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VfL Gummersbach: Neue Saison, neue Krise

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VfL Gummersbach: Neue Saison, neue Krise Foto: Eibner-Pressefoto
20.09.2013 - 14:02 Uhr

Der VfL Gummersbach ist erwartungsgemäß schlecht in die Saison gestartet. Besonders vor heimischen Publikum läuft es nicht rund. Das Publikum hat ihrem Unmut bereits Luft gemacht. 

Die Fans vom VfL Gummersbach waren zuletzt nicht vom Erfolg verwöhnt. In der Saison 2011/2012 gelang nur aufgrund einer starken Rückrunde der Klassenerhalt. Vergangene Spielzeit war der Traditionsverein auf Schützenhilfe des THW Kiel angewiesen, der am letzten Spieltag TV Großwallstadt bezwang. Und jetzt? Es gilt das Motto: Neue Saison, neue Krise! Nach sieben Spielen hat Gummersbach lediglich zwei Siege vorzuweisen. “Das erste Ziel ist natürlich der Klassenerhalt”, sagt Trainer Emir Kurtagic. Der 33-Jährige ist um seinen Job nicht zu beneiden. Nach jeder Saison muss er sich von seinen stärksten Spielern verabschieden und eine neue Mannschaft formen. Besonders die Weggänge von Rückraumspieler Adrian Pfahl (31, HSV) und Linksaußen Kentin Mahe (22, HSV) sind schwer zu kompensieren. “Spieler solchen Kalibers hinterlassen immer Lücken. Von Mahe fehlt uns zum Beispiel die Schnelligkeit und der Spielwitz. Ich finde aber, dass wir das bisher gut verkraftet haben”, so Kurtagic. 

Pfiffe aus dem Publikum 

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Carsten LichtleinFoto: Eibner-Pressefoto

Die Stimmung in Gummersbach ist unruhig. In der neuen “SCHWALBE Arena” sollten Handballfeste gefeiert werden. Die Zuschauer bekommen allerdings nur Magerkost vorgesetzt. Das erste Spiel gegen Aufsteiger TV Emsdetten ging noch gewonnen. Es folgten allerdings deutliche Niederlagen gegen den ebenfalls aufgestiegenen Bergischen HC und TuS N-Lübbecke. Der Ärger der Fans entlud sich in Pfiffen. „Ich kann das völlig verstehen“, sagt der neue Torwart Carsten Lichtlein (32). „Es liegt an uns, das zu ändern. Wenn wir unsere Leistung bringen, stehen die Fans auch wieder hinter uns.“ Aber sollten wahre Fans nicht immer hinter ihrem Herzensverein stehen? Genau diese Meinung vertrat auch Geschäftsführer Frank Flatten, als er mehr Identifikation mit der Mannschaft und auch Unterstützung einforderte. Nur einen Tag später ruderte er wieder zurück, zeigte doch Verständnis für das Verhalten der Fans und entschuldigte sich: „Das, was die Mannschaft gegen Lübbecke gezeigt hat, war absolut nicht in Ordnung.“ Trainer Kurtagic scheint nicht überrascht von der Unruhe: „Der Erwartungsdruck ist einfach groß in Gummersbach.“ Kein Wunder bei einem Verein, der zwölf Deutsche Meisterschaften auf dem Briefkopf stehen hat und in den Jahren 2010 und 2011 noch Europapokalsieger der Pokalsieger wurde. 

Manche Fans fordern bereits die Entlassung des Trainers. “Da sehe ich überhaupt keinen Diskussionsbedarf”, so Flatten. Auch Lichtlein steht hinter seinem Übungsleiter: “Er stellt uns immer wieder gut ein. Die Grundaggressivität, die uns zuletzt leider gefehlt hat, ist nicht die Sache des Trainers. Das liegt in der Verantwortung von uns Spielern.” Überhaupt ist mit der Kritik der Öffentlichkeit nicht jeder einverstanden. Besonders im Bezug auf die Heimspiele. Frank Flatten erklärt: “Das ist immer eine Frage des Anspruchs. Lübbecke spielt um einen einstelligen Tabellenplatz. Gegen den Bergischen HC hätten wir hingegen gewinnen müssen. Aber die haben sogar einen Gegner wie den HSV bezwungen.“ Der Geschäftsführer scheint die ewige Kritik leid zu sein. Nicht nur im Bezug auf den Sport, sondern auch auf das Umfeld. Doppelt so viele Zuschauer wie in der vergangenen Saison haben die bisherigen Heimspiele besucht. „Und trotzdem wird kritisch angemerkt, dass von den 4.100 Plätzen nur 3.800 besetzt waren. Wir sollten alle auf dem Boden bleiben.“ 

Starker Angriff, Lücken in der Abwehr 

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Emir KurtagicFoto: Eibner-Pressefoto

Tatsächlich ist nicht alles schlecht im Gummersbach. 196 Tore nach sieben Spielen sind ein mehr als ordentlicher Wert. Die Angriff ist schwer auszurechnen, die Spieler lassen den Ball gut laufen, machen nur wenig Fehler. Und überhaupt: Wer beim THW Kiel mit zwischenzeitlich acht Toren führt und nur unglücklich verliert, wer beim HSV das Spiel bis in die Schlussminuten offen hält, der muss einfach eine gewisse Qualität haben. “Wir haben eine funktionierende Mannschaft”, sagt Frank Flatten. Große Schwächen allerdings sind in der Abwehr festzustellen. 209 Gegentore sind der beste Beweis. Speziell der Mittelblock mit Michal Kopco (25) und den Neuzugängen Joakim Larsson (29) und Andreas Schröder (22) weist Lücken auf. Torwart Lichtlein dazu: “Die drei kennen sich überhaupt noch nicht. Das muss sich einspielen. Daher ist es wichtig, dass unter ihnen noch viel mehr Kommunikation stattfindet. Das ist das A und O in der Abwehr.” Immerhin haben die Gummersbacher nach dem Spiel in Hamburg zehn Tage Zeit, sich auf das Heimspiel gegen die ebenfalls krisegebeutelte HSG Wetzlar vorzubereiten. “Wir müssen punkten und das werden wir auch tun”, verspricht Flatten. 

Autor: Oliver Jensen
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