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Melsungen verliert Krimi gegen Rhein-Neckar Löwen mit 21:22 und legt Protest ein

17.12.2015 - 01:44 Uhr

Was für ein Pokalfight! Die MT Melsungen unterliegt einem an Spannung und Dramatik kaum zu überbietenden Viertelfinal-Duell den Rhein-Neckar Löwen nach einem 11:15-Halbzeitrückstand mit 21:22. In der Beim 21:21 sind noch vier Sekunden zu spielen, als Appelgren mit der Fußspitze einen von Michael Müller platziert geworfenen Ball aus dem linken unteren Eck bugsiert. Das Spielgerät landet, wie auch immer, zufällig bei Timm Schneider, der damit im Zurücklaufen noch einen Schritt macht und den Ball dann schnell fallen lässt. Denn Ballbesitz haben ja die Löwen. Die Schiedsrichter unterbrechen, beraten sich kurz, zeigen dann Schneider die Rote Karte und verhängen obendrein einen Strafwurf gegen die MT. Gensheimer lässt sich diese Chance nicht entgehen und verwandelt zum 22:21-Siegtreffer. Das Spiel ist aus, die MT ist raus.

“Diese beiden Entscheidungen der Schiedsrichter können wir nicht nachvollziehen und wir haben deshalb von dem Recht Gebrauch gemacht, einen Einspruch anzukündigen. Den werden wir sehr kurzfristig mit Hilfe juristischer Unterstützung begründen, da eine eventuelle Verhandlung schon in wenigen Tagen stattfinden könnte”, erklärt Vorstand Axel Geerken die Maßnahme der MT.

Dass das Spiel überhaupt so knapp wurde, lag vor allem an der bärenstarken Vorstellung der MT im zweiten Durchgang. Nachdem die Nordhessen in der ersten Halbzeit mehrere glasklare Torgelegenheiten (u.a. zwei Siebenmeter) nicht nutzen konnten, überhaupt im Angriff zu selten druckvoll agierten und auch in der Abwehr gegen die agileren Löwen Probleme hatten, zeigten sie nach der Pause ein völlig anderes Gesicht. Auch wenn die Gastgeber kurz nach Wiederanpfiff durch Mensah Larsen, bzw. Petersson zweimal ihren Vorsprung sogar auf fünf Tore ausbauen konnten (17:12, 35.). Das veranlasste Michael Roth erst einmal zu einem Timeout.

Der MT-Coach schien die richtigen Anweisungen gegeben zu haben. Denn seine Schützlinge setzten postwendend zu einem Zwischenspurt an und die Flügelzange Boomhouwer / Sellin reduzierte den Abstand binnen fünf Minuten auf zwei Tore. Zudem hatte Roth die Spitze der 5:1-Abwehr nun mit Marino Maric bestückt. In dieser Formation wurde dem Paradesturm der Liga das Leben mit zunehmender Spieldauer schwerer gemacht. Auch deshalb, weil dahinter jetzt auch Johan Sjöstrand mehr und mehr auftaute.  

In der Folge konnte sich der Favorit nur noch einmal etwas Luft verschaffen, nämlich als der souveräne Strafwurfschütze Gensheimer zum 19:15 einlochte. Das war in der 44. Minute und eigentlich eine gute Gelegenheit für die Löwen, den Sack mehr und mehr zuzumachen. Aber das wussten die eifrigen MT-Cracks zu verhindern. Schnell schlossen sie wieder auf zwei Tore auf. Löwen-Coach Jacobsen wollte den Vorwärtsdrang der Nordhessen mit einem Timeout bremsen - was ihm aber nicht gelang.

Obwohl kurz nach Wiederanpfiff Michael Müller eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt bekam (Kraftpaket Baena hatte ihn am Kreis eher umgestoßen als selber gefoult worden zu sein) und die MT folglich in Unterzahl war, schaffte sie den Anschlusstreffer. Marino Maric hatte sich fast bis auf Linksaußen davon gestohlen und dort sehenswert zum 19:18 durchgewuselt. Dann ein Gegentreffer durch Groetzki, der jedoch von der MT fast postwendend beantwortet wurde. Und zwar ausgerechnet vom Jüngsten im Team. Jan Forstbauer, kurzzeitig für Michael Müller auf Halbrechts beordert, schaffte mit sauberem Sprungwurf das 20:19 (52.).

Wie dies die Hausherren zusehends nervöser werden ließ, zeigte sich im Gegenzug, als Andy Schmid relativ unbedrängt einen Ball deutlich am Kasten von Sjöstrand vorbeizieht. Nun da die Abwehr der Rotweißen zusehends an Sicherheit gewann, traute sich auch die Offensive wieder mehr zu. Timm Schneider war nach starkem Zweikampf nur siebenmeterreif zu bremsen. Und Sellin verwandelte auch seinen vierten Strafwurf souverän. Beim 20:20, knapp sieben Minuten vor Schluss war alles offen.

Die Endphase geriet zum Krimi. Baena brachte nach einer lehrbuchreifen Körperdrehung am Kreis die Gelbhemden wieder in Führung. Michael Roth orderte eine Auszeit. Danach nahm sich Fahlgren einen Wurf, scheiterte aber halbhoch an seinem Landsmann Appelgren. Dessen Gegenüber vereitelte dann noch spektakulärer eine 100-Prozentchance vom hereinfliegenden Groetzki. Und im Gegenzug offenbarte Patrik Fahlgren seine ganze Schlitzohrigkeit, indem er sich auf der linken Angriffsseite durchtankte und diesmal dem Ex-MT-Keeper keine Chance ließ - 21:21!
Exakt zwei Minuten vor dem Ende legte Jacobsen seine letzte Grüne Karte. Auf der MT-Bank streifte sich Allendorf vorsorglich schon mal das Leibchen des zusätzlichen Feldspielers über. Wiederanpfiff, die Löwen stürmten heran und Sjöstrand zeigte, warum er zu den besten Keepern dieser Sportart gehört: Erst parierte er Andy Schmid’s  scharf aus dem rechten Rückraum abgefeuerten Ball und gleich danach auch noch den nicht minder strammen Wurf von Mensah Larsen.

Noch eine gute Minute Spielzeit zeigte die Hallenuhr an, als sich die MT auf dem Weg nach vorn begibt. Eigentlich ist das zu lange, um die Zeit voll auszuspielen. Aber die Roth-Schützlinge machen das sehr geschickt, gehen immer wieder auf die Nahtstellen, bleiben in Ballbesitz. Und irgendeiner musste Verantwortung übernehmen. Klar, in solchen Momenten ist der Käpt’n gefragt. Michael Müller wirft fast ein wenig verdeckt und ziemlich platziert  ins linke untere Eck. Man hatte den Ball in Gedanken schon im Netz zappeln sehen. Aber dann kam noch die Fußspitze von Appelgren. Der Rest ist bekannt.

Michael Roth: Wir haben schlecht in das Spiel hineingefunden, was sich auch am Vier-Tore-Halbzeitrückstand zeigte. Aber nach der Pause sind wir dann mehr und mehr zurück gekommen, haben das Spiel fast gedreht und hatten ein große Chance, Hamburg zu erreichen. Es ist sehr schade, dass ein Spiel auf diese Art entschieden wird. Das ist fast auch ein wenig Betrug am Zuschauer. Es gab nicht nur aus meiner Sichte einige klare Entscheidungen gegen uns, die ganz, ganz bitter waren. Das ist schwer zu verdauen. Es geht uns zugegebenermaßen in letzter Zeit nicht alles so einfach von der Hand. Umso beeindruckender war die Leistung in der zweiten Halbzeit, in der wir von der stärksten Mannschaft dieser Liga nur sieben Tore, davon drei Siebenmeter, zugelassen haben. Darauf können wir stolz sein. Wir fühlen uns deshalb auch nicht als Verlierer, haben vielmehr den Handballfans in ganz Deutschland heute gezeigt, warum wir in dieser Saison soweit oben stehen. Es wird nicht einfach, dieses Spiel innerhalb von nur 48 Stunden aus den Köpfen zu bekommen und bereits am Freitag konzentriert in Gummersbach anzutreten.

Statistik:

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Ristovski (für einen Siebenmeter) –  Schmid, Gensheimer (8/7), Kneer (n.e.), Sigurmannsson, Baena Gonzalez (1), Larsen (4), Guardiola (1), Steinhauser (n.e.), Groetzki (2), Ekdahl du Rietz (2), Pekeler, Petersson (4), Reinkind (n.e.).

MT Melsungen: Sjöstrand, Villadsen (für zwei Siebenmeter) – Maric (3), Sellin (4/4), Fahlgren (1), Forstbauer (1), Hildebrand, Danner (2), Philipp Müller, Boomhouwer (1), Rnic (3), Schneider (1), Allendorf (1), Michael Müller (3).

Strafminuten: 6 - 10 Minuten (Gensheimer, 2x Ekdahl du Rietz - Fahlgren, P. Müller, 2x M. Müller, Allendorf)
Disqualifikation: Schneider (59:57 Min.)
Siebenmeter: 7/7 - 6/4 (Allendorf scheitert an Appelgren, Rnic wirft über das Tor)
Schiedsrichter:  Christoph Immel (Tönnisvorst) / Ronald Klein (Ratingen); DHB-Aufsicht: Thorsten Zacharias.
Zuschauer: 2.140, Friedrich-Ebert-Halle, Ludwigshafen

Spielfilm: 0:1 (3.), 1:1 (5.), 4:2 (10.), 7:4 (14.), 7:7 (17.), 9:10 (21.), 12:10 (25.), 15:11 (HZ). 16:11 (32.), 17:12 (39.), 18:15 (43.), 19:16 (46.), 19:18 (51.), 20:20 (54.), 21:20 (56.), 21:21 (59.), 21:21 (60.), 22:21 (EN)

Quelle: MT Melsungen
Autor: Handball.de
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