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THW Kiel - Eine neue Ära beginnt

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THW Kiel - Eine neue Ära beginntFoto: Eibner-Pressefoto
20.08.2013 - 17:19 Uhr

Die Dominanz des THW Kiel war fast schon beängstigend. In den vergangenen neun Spielzeiten gab es acht Meisterschaften zu feiern. Nun aber schlägt der Rekordmeister ein neues Kapitel auf. Mit Torwart Thierry Omeyer (36, Montpellier AHB), Kapitän Marcus Ahlm (35, Karriereende) sowie Daniel Narcisse (33, Paris Saint-Germain HB) und Momir Ilic (31, MKB Veszprém) haben gleich vier absolute Leistungsträger den Verein verlassen. 

Dementsprechend zurückhaltend werden die Saisonziele formuliert. “Wir werden nicht der große Titelaspirant sein”, weiß Manager Klaus Elwardt (57). Die Favoritenrolle wird Flensburg, dem HSV und den Rhein-Neckar Löwen zugeschrieben. Die Zebras sehen sich eher als Verfolger. Der Aufsichtsrat-Vorsitzende Klaus-Hinrich Vater sagt dazu: “Wir wollen in allen Wettbewerben mitspielen. Wenn kein Titel herauskommt, ist das kein Beinbruch. Trainer und Mannschaft haben die volle Rückendeckung beim Verjüngungsprozess.” Sind das alles nur Understatements? Oder blickt der THW Kiel tatsächlich in die schwierigste Saison der jüngeren Vereinsgeschichte? 

Überall Baustellen 

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Neuzugang Rasmus Lauge SchmidtFoto: Eibner-Pressefoto

Umbruch hin oder her - Der Kader des THW ist weiterhin stark besetzt. Das weiß Klaus Elwardt nur allzu gut: “Wir haben natürlich Weltklassespieler abgegeben. Aber ein paar haben wir ja trotzdem noch.” Zudem wurde der Kader mit jungen Spielern verstärkt, die auf dem Wege zur Spitzenklasse sind. Weltstars sind allerdings nicht dabei. Der Grund: Der THW Kiel zahlt keine hohen Ablösesummen mehr. Möglicherweise weil der Saisonetat von rund 9,5 auf 9,0 Millionen Euro reduziert wurde. Die Rückraumspieler Wael Jallouz (22, AS Hammamet) und Rasmus Lauge Schmidt (22, Bjerringbro-Silkeborg) waren auch mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand nach Norddeutschland zu kriegen. Lauge Schmidt soll in der Mitte die Rolle von Daniel Narcisse einnehmen. Genügend internationale Erfahrung bringt er mit. Schließlich führte er Dänemark 2012 zum Europameistertitel. Wael Jallouz tritt auf der linken Seite in die Fußstapfen von Momir Ilic. Seine Stärken: Eine unglaubliche Sprungfähigkeit und ein starker Wurf. Außerdem ersetzt im Tor Johan Sjöstrand (26, Aalborg Håndbold) den langjährigen Schlussmann Omeyer. Sjöstrand und Andreas Palicka (27) bilden auch in der schwedischen Nationalmannschaft ein starkes Duo. Ansonsten aber steckt die Mannschaft in einem Findungsprozess. „Momentan sehe ich überall Baustellen“, gibt Trainer Alfred Gislason (53) zu. „Wir haben jetzt eben nicht die breite Masse an erfahrenen Spielern, nicht die eingespielte Mannschaft. Es wird diese Saison einige Schwankungen geben. Aber der Umbruch musste sein.“ Erschwerend kommt hinzu, dass Spielmacher Aron Palmarsson (23) aufgrund den Folgen einer Patellasehnenoperation den Saisonstart verpassen dürfte. 

Der eigene Nachwuchs rückt auf

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Patrick WiencekFoto: Eibner-Pressefoto

Die vermutlich größte Lücke hat Marcus Ahlm hinlassen. Der Kreisläufer hat seine Karriere beendet und sitzt nun im Aufsichtsrat. Die bereits im vergangenen Jahr verpflichteten Rene Toft Hansen (28) und Patrick Wiencek (24) stehen in der Verantwortung. Allzu viel Druck möchte Alfred Gislason allerdings nicht aufbauen: „Auch Marcus brauchte mehr als ein Jahr Zeit, um das Niveau zu erreichen.“ Der vergangene Spielzeit häufiger eingesetzte Hansen dürfte auch diese Saison mehr Spielanteile bekommen. Aber auch Wiencek hat sich ordentlich entwickelt. „Manchmal will er noch zu viel“, sagt Gislason über den deutschen Nationalspieler. 

Überhaupt scheint es der Plan des Rekordmeisters zu sein, jungen deutschen Spielern vermehrt Chancen zu geben. Mit Linksaußen Rune Dahmke (20) und Torwart Moritz Krieter (19) rücken zwei Eigengewächse zu den Profis auf. Das sind die ersten Erfolge des vor über fünf Jahren gestarteten Projektes „Nachwuchsleistungshandball“. Ein glücklicher Umstand: Der TSV Altenholz, wo die Rohdiamanten ihr Zweitspielrecht wahrnehmen, ist gerade in die 2. Liga aufgestiegen. 

Filip Jicha - Der neue Kapitän

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Filip JichaFoto: Eibner-Pressefoto

Marcus Ahlm fehlt dem THW Kiel nicht nur als Weltklasse-Kreisläufer, sondern auch als Anführer. Filip Jicha (31), seit 2007 im Dienste der Zebras, übernimmt das Kapitänsamt. „Das Wichtigste ist, dass die Mannschaft wieder zusammenwächst. Ich muss gerade unseren neuen Spielern, die unser System noch nicht kennen, helfen. Nicht nur auf dem Handballfeld, sondern auch im Leben“, sagt der Welthandballer von 2010. In den ersten beiden Saisonspielen gegen die Aufsteiger Bergischer HC und TV Emsdetten sollte der THW vor keine echte Herausforderung gestellt werden. Erst im dritten Ligaspiel kommt die Stunde der Wahrheit: Die Zebras werden am 7. September beim Nordrivalen HSV zu Gast sein. 

HANDBALL.DE meint: Der THW Kiel hat zwar jedes Jahr Titelchancen. Für die Konkurrenz dürfte es allerdings nie einfacher gewesen sein, den Rekordmeister hinter sich zu lassen. Speziell in der Hinrunde ist mit Schwankungen zu rechnen. Die direkt Qualifikation für die Champions League ist trotzdem eine Pflichtaufgabe. 

Autor: Oliver Jensen
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