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Markus Richwien: Plötzlich auf der Überholspur

Markus RichwienZoom
Markus RichwienFoto: Füchse Berlin
12.04.2012 - 15:57 Uhr

Er mag nicht unbedingt zu den Superstars des Handballs zählen. In der Zukunft der Nationalmannschaft könnte Markus Richwien allerdings eine unerwartet große Rolle spielen.

Manche Sportler sind einfach zur falschen Zeit geboren worden. Markus Richwien schien solch ein Fall zu sein. Der Rechtsaußen spielt seit dem Jahre 2006 für die Füchse Berlin, zeigte unbestritten starke Leistungen. Seine Wurfvariabilität, seine Fähigkeiten im Gegenstoß und seine Willensstärke wurde auch vom ehemaligen Bundestrainer Heiner Brand geschätzt. Doch Markus Richwien hatte zwei Probleme: Christian Sprenger (THW Kiel) und Patrick Groetzki (Rhein-Neckar Löwen). Die Konkurrenz auf seiner Position war in der Nationalmannschaft einfach zu stark. So blieb Markus Richwien das Übel des dritten Mannes. Bei den DHB Lehrgängen war er meist eingeladen, die Großturniere musste er sich allerdings im Fernsehen anschauen. Es drohte die Gefahr, die ganze Karriere hinter Sprenger und Groetzki festzusitzen, sich niemals in der Nationalmannschaft etablieren zu können. 

Damit soll es nun vorbei sein: Durch den DHB-Rücktritt von Christian Sprenger könnte Markus Richwien häufiger gebraucht werden. Bei den beiden Testspielen gegen Europameister Dänemark stand er auf dem Feld. “Ich hoffe, dass ich nun über einen längeren Zeitraum ein Teil der Mannschaft bleiben kann”, sagt Markus Richwien zuversichtlich. Eine rosige Zukunft in der Nationalmannschaft, auf der Erfolgswelle mit den Füchsen Berlin - der 26-Jährige scheint auf der Überholspur zu leben. 

Profidebüt in Barcelona

Dass Markus Richwien mit dem Handball sein Geld verdient, hat der gebürtige Magdeburger nicht zuletzt seiner Grundschule zu verdanken. “Ursprünglich wollte ich damals Fußball spielen”, erinnert er sich. Doch an seiner Schule wurde zunächst nur Handball als AG angeboten. “Das Torewerfen hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Also bin ich dabei geblieben.” Seine Karriere verlief wie in einem Bilderbuch: Deutsche Meisterschaft als Jugendlicher, Europameister mit der Junioren-Nationalmannschaft 2004, ein Jahr später der erste Profivertrag beim SC Magdeburg. 

Noch heute denkt er schwärmend an sein erstes Spiel im Profihandball zurück: “Es war einfach unvergesslich, gleich in der Champions League aufzulaufen. Und das auch noch in Barcelona. Eine halbe Stunde durfte ich spielen.” Auch wenn das Spiel verlorenging, spricht er rückblickend von einem der schönsten Momente seines Lebens. 

Morgens im Trainingsshirt, Mittags im Anzug 

Im Jahre 2006 wechselte er zu den damaligen Zweitligisten Füchse Berlin. Nicht zuletzt weil Geschäftsführer Bob Hanning seine Kontakte spielen ließ und ihm einen Ausbildungsplatz als Bankkaufmann in Teilzeit vermittelte. Das war einerseits ein Grund zur Freude, andererseits auch sehr anstrengend. “Freizeit gab es praktisch nicht mehr”, sagt Markus Richwien rückblickend. Morgens stand die erste Trainingseinheit bei den Füchsen an, dann musste er in seinen Anzug schlüpfen und in der Bank arbeiten, abends folgte die zweite Trainingseinheit. Es soll durchaus Momente gegeben haben, in denen er seine Ausbildung abbrechen wollte. “Der Sommer war besonders hart. Nach den intensiven Trainingseinheiten in der Vorbereitung mehrere Stunden bei 30 Grad im Anzug in der Bank zu stehen, ist eine Qual.” 

Trotzdem hat Markus Richwien die Ausbildung abgeschlossen. Gut möglich, dass er später dankbar dafür sein wird. Er konzentriert sich zwar derzeit voll auf den Sport. In zehn Jahren möchte er allerdings in einer anderen Branche tätig sein: “Meine berufliche Zukunft sehe ich nicht im Handball. Nachdem ich mehrere Jahrzehnte alles dem Sport untergeordnet habe, möchte ich etwas anderes machen. Ein geregelter Wochenablauf wäre nicht schlecht.” 

Bis 2014 ein Berliner 

Bis es aber soweit ist, hat Richi (so sein Spitzname) noch einiges vor. Erst Ende Februar verlängerte er seinen Vertrag bei den Füchsen bis zum Jahre 2014. "Markus Richwien ist ein Mann der ersten Stunde in unserem Projekt, er ist gemeinsam mit uns gewachsen“, sagte Bob Hanning. „Es geht seit sechs Jahren immer nach vorne“, ergänzte Markus Richwien, der mit den Füchsen unbedingt einen Titel gewinnen möchte. „Außerdem möchte ich gerne einmal bei einem international großen Turnier mit der Nationalmannschaft dabei sein“, fügt er hinzu. Gut möglich, dass sich beide Wünsche schon bald erfüllen lassen. 

Autor: Oliver Jensen
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