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Rhein-Neckar Löwen - Zwischen Himmel und Hölle

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Rhein-Neckar Löwen: Zwischen Himmel und HölleFoto: Eibner-Pressefoto
16.12.2013 - 15:14 Uhr

Vergangene Woche Mittwoch feierten die Rhein-Neckar Löwen noch einen überragenden Sieg beim THW Kiel im DHB-Pokal. Nur drei Tage später gab es mit dem 25:38 beim HSV eine echte Klatsche. Wo stehen die Löwen nun wirklich? HANDBALL.DE analysiert die Situation. 

Zwei Top-Begegnungen innerhalb von 67 Stunden sind für jede Mannschaft eine Herausforderung. “Die ganze Truppe hat vorher gesagt, wenn man richtig gut ist, gewinnt man auch zwei solche Spiele hintereinander”, sagte Manager Thorsten Storm (49). Das gelang allerdings nur zur Hälfte. “So gut wir gegen Kiel gespielt haben, so schlecht waren wir nun gegen den HSV”, gab Storm zu. Die sonst so starke Abwehr wies Lücken auf, technische Fehler beherrschten das Geschehen, verzweifelte Würfe aus dem Rückraum landeten teilweise meterweit über dem Tor. Einzig und allein Kreisläufer Bjarte Myrhol (31) zeigte mit acht Toren eine ordentliche Leistung. “Wir kamen einfach überhaupt nicht in das Spiel. In der ersten Halbzeit nicht und komischerweise in der zweiten Halbzeit genauso wenig”, so Storm.

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Kim Ekdahl du RietzFoto: Eibner-Pressefoto

In Kiel hui, in Hamburg pfui - den Grund für die zwei Gesichter der Löwen konnte niemand so richtig ermitteln. “Wir waren viel zu langsam. Vielleicht steckte das Spiel in Kiel noch in den Knochen”, schätzte ein enttäuschter Trainer Gudmundur Gudmundsson (53). Sein Manager sah das anders: „Das war heute kein Kraftthema. Wir hatten schließlich auch genügend Chancen. Nur haben wir die nicht reingemacht.“ Welche Ursachen es auch immer für den Einbruch geben mag - er trifft die Löwen empfindlich. Mit neun Minuspunkten dürfte die Meisterschaft, von der manche Spieler heimlich träumen, kein Thema mehr sein. Titelwünsche lassen sich höchstens noch in der Champions League oder im DHB-Pokal erfüllen. 

Hervorragend in der Spitze, Mängel in der Breite 

Mit HBW Balingen-Weilstetten, HSG Wetzlar und TSV GWD Minden erscheint das Restprogramm 2013 für die Löwen immerhin machbar. „Diese drei Spiele müssen wir gewinnen“, stellte Kim Ekdahl du Rietz (24) bereits klar. Auch der Trainer blickt optimistisch in die Zukunft. „Die Hinrunde war sehr schwierig, weil wir gegen die besten Mannschaften auswärts antreten mussten. Ich freue mich nun auf die Rückrunde.“ Eins ist sicher: Treten die Löwen in Bestbesetzung auf, brauchen sie sich vor niemandem zu verstecken. Die torgefährlichen Außenspieler Patrick Groetzki (24) und Uwe Gensheimer (27), der variable und unberechenbare Spielmacher Andy Schmid (30), der wurfgewaltige Rückraumrechte Alexander Petersson (33), das Torwart-Duo Stojanovic / Landin und die meist sichere Abwehr sind weltklasse. Nur in der Breite weisen die Löwen Mängel auf. Immerhin wird mit Zarko Sesum (27, Knieverletzung) ein Langzeitverletzter bald in den Spielbetrieb zurückkehren. „Er ist schon ziemlich weit. Die Frage ist nur, ob ich ihn noch vor oder nach der Winterpause bringen kann“, sagte der Trainer. Bei Marius Steinhauser (20, Kreuzbandriss) liegt das Comeback noch in weiterer Ferne. 

Acht Verträge laufen aus

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Nikola ManojlovicFoto: Eibner-Pressefoto

Mit Nikola Manojlovic (32) Sergej Gorbok (31), Rúnar Kárason (25) und Rajko Prodanovic (27) gab es zu dieser Saison punktuelle Verstärkungen - so dachte man jedenfalls. Doch Kárason trägt mittlerweile das Trikot von Hannover-Burgdorf, auch Gorbok wird den Verein zur kommenden Saison Richtung Skopje verlassen. Lediglich Manojlovic lässt sich bisher als Volltreffer bezeichnen. „Er ist zusammen mit Oliver Roggisch unser Abwehrchef. Er hat bis jetzt sehr gut gespielt“ so Gudmundsson. Sein Vertag allerdings läuft zum Saisonende aus - und damit steht der Serbe nicht alleine da. 

Auch die Kontrakte von Goran Stojanovic (36), Roko Peribonio (22), Zarko Sesum (27), Isaias Guardiola (29), Tim Suton (17) Michael Abt (23) und Rajko Prodanovic (27) enden kommenden Sommer. „Wir haben mit allen Spielern vereinbart, dass wir das im Januar angehen werden. Das ist ein guter Zeitpunkt um zu besprechen, wie die Hinrunde gelaufen ist“, verriet Thorsten Storm. Andere wichtige Leistungsträger, wie zum Beispiel Uwe Gensheimer, haben ihre Arbeitspapiere bereits verlängert. Speziell der Fall Gensheimer beweist, dass bei den Löwen auch in der Zeit nach dem Mäzen Jesper Nielsen richtig Geld in die Hand genommen wird, um eine starke Mannschaft auf das Parkett zu bringen. Gensheimer war von mehreren europäischen Spitzenvereinen umworben. Doch er blieb bei den Löwen - ohne größere finanzielle Einbuße in Kauf zu nehmen. 

Jacobsen - ein geradliniger Teamplayer

Es bleibt abzuwarten, ob es kommende Saison nur einen kleinen oder sogar einen großen Umbruch geben wird. Als Verpflichtungen stehen Stefan Kneer (27) und Trainer Nikolaj Jacobsen (41) fest. Letzterer übernimmt das Amt von Gudmundsson, der sich für eine Zukunft bei der dänischen Nationalmannschaft entschieden hat. "Nikolaj ist sehr geradlinig und kommunikativ“, sagte Storm. „Ein Teamplayer, der zugleich aber auch Anführer ist. Zudem hat er bereits mit Andy Schmid und Niklas Landin in Dänemark zusammengearbeitet und ist mit Aalborg in der zurückliegenden Saison mit einer jungen Mannschaft dänischer Meister geworden.“ Ob ihm das auch eines Tages mit den Löwen gelingt? Einige Neuverpflichtungen dürften dafür noch notwenig sein. 

Autor: Oliver Jensen
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