abstiegskampf ist, steigt auch ab.“ Die Mannschaft kennt das nicht, es ging in den letzten Jahren immer nach oben, wir müssten richtig beißen, kämpfen bis zum Umfallen, das habe ich bei der Mannschaft noch nicht gesehen, die Situation wird immer noch nicht richtig eingeschätzt.

 

Mit der Pleite gegen Zweidorf stehen jetzt 1:25-Punkte aus den letzten 13 Spielen zu Buche. Sind die Sperren und Verletzungen die einzige Erklärung für diese Negativserie?

 

Ingmar Steins: Eine derart gruselige Serie habe ich als Trainer noch nicht erlebt. Wir hatten unglaubliches Verletzungspech, dann lagen die Nerven blank und wir kassierten vier rote Karten mit Bericht und Sperren, das summierte sich auf 13 Punktspiele. Jedes Wochenende anderes Personal, andere Abwehr, andere Angreifer, Kontinuität sieht anders aus. Trotzdem, oder gerade deswegen, hätte das spielende Personal anders reagieren und agieren müssen.  Das Fehlen von Stammspielern ist für den Rest auch immer eine Chance sich zu zeigen, das ist leider nicht passiert.

 

In der wichtigen Partie gegen Zweidorf fehlte Routinier Naumann wegen Urlaub. Ein falsches Signal?

 

Ingmar Steins: Will ich so nicht sagen, ich kenne die Gesamtzusammenhänge und kann die Entscheidung deshalb nachvollziehen. Der Urlaub war sechs Monate geplant und wir hatten mit dieser Situation für das Spiel nicht gerechnet. Im letzten Jahr, ohne die Verletzungen und Sperren, wäre ein Ausfall von Tobias locker zu verkraften gewesen. Allerdings hätte ich in dieser Situation an seiner Stelle anders entschieden, rein sportlich gesehen, aber der Mensch hat ja auch noch ein Leben außerhalb des Handballfeldes. Ich habe Tobi gesagt, verlieren wir, musst Du gegen Heidorn eben 20 Tore werfen und im Zweifelsfall die Punkte alleine machen. Eins ist gewiss, das macht der, der brennt.

 

In der letzten Saison seid Ihr am Ende auf dem dritten Tabellenplatz gelandet, kam der Höhenflug vielleicht zu früh?

 

Ingmar Steins: Nein, ganz und gar nicht. Damit hatten wir ja selber nicht gerechnet. Die Mannschaft hatte sich gut entwickelt, wir hatten keinerlei Ausfälle, waren auf allen Positionen doppelt stark besetzt und sind völlig zu Recht Dritter geworden. Leider ist das für diese Saison auch unser Fluch, Dritter letztes Jahr gleich absteigen? Wir nicht, so spielen wir, nach dem Motto geht nicht, wenn wir - Tobias und ich - es nicht schaffen, dem Team die Situation klar zu machen werden wir absteigen. Spätestens nach dem Zweidorf-Spiel müssen alle realisieren, es geht für den Dritten der letzten Saison um den nackten Klassenerhalt, da sind andere Tugenden gefragt als in der Spitze.

 

Kopf frei bekommen und Füße hochlegen oder Sonderschichten, wie sah das Rezept für die Ostertage aus?

 

Ingmar Steins: Wie sollten wir in unserer Lage die Füße hochlegen? Natürlich haben wir volle Pulle durchtrainiert. Physis, Physis, Physis, bis alle umkippen. Technik und Taktik uninteressant, wir müssen punkten, egal ob schön oder schmutzig. 

 

Die Luft nach unten wird immer dünner, jetzt geht es gegen Großenheidorn ausgerechnet gegen Deine ehemalige Mannschaft. Wie soll die Wende eingeleitet werden?

 

Ingmar Steins: Also Heidorn ist für mich lange her, das war 2002/2003. Das ist mir auch so was von egal in unserer Situation. Wir haben noch 7 Spiele, brauchen noch 3 bis 4 Siege, scheißegal – Entschuldigung - wer da noch kommt. Wir haben gegen Heidorn, bis auf Daniel Fromme, zum ersten Mal seit Monaten, die komplette Mannschaft am Start, wenn wir das dann nicht machen und am Ende absteigen ist das auch gut so, dann haben wir es auch nicht anders verdient. Noch einmal, die Mannschaft, die als letztes realisiert im Klassenerhalt zu spielen, steigt auch ab.

 

Inwiefern belastet die Unkenntnis über die zukünftige Ligazugehörigkeit die Planungssicherheit und gibt es schon Personalien zu vermelden?

 

Ingmar Steins: Wir planen natürlich zweigleisig, alles andere wäre wohl auch dumm. Die Weichen für die Zukunft sind gestellt. Tobias Naumann wird neuer Cheftrainer, ich mache den sportlichen Leiter und werde Cheftrainer der 1. Frauenmannschaft. Bei Klassenerhalt werden wir die Priorität auf die Torwartposition legen, bei Abstieg werden wir ausschließlich mit dem eigenen Personal arbeiten, diese Spieler verbessern und in einem Zwei-Jahresplan die Rückkehr in die Oberliga ansteuern, um dort auf Dauer zu verbleiben.

 

Vielen Dank und viel Erfolg für den Rest der Saison!

Autor: Sascha Kurzrock
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