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SC Magdeburg: Wie eine Wundertüte

Bartosz Jurecki (SC Magdeburg) bejubelt einen TrefferZoom
Bartosz Jurecki (SC Magdeburg) bejubelt einen TrefferFoto: Eibner-Pressefoto
08.11.2013 - 18:08 Uhr

Der SC Magdeburg hat sich nach der letzten Meisterschaft 2001 stetig zurückentwickelt. Ein Platz in den Top-5 wurde in den vergangenen sieben Spielzeiten nicht mehr erreicht. Nun möchte der Traditionsverein wieder oben angreifen. Doch das Verletzungspech macht ihnen momentan einen Strich durch die Rechnung. 

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Frank CarstensFoto: Eibner-Pressefoto

Sonderlich viel Freude dürfte Trainer Frank Carstens (42) seine Arbeit momentan nicht machen. Viele Leistungsträger, die den Traditionsverein nach einem enttäuschenden 8. Platz in der Vorsaison wieder auf die Erfolgsspur bringen sollten, sind von mehr oder weniger schweren Verletzungen geplagt. Spielmacher Marko Bezjak (27, Knie), Kjell Landsberg (33, Brustmuskel), Andreas Rojewski (28, Daumen-OP), Dario Quenstedt (24, Finger), Yves Grafenhorst (29, Sprunggelenk) und Bartosz Jurecki (34, Knie) fehlen der Mannschaft sehr. Hinzu kommt Kreisläufer Marco Oneto (30), der nach einem Muskeleinriss seine Form erst noch finden muss. “Unsere personelle Situation ist schwierig. In manchen Spielen fehlte uns sogar eine komplette Position”, sagt Carstens. Der SC Magdeburg ist dazu gezwungen, teilweise mit einer etwas besseren Juniorenauswahl anzutreten. Nachwuchsspieler wie Matthias Musche (21) Torwart Philip Ambrosius (20) müssen plötzlich ungewohnt viel Verantwortung übernehmen. Immerhin schlagen sich die Jungspunde nicht schlecht. “Es war eine gute Torwartleistung und ein guter Einstieg von Ambrosius”, sagte Carstens zum Beispiel nach der Niederlage in Hamburg. 

Der Trainer weiß aber auch: Die Jugend alleine kann es nicht richten. Daher wurde Anfang November der mittlerweile 42-jährige Thomas Knorr nachverpflichtet. Der Kreisläufer und Rückraumspieler war zuletzt für den Oberligisten Preetzer TSV aktiv. Ausgerechnet beim Auswärtsspiel beim HSV, wo er von 2002 bis 2007 unter Vertrag stand, gab er sein Comeback. Wenige Minuten vor Spielende wurde “Knorre” eingewechselt, erzielte sogar ein Tor. “Es hat Spaß gemacht. In der Oberliga habe ich meist 60 Minuten durchgespielt. In der Bundesliga reicht es zumindest noch für ein paar Minuten”, sagte er nach Spielende. Eine Schlüsselrolle soll der 83-malige Nationalspieler ohnehin nicht einnehmen. “Er ist als Absicherung da”, erklärte Carstens. 

In den nächsten drei Jahren in die Top-5  

Ein Magdeburger Fan feiert die MannschaftZoom
Ein Magdeburger Fan feiert die MannschaftFoto: Eibner-Pressefoto

Der SC Magdeburg soll mittelfristig wieder im Konzert der großen Teams mitmischen. Das wurde im Sommer unmissverständlich klar gestellt. In dieser Saison möchte man besser abschneiden als vergangene Saison, innerhalb der nächsten drei Jahre zudem in die Top-5 vorrücken. Eine Zielsetzung, die angesichts eines Saisonetats von rund 5 Millionen Euro durchaus angebracht ist. Mit den Rückraumspielern Stian Tönnesen (39, Malmö) und Moritz Schäpsmeier (29, Minden) sind zwar wichtige Eckpfeiler weggebrochen. Dafür aber wurden mit dem derzeit verletzten Bezjak und Michael Haaß (29) zwei starke Spielmacher verpflichtet. Haaß hat sich in der Mannschaft ordentlich eingefunden, weist aber trotzdem noch viel Luft nach oben auf. Frank Carstens sagt: “Ich bin mit Haaß zufrieden. Natürlich aber würden wir uns in der Offensive noch etwas mehr Präsenz und Torgefährlichkeit wünschen. Das will er selber auch.” Torgefährlichkeit weisen dafür Rechtsaußen Robert Weber und Rückraum links Stefan Kneer (beide 27) auf, die mit 79 bzw. 59 Toren nach zwölf Bundesligaspielen die besten Schützen sind. 

Der SC Magdeburg ist wie eine kleine Wundertüte. Niemand weiß, was letztendlich dabei herauskommt. Mit drei Siegen in Folge ist die Mannschaft aus Sachsen-Anhalt stark in die Saison gestartet. Mit dem Sieg gegen den THW Kiel sorgte man im Oktober sogar für eine Sensation. Doch das Verletzungspech hat Spuren hinterlassen. Das Pokalspiel in Flensburg ging verloren, außerdem die letzten beiden Bundesligaspiele gegen den Bergischen HC und dem HSV. Von seiner Durststrecke möchte Frank Carstens trotzdem nicht sprechen: “Flensburg und Hamburg sind nicht unsere Kragenweite. Der Sieg gegen Kiel war eine Ausnahme. Jetzt kommen die Spiele, in denen es drauf ankommt.” Der Trainer erwartet mehr Aggressivität und mehr gewonnene Zweikämpfe im Angriff. Michael Haaß weiß, dass das bisher nicht immer funktionierte: “Wir schaffen es immer Phasenweise, ein gutes Angriffspiel hinzustellen. Aber dann gibt es auch wieder Phasen, in denen wir zu viele Bälle herschenken. Die Verletzungsmisere erklärt natürlich einiges, aber nicht alles.”

Autor: Handball.de
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