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Lars Geipel: Unser Schiedsrichter in London

Zusammen mit Marcus Helbig wird Lars Geipel bei Olympia pfeifen

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DHB Schiedrichter Lars Geipel (Steuden) und Marcus Helbig (Landsberg, rechts) im Spiel MT Melsungen - HSV Hamburg in der Handball Bundesliga 2010/2011.Foto: Eibner-Pressefoto
25.07.2012 - 13:56 Uhr

Die deutschen Handballer und Handballerinnen haben die Olympia-Qualifikation verpasst. Trotzdem gibt es zwei Herren, auf die wir mit Stolz blicken. Das deutsche Schiedsrichtergespann Lars Geipel und Marcus Helbig wird in London pfeifen. Handball.de stellt Lars Geipel und sein Leben als Unparteiischer vor. 

Den Moment, als Lars Geipel von seiner Nominierung erfuhr, wird der 37-Jährige nicht so schnell vergessen. “Ich war in der Redaktion und fand in meinem E-Mail Postfach eine Nachricht von der IHF, in der mir relativ formlos mitgeteilt wurde, dass ich bei den Olympischen Spielen mit dabei bin. Vor Freude habe ich die gesamte Redaktion zusammengebrüllt“, erinnert sich der Redaktionsleiter der Mitteldeutschen Zeitung. Lars Geipel und Marcus Helbig haben bereits bei der letzten Welt- und Europameisterschaft gepfiffen. Trotzdem bezeichnen sie London 2012 schon jetzt als den Höhepunkt ihrer Schiedsrichterlaufbahn. „Die Olympia-Teilnahme war ein Ziel, das wir beide immer hatten“, so Geipel. 

Vom Spieler zum Schiedsrichter 

Die Schiedsrichterkarriere von Lars Geipel begann als 16-Jähriger. “Ich habe in der Jugend selbst Handball gespielt. In meinem Verein wurde händeringend ein Schiedsrichter gesucht”, erinnert er sich. “Ich war damals noch Schüler und fand es schön, als Schiedsrichter ein paar Mark verdienen zu können. Ein anderer Grund war, dass ich mich häufig über falsche Schiedsrichter-Entscheidungen aufgeregt habe und ich das besser machen wollte.” Die Anfänge waren nicht ganz einfach. Rückblickend sagt Lars Geipel, dass besonders die Leitung der unterklassigen Spiele eine Herausforderung war: “Dort geht es unsauberer zu. Das technische Niveau ist eher niedrig. Außerdem ist bei solchen Spielen die Meckerquote bei Zuschauern und Trainern besonders hoch.” 

Überhaupt sind Schiedsrichter oftmals Anfeindungen ausgesetzt. Lars Geipel blieb davon nicht verschont. Besonders vor einigen Jahren bei einem Regionalligaspiel der HG 85 Köthen. Nach einigen strittigen Entscheidungen kurz vor Spielende wollte das aufgebrachte Publikum den beiden Unparteiischen an den Kragen. “Wir mussten uns daraufhin in der Kabine einschließen”, erinnert sich Geipel. “Einige Zuschauer haben sich davor gestellt und gegen die Tür getrommelt. Erst nach zwei Stunden hatte sich die Situation wieder beruhigt, und wir konnten die Kabine verlassen.” In solchen Momenten fragte sich sogar Lars Geipel, warum er sich das antut. 

In einem eigenen Kosmos 

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DHB Schiedrichter Lars Geipel (Steuden) im Spiel MT Melsungen - HSV Hamburg in der Handball Bundesliga 2010/2011.Foto: Eibner-Pressefoto

In jedem Spiel gibt es Spieler, Trainer und Zuschauer, die mit den Entscheidungen nicht einverstanden sind. “Man muss weghören können, wenn Anfeindungen von Zuschauern kommen. Mit der Zeit lernt man, so etwas auszublenden. Wenn ich mich auf ein Spiel konzentriere, bin ich praktisch in einem eigenen Kosmos und bekomme das Drumherum kaum mit“, erklärt Lars Geipel, der fast seine komplette Freizeit dem Schiedsrichterdasein opfert. „Ich bin im Jahr mindestens 70 bis 80 Tage unterwegs. Gerade die Europacupspiele oder Großturniere sind sehr zeitaufwändig“, führt er fort. „Außerdem muss ich mindestens dreimal wöchentlich trainieren. Zudem analysiere ich zu Hause per Video viele Spiele, die ich gepfiffen habe, um aus möglichen Fehlern zu lernen.“ Freizeit für die Familie ist knapp bemessen. Glücklicherweise stand seine Frau immer hinter ihm. „Aber das ist leider nicht bei jedem so“, weiß der dreifache Familienvater. 

Nicht nur die Liebe zum Sport, auch das Geld dürfte für jeden Unparteiischen eine Motivation sein. Pro Herren-Bundesligaspiel erhält ein Schiedsrichter ein Honorar von 500 Euro. „Da kann man sich wirklich nicht beschweren. In unteren Ligen wird allerdings weit weniger gezahlt“, weiß Lars Geipel. In der 2. Liga sind es 300 Euro, in der 3. Liga 120 Euro. In den Ligen darunter bestimmen die Landesverbände das Honorar. Die Spanne liegt zwischen 14 und 30 Euro. 

Bis 50 in der Bundesliga? 

Lars Geipel möchte noch so lange wie möglich auf hohem Niveau Spiele leiten: „Es lässt sich schwer voraussagen, wie lange das sein wird. Aber ich könnte mir durchaus vorstellen, auch mit 50 noch in der Bundesliga zu pfeifen.“ Er könne sich allerdings nicht vorstellen, im höheren Alter wieder unterklassig zu pfeifen: „Wenn es für die Bundesliga nicht mehr reicht, werde ich aufhören.“ 

Autor: Oliver Jensen
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