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Marcus Ahlm: “Die neue Saison wird offener”

Marcus Ahlm vom THW KielZoom
Marcus Ahlm vom THW KielFoto: Eibner-Pressefoto
22.08.2012 - 14:37 Uhr

Kapitän Marcus Ahlm geht mit dem THW Kiel in seine voraussichtlich letzte Saison. Der 34-Jährige sprach mit Handball.de Mitarbeiter Oliver Jensen über die bevorstehende Saison, die Neuzugänge und die Berühmtheit als Handballspieler in Kiel. 

Herr Ahlm, wird der THW die Liga genauso beherrschen wie in der vergangenen Saison? 
Marcus Ahlm: “Für uns ist es wichtig, dass wir mit den Neuzugängen ein Niveau finden, mit dem wir zufrieden sein können. Das ist erst einmal die wichtigste Aufgabe für uns.” 

Besteht nicht die Gefahr, dass die Mannschaft nach drei Titeln ein wenig statt ist? 
Marcus Ahlm: “Nein. Das wird meine zehnte Saison hier und ein Sättigungsgefühl hat es bei uns nie gegeben. Wir wollen in jedem Spiel Bestätigung. Wir reden oft darüber, dass das nächste Spiel das einzige ist, das zählt.” 

Marcus Ahlm vom THW KielZoom
Marcus Ahlm vom THW KielFoto: Eibner-Pressefoto

Wer sind die stärksten Konkurrenten um die Meisterschaft?
Marcus Ahlm: “Das ist immer schwer zu sagen. Vermutlich werden die selben Mannschaften vorne mit dabei sein wie in den vergangenen Jahren: Flensburg, Hamburg, Berlin und die Löwen. Prognosen sind schwierig. Die Löwen haben viele neue Spieler, sie haben einen richtigen Umbruch gemacht. Auch Hamburg hat mit den Gille-Brüdern zwei Spieler verloren, die für Konstanz standen. Dafür haben sie neue Spieler geholt. Auch wir haben vier Neuzugänge. Ich denke, dass diese Saison offener wird. Auch die Olympischen Spiele sind nicht ganz unwichtig. Mannschaften, die Olympia-Teilnehmer hatten, müssen sich in den ersten zwei Monaten erst einmal finden.” 

Wie schwer wiegt der Weggang von Kim Andersson?
Marcus Ahlm: “So ein Weggang bedeutet viel Arbeit. Kim hat lange hier gespielt, war ein eingespielter Mann. Wir haben natürlich mit Vujin Qualität dazugeholt. Aber es dauert ein wenig, bis man die Abläufe kennt und jeder weiß, was zu tun ist.” 

Sie sprechen Marko Vujin an, der sich an die Bundesliga erst einmal gewöhnen muss. Wenn Sie neun Jahre zurückblicken: Wie schwierig war dieser Gewöhnungsprozess damals für Sie? 
Marcus Ahlm: “Wenn man das Glück hat, für einen Verein zu spielen, der in der Champions League und im Pokal lange vertreten ist, hat man sehr viele Spiele. Das ist der Unterschied zu den anderen Ligen. Daran muss man sich gewöhnen. Da ist jeder selbst gefordert. Wenn man konditionell gut in die Saison geht, kann man das schaffen.” 

Mit Patrick Wiencek ist ein junger deutscher Nationalspieler hinzugekommen, der als Kreisläufer in ihre Fußstapfen treten soll. Bringt er die Voraussetzungen dafür mit? 
Marcus Ahlm: “Beide neue Kreisläufer (Wiencek und Rene Toft Hansen, Anm.d.Red.) bringen die Voraussetzungen mit. Sie sind bereits Nationalspieler, sind außerdem körperlich gut dabei. Das ist für einen Kreisläufer sehr wichtig. Für sie geht es nun darum, sich an unser System zu gewöhnen und sich individuell weiterzuentwickeln. Letztes Jahr hatten wir keine Neuzugänge. Das war sportlich etwas einfacher. Aber wie gesagt: Es sind tolle Handballer und super Typen, die gewinnen wollen.” 

Mit drei Kreisläufern ist Ihre Position besonders hart umkämpft. Wie gehen Sie mit dieser Situation um? 
Marcus Ahlm: “Wir müssen auch etwas für den Nachwuchs tun. Die Spieler werden älter. Ich freue mich, dass es auf meiner Position zwei neue Spieler gibt und ich ihnen vielleicht den einen oder anderen Tipp geben kann.” 

Marcus Ahlm vom THW KielZoom
Marcus Ahlm vom THW KielFoto: Eibner-Pressefoto

Ist es eine komische Situation, ausgerechnet die Spieler stärker machen zu müssen, die dafür sorgen könnten, dass Sie zukünftig weniger spielen? 
Marcus Ahlm: “Natürlich möchte ich immer gerne auf dem Platz stehen. Aber der THW ist eine Herzensangelegenheit für mich. Ich bin froh, wenn ich ein wenig helfen kann.” 

Silvio Heinevetter hat einmal gesagt, dass ein verdienter Spieler wie Sie bei den Schiedsrichtern ein anderes Standing hat. Würden Sie das bestätigen?
Marcus Ahlm:
 “Ich denke, dass alles kann ein Vorteil, aber auch ein Nachteil sein. Sicherlich ist es für Spieler und Schiedsrichter gut, wenn man sich kennt. Die Schiedsrichter wissen, wie die Spieler reagieren. Aber es kann auch sein, dass man in früheren Spielen schon einmal Meinungsverschiedenheiten hatte. Dann könnte es eher ein Nachteil sein.” 

Wie schwierig war es für Sie, bei den Olympischen Sommerspielen zuzuschauen? Hätten Sie Ihren Rücktritt von der Nationalmannschaft am liebsten rückgängig gemacht? 
Marcus Ahlm:
 “Nein, ich habe nun schon seit einigen Jahren nicht mehr in der Nationalmannschaft gespielt. Das Thema ist abgeharkt. Ich habe mich einfach gefreut, dass wir eine Medaille geholt haben. Das war nicht zu erwarten.” 

Ihr Vertrag beim THW Kiel läuft noch ein Jahr, danach haben Sie Ihren Rücktritt angekündigt. Besteht die Chance, dass Sie vielleicht doch noch ein Jahr dranhängen werden? 
Marcus Ahlm: “Ich habe gelernt, dass man niemals nie sagen soll. Aber das ist nichts, womit ich mich jetzt beschäftige.” 

Nach dieser Saison werden Sie auf zehn Spielzeiten beim THW Kiel zurückblicken. Wie hat sich das Umfeld seitdem verändert?
Marcus Ahlm: (überlegt) “Sicherlich ist der Handball noch viel bedeutsamer geworden. Der Verein kann mit einem höheren Etat arbeiten, weil der Sport in der Öffentlichkeit einen höheren Stellenwert hat. Wir möchten natürlich, dass es weiterhin vorangeht und noch mehr Spiele im Fernsehen übertragen werden. Vom Umfeld in Kiel hat sich weniger verändert. Wir hatten immer super Fans und eine tolle Unterstützung. Nicht nur bei den Heimspielen, sondern auch auswärts. Dafür sind wir dankbar.” 

Hat sich der Sport insgesamt verändert? 
Marcus Ahlm: “Der Sport ist schneller geworden. Es ist noch wichtiger, dass die Spieler fit sind. Besonders wegen den vielen Spielen, dessen Anzahl manchmal etwas übertrieben ist.” 

Letzte Frage: Wie ist es als Profi in der Handball-Hochburg Kiel zu leben? Können Sie ungestört einkaufen gehen?
Marcus Ahlm: “Nein. In Kiel kennen dich die Leute vom ersten Tag an. Aber es ist schön zu wissen, dass die Fans für uns da sind. Es stört mich nicht, häufig angesprochen zu werden.”

Autor: Oliver Jensen
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