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TV Großwallstadt - Ein Traditionsverein wankt

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TV Großwallstadt - Ein Traditionsverein wanktFoto: Eibner-Pressefoto
23.01.2014 - 16:49 Uhr

Nach dem Abstieg in die Zweitklassigkeit hofften viele Fans auf den direkten Wiederaufstieg. Doch die Hinrunde hat gezeigt, dass die Rückkehr ins Oberhaus ein längerer Prozess wird. 

Insgesamt sieben Deutsche Meisterschaften, vier Pokalsiege, zweimal den Europapokal der Landesmeister, einmal den IHF-Pokal - der TV Großwallstadt zählt zu den großen Traditionsmannschaften in Deutschland. Umso größer war der Schock, als es im Sommer 2013 nach 44 Jahren Bundesligazugehörigkeit runter in die 2. Liga ging. 14 Spieler verließen den Verein, elf neue kamen hinzu. Ein großer Umbruch, der an der Mannschaft nicht spurlos vorbeiging. Die Unterfranken, die ursprünglich um die vorderen Tabellenplätze mitspielen wollten, stehen nach der Hinrunde an 14. Position. “Wir haben gewusst, dass es nicht einfach wird. Aber das wir so tief im Keller stehen würden, hätten wir nicht erwartet”, sagt TVG-Geschäftsführer Andreas Klein im Gespräch mit HANDBALL.DE. 

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Khalid KhanFoto: Eibner-Pressefoto

Trotzdem bezeichnet er die vielen Veränderungen im Kader rückblickend als notwendig. Manche Spielerverträge galten ohnehin nur für die Bundesliga, manche wollten den Verein von sich aus verlassen. “So ein Umbruch kann auch eine Chance für einen Verein sein, um sich zu konsolidieren. Außerdem sind wir nicht ohne Grund abgestiegen. Die Zusammenstellung des Kaders hat offenbar nicht gepasst.” 

Der Trainerwechsel erschwerte den Findungsprozess zusätzlich. Der im Sommer verpflichtete Khalid Khan (47) musste aufgrund eines Erschöpfungssymptoms sein Amt im Oktober niederlegen, für ihn übernahm Maik Handschke (47). “Das war natürlich erstmal ein Rückschlag”, gibt Andreas Klein zu. “Aber wir haben mit Handschke genau den richtigen Trainer gefunden. Er hat eine klare Vorstellung davon, was für einen Handball er spielen möchte.” Ein Aufwärtstrend ist erkennbar. Drei der letzten vier Spiele wurden gewonnen. Die Niederlage gegen TV Neuhausen fiel zudem äußerst knapp aus. “Ich denke, dass wir uns jetzt gefunden haben. Wir haben konstanter gespielt, besonders bei den Heimspielen. Ich bin guter Dinge, dass wir in der Rückrunde noch einige Plätze nach oben kommen”, führt Klein fort. 

Saisonetat um etwa 1 Million Euro gesunken

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Michael SpatzFoto: Eibner-Pressefoto

Ein Abstieg in die 2. Liga ist immer mit wirtschaftlichen Zwängen verbunden. Der Zuschauerschnitt ist von über 2.600 auf derzeit 1.576 gesunken. Die Sponsoren sind dem Verein zwar größtenteils treu geblieben, zahlen aber vertragsgerecht oftmals nur noch 75 Prozent der bisherigen Summe. So ist der Saisonetat von drei auf zwei Millionen Euro gesunken. Umso mehr freut man sich über jeden Neuzugang, der sich als echte Verstärkung erwiesen hat. So wie zum Beispiel Torhüter Milos Putera (31), der statistisch mit seinen 157 Paraden immerhin der achtbeste Torhüter der Liga ist. “Manche sind voll eingeschlagen, bei anderen ist noch etwas Geduld gefragt”, so Klein. Für die meisten Tore sorgte bisher der vereinsälteste Spieler: Rechtsaußen Michael Spatz (31), seit 2007 unter Vertrag, war diese Spielzeit genau 100-Mal erfolgreich. 

In der laufenden Saison ist ein einstelliger Tabellenplatz das Ziel, 2014/2015 wird die Rückkehr in die Bundesliga anvisiert. “Wir werden versuchen, die Struktur unserer Kaders im Sommer noch einmal etwas zu korrigieren”, sagt Klein. Eine einfache Aufgabe wird das nicht. Kapitän Sverre Jakobson (36) wird Großwallstadt zum Saisonende verlassen. Der Verein hat die Kündigungsoption gezogen, um dessen (verhältnismäßig hohes) Gehalt lieber in Rückraumspieler zu investieren. Auch Maximilian Holst (24) verlässt den Verein zur neuen Saison Richtung HSG Wetzlar. Die hinterlassenen Lücken nicht nur zu füllen, sondern den Kader auch noch zu verstärken, dürfte nicht einfach werden.

Autor: Oliver Jensen
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