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Pevnov: An einem guten Tag besiegen wir Barcelona

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Evgeni Pevnov (Füchse Berlin)Foto: Eibner-Pressefoto
23.10.2012 - 13:55 Uhr

Die Füchse Berlin stehen in der Handball Bundesliga unter den TOP3. Kreisläufer Evgeni Pevnov hat einen nicht unerheblichen Anteil daran. Handball.de-Mitarbeiter Oliver Jensen sprach mit dem 23-Jährigen über die Ambitionen der Füchse und seinen Einstand bei der deutschen Nationalmannschaft. 

Handball.de: Herr Pevnov, wie fühlt es sich an, auf die Tabelle zu schauen und die Füchse unter den TOP3 zu sehen? 
Pevnov:
 “Natürlich sind wir ein bisschen stolz. Aber die Saison ist noch jung, daher legen wir keinen allzu großen Wert darauf.” 

Handball.de: Im September haben Sie die Siegesserie des THW Kiel in der Bundesliga gestoppt. Sind die Füchse dadurch nicht ein logischer Meisterschaftsanwärter? 
Pevnov:
 “Nein, definitiv nicht. Wir haben an diesem Tag sensationell gespielt und Kiel war nicht unbedingt in Bestform. Es wäre überheblich, nun gleich von der Meisterschaft zu sprechen.” 

Handball.de: Die Vereinsführung hat als Saisonziel die Top6 in der Bundesliga ausgegeben. Warum so zurückhaltend? 
Pevnov:
 “Unser Kader wird ebenhalt so eingeschätzt. Wenn wir zweimal hintereinander eine sensationelle Saison spielen, heißt das noch lange nicht, dass sich das Jahr für Jahr wiederholen lässt. Realistisch ist ein Platz zwischen 3 und 6. Andere Mannschaften haben ein höheres Budget und sind dadurch höher einzuschätzen.” 

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Evgeni Pevnov (Füchse Berlin)Foto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Was ist das Erfolgsgeheimnis Ihrer Mannschaft, dass sie trotz des geringeren Budgets vorne mitmischt? 
Pevnov: “Der Zusammenhalt ist entscheidend. Hier ist jeder für jeden da. Wenn es bei einem Spieler nicht läuft, kommt ein anderer für ihn in die Partie. Nur wenige Mannschaften können ohne Niveauverlust so durchwechseln wie wir.” 

Handball.de: Vor der Saison wurde befürchtet, dass der Weggang von Alexander Petersson schwer zu kompensieren sei. Wie denken Sie nun rund zwei Monate nach Saisonstart darüber? 
Pevnov:
 “Alex ist ein Welt-Handballer und kaum zu ersetzen. Aber die Mischung zwischen Konstantin Igropulo und Mark Bult macht sich gut. Von daher möchte ich nicht von einem Leistungsverlust sprechen.” 

Handball.de: Trotzdem gab es in der Champions League gegen den FC Barcelona zuletzt eine vernichtende Niederlage mit 11 Toren. Was fehlt den Füchsen noch gegenüber so einem Weltklasseverein? 
Pevnov: 
“Wir haben an diesem Tag einfach schlecht gespielt. Nicht mehr und nicht weniger. Ich freue mich auf das Rückspiel in der O2 World vor hoffentlich ausverkauftem Haus. An einem guten Tag können wir auch den FC Barcelona besiegen. Im Handball ist der Glaube an den Sieg sehr wichtig. Das beste Beispiel war vergangene Saison das Champions League Rückspiel gegen Leon. Mit 11 Toren Vorsprung zu siegen war nahezu unmöglich. Aber wir wollten gewinnen, Gas geben und zeigen, dass das Hinspiel ein Ausrutscher war. Mit der gleichen Einstellung werden wir auch in das nächste Spiel gegen Barcelona gehen.” 

Handball.de: Manager Bob Hanning sagte nach dem Champions League Sieg gegen SC Pick Szeged, er vermisse noch die Leichtigkeit und das maximale Miteinander. Wie ist Ihre Meinung dazu? 
Pevnov:
 “Das finde ich nicht. Besonders das Miteinander ist weiterhin super.” 

Handball.de: Sie kamen vergangenes Jahr nach Berlin und wurden als Perspektivspieler verpflichtet. Erscheint es Ihnen nicht selbst unglaublich, wie schnell Sie sich etabliert haben? 
Pevnov:
 “Ich freue mich natürlich, dass ich gleich so eingeschlagen bin. Genau das habe ich mir erhofft. Ich bin nicht nach Berlin gekommen, um auf der Bank zu sitzen.” 

Handball.de: Viele junge Spieler landen allerdings auf der Bank, wenn Sie zu einem Spitzenverein wechseln. Was haben Sie besser gemacht? 
Pevnov:
 “Natürlich gehört ein Quentchen Glück dazu, einen Verein zu finden, der die jungen Spieler perspektivisch gut aufbaut. Ich bin nach Berlin gekommen, weil ein Kreisläufer gesucht wurde. Würden bereits zwei oder drei Spieler auf dieser Position spielen, wäre das natürlich schwieriger.” 

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Evgeni Pevnov (Füchse Berlin)Foto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Also ist auch der Spieler gefordert, sich einen Wechsel gut zu überlegen. 
Pevnov:
 “Ganz genau. Ich wäre zum Beispiel nicht nach Kiel gegangen, wo bereits zwei super Kreisläufer vorhanden sind. Das soll jetzt nicht heißen, dass ich ein Angebot vom THW Kiel hatte. Es ist nur ein Beispiel.” 

Handball.de: Sie konkurrieren um die Position des Kreisläufers mit dem fast zehn Jahre älteren Torsten Laen. Sind Sie wie Lehrer und Schüler oder zwei Konkurrenten auf Augenhöhe? 
Pevnov: “Ich denke, wir haben eine gute Mischung aus beidem gefunden. Wir spornen uns gegenseitig an und helfen uns auch. Natürlich kann er mir deutlich mehr Tipps geben als andersherum. Zum Beispiel wenn wir Spielzüge spielen, die er schon länger kennt.” 

Handball.de: Bevor Sie 2011 nach Berlin wechselten, spielten Sie für die TSG Friesenheim. Wie unterscheidet sich das Umfeld der beiden Vereine? 
Pevnov:
 “In Friesenheim war natürlich alles etwas kleiner. Von den rund 400 Zuschauern kannte ich über die Hälfte persönlich beim Namen. Berlin ist eine ganz andere Welt. Die mannschaftliche Geschlossenheit ist zwar ähnlich. Aber natürlich gibt es hier viel mehr Fans.” 

Handball.de: Seit Januar sind Sie deutscher Staatsbürger. Was war der Grund dafür, Ihre russische Staatsbürgerschaft aufzugeben? 
Pevnov:
 “Ich habe mein ganzes Leben in Deutschland verbracht, spreche besser Deutsch als Russisch und denke auch in Deutsch. Wenn ich in Russland bin, werde ich häufig darauf aufmerksam gemacht, dass ich mich grammatikalisch falsch ausdrücke. Irgendwann war es einfach Zeit, die Nationalität zu wechseln. Und natürlich war es ein Traum, für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen.” 

Handball.de: Der Traum hat sich nun gegen Serbien erfüllt. 
Pevnov:
 “Ich war einfach überglücklich, dass ich so viel spielen durfte. Es war die pure Freude. Nun möchte ich weiter Gas geben und möglichst häufig zum Einsatz kommen.” 

Handball.de: Möglicherweise auch bei der Weltmeisterschaft in Spanien? 
Pevnov:
 “Ich will nicht behaupten, dass ich auf jeden Fall dabei bin. Aber ich möchte Gas geben und den Trainer von meinen Qualitäten überzeugen.” 

Handball.de: Ob Sie nun dabei sind oder nicht: Was trauen Sie der deutschen Nationalmannschaft zu? 
Pevnov:
 “Es wäre fantastisch, unter den Top6 zu landen. Aber so etwas ist immer von der Tagesform abhängig.” 

Handball.de: Wie unterscheidet sich der Stil der deutschen von der russischen Nationalmannschaft, für die Sie vorher aktiv waren?

Pevnov: “Das ist schwer zu vergleichen. Mit unserem Trainer Wladimir Maximow hatten wir in Russland eine eiserne Hand, die alles geführt hat. Mit dem neuen Trainer Oleg Kuleschow wird der russische Stil mehr eingebracht. Letztendlich sind die beiden Nationalmannschaften völlig anders. Auf der einen Seite die Härte in Russland, auf der anderen Seite das Moderne in Deutschland.”

Autor: Oliver Jensen
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