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Lars Kaufmann: Mehr als ein Shooter

Lars KaufmannZoom
Lars KaufmannFoto: SG Flensburg-Handewitt
02.04.2012 - 13:20 Uhr

Wenn Lars Kaufmann den Ball hat, könnte manch einem Torhüter angst und bange werden. Die Würfe des 30-Jährigen erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 130 km/h. 

Von seinem daraus resultierenden Shooter Image ist er allerdings genervt. „Vielleicht sehen die Leute meine Anspiele nicht – oder wollen sie nicht sehen“, sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen. „Ich werde immer in diese eine Kategorie gesteckt. Aber die richtigen Kenner wissen, was ich kann. Die sehen, wie ich mir im Spiel die Torchancen erkämpfen muss, mich auch für andere Spieler mit reinhänge.“ 

Neues Spielsystem, neues Zuhause

Seit Sommer 2011 setzt der 1,99 Meter-Hüne diese Qualität bei der SG Flensburg-Handewitt ein. Seine vorigen Stationen waren Frisch Auf Göppingen, TBV Lemgo, HSG Wetzlar und der 1. SV Concordia Delitzsch. Rückblickend bezeichnet Kaufmann den Schritt in den hohen Norden als richtig. „Natürlich musste ich mich bei der SG an ein anderes Spielsystem gewöhnen“, verriet er auf der Vereinswebseite. „Aber das ist mir inzwischen gelungen. Von Anfang an fühlte ich mich hier in Flensburg sehr wohl - inzwischen bin ich auch in der Campushalle richtig Zuhause.“ 

Lars Kaufmann spricht selbstbewusst über seine Ziele: „Ich möchte so viele Titel gewinnen, wie es möglich ist. Das ist das Ziel aller Handballspieler. Die Deutsche Meisterschaft wäre natürlich der schönste Titel.“ Doch ist das mit der SG Flensburg Handewitt, die im Jahre 2004 das letzte und das einzige Mal Deutscher Meister wurde, überhaupt möglich? „Für uns sind die Chancen sicherlich nicht allzu groß, aber es gibt immer eine Außenseiterchance. Im Sport ist alles möglich.“ 

Kritik von Heiner Brand ist vergessen 

Am 4. Januar 2003, im Länderspiel gegen Ungarn, gab Lars Kaufmann sein Debüt in der Nationalmannschaft. 124 Spiele bestritt er seitdem im Trikot der DHB-Auswahl, erzielte 309 Tore. Auch bei der Weltmeisterschaft 2007, als Deutschland im eigenen Land den Titel gewann, war er dabei. Doch es gab auch Tiefpunkte: Nach der Europameisterschaft 2008, als Deutschland den vierten Platz belegte und er selbst nur wenig Einsatzzeit bekam, wurde Kaufmann vom Bundestrainer Heiner Brand aus dem Kader gestrichen, weil sich dieser laut Brand zu wenig reinhing. Doch es war nicht von langer Dauer. Bei der Weltmeisterschaft 2009 stand Kaufmann wieder im Kader. Sein Ziel war es immer, sich zu verbessern, sagte Kaufmann später dazu. Daran hatte auch die Situation von 2008 nichts verändert. Er habe gelernt, früher abzuspielen. So wurde er ein mannschaftsdienlicher Spieler, der auch in der Planung von Bundestrainer Martin Heuberger wichtig sein dürfte. 

An der Förde fühlt er sich am wohlsten 

Der Wechsel nach Flensburg brachte Lars Kaufmann nicht nur einen sportlichen Vorteil. Der begeisterte Hobby-Angler weiß auch die Flensburger Förde sehr zu schätzen, ist hier häufig anzutreffen: „Angeln ist der perfekte Ausgleich zum stressigen Handballalltag. Man kommt raus und lernt die Natur kennen. Außerdem ist es immer wieder spannend, wenn man einen Fisch an der Angel hat und nicht weiß, ob das nun ein kleiner oder großer Fisch ist.“ Wäre er kein Handballspieler geworden, hätte ihn den Beruf des Angelguide sehr gereizt, erklärt er. 

Ansonsten hat sich Lars Kaufmann noch keine allzu großen Gedanken über seine berufliche Zukunft gemacht. Er möchte sein BWL-Studium demnächst abschließen, ansonsten alles weitere auf sich zukommen lassen. „Vielleicht werde ich im Handball weiterhin arbeiten. Einen Job als Trainer kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Dafür müsste man öfter laut werden. Das ist nicht mein Ding“, führt er fort. Ohnehin weiß Lars Kaufmann noch nicht so genau, wo er sich eines Tages gemeinsam mit seiner Frau und seiner Tochter Leonie niederlässt: „Meine Frau und ich würden gerne in der Nähe unserer Eltern wohnen. Das Problem ist nur: Meine Eltern wohnen in Görlitz, die Eltern meiner Frau in der Nähe von Hannover. Vielleicht bauen wir uns ein Haus irgendwo dazwischen.“ Die Hauptsache dürfte sein, es gibt in der Nähe ein See zum Angeln. 

Autor: Oliver Jensen
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