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Interview mit Uwe Jungandreas (SC Magdeburg): “Wir brauchen mehr Führungsspieler”

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Uwe JungandreasFoto: Eibner-Pressefoto
14.02.2014 - 13:26 Uhr

Uwe Jungandreas übernahm im Dezember interimsweise das Traineramt beim SC Magdeburg und trat damit die Nachfolge von Frank Carstens an. Derzeit steht der Traditionsverein auf Tabellenplatz acht - genau wie in der Abschlusstabelle der vergangenen Saison. Im Sommer wird Geir Sveinsson neuer Übungsleiter in Magdeburg. Uwe Jungandreas spricht im exklusiven HANDBALL.DE-Interview über seine Mannschaft im Findungsprozess, über fehlende Führungsspieler und seine Entlassung im vergangenen Jahr in Leipzig. 

HANDBALL.DE: Herr Jungandreas, bei der jüngsten Niederlage gegen die Füchse Berlin hat Ihre Mannschaft in der ersten Halbzeit überhaupt nicht in das Spiel gefunden. Hat Sie das erschrocken?
Uwe Jungandreas: “Ich habe mich natürlich sehr darüber geärgert. Wir haben die Bälle hergeschenkt, waren nicht aggressiv genug in der Abwehr und sind in die Gegenstöße gelaufen. Selbst wenn wir in die Positionsabwehr kamen, haben wir zu passiv agiert.” 

HANDBALL.DE: Immerhin lief es in der zweiten Halbzeit besser. 
Uwe Jungandreas: “Das ist richtig. Wir haben aggressiver gespielt und eine Systemänderung in der Abwehr vorgenommen. Der Mittelblock hat offensiver agiert, um den Spielfluss des Gegners zu stören. Es ist uns gelungen, den Gegner in mehr Zweikämpfe zu verwickeln.” 

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Uwe JungandreasFoto: Eibner-Pressefoto

HANDBALL.DE: In der Hinrunde war die Mannschaft von großem Verletzungspech gebeutelt. Nun können Sie aus dem Vollen schöpfen. Ist also eine bessere Rückrunde zu erwarten?
Uwe Jungandreas: “Das werden wir sehen. Über all die Monate auseinander gerissen zu sein, hat natürlich Spuren hinterlassen. Die Mannschaft muss erst einmal zu sich finden. Beim Sieg gegen Hannover haben wir das gut hinbekommen, gegen Berlin leider nur in der zweiten Halbzeit.” 

HANDBALL.DE: Michael Haaß, der im vergangenen Sommer nach Magdeburg kam, hat sich in den letzten Monaten als sehr präsent erwiesen. Nur die Torgefährlichkeit fehlt ihm noch. Sehen Sie ihn dennoch auf einem guten Weg? 
Uwe Jungandreas: “Ich hoffe das. Wir brauchen Führungsspieler. Michael Haaß ist einer davon. Wir wollen die Verantwortung aber auf viele Schultern verteilen.” 

HANDBALL.DE: Ihr Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt hat das Ziel vorgegeben, bis 2016 in die Top-5 vorzustoßen. Was fehlt der Mannschaft nach dafür? 
Uwe Jungandreas: “Einiges. Der Kader an sich ist gut und breit. Aber sowohl in der Abwehr als auch im Angriff fehlen noch ein oder zwei Führungsspieler, die in schwierigen Situationen das Heft in die Hand nehmen. Aber weil ich ab Sommer nicht mehr da sein werde, unterliegt das nicht meinem Einfluss.” 

HANDBALL.DE: Was für eine Art von Führungsspieler würde dem Verein gut tun? 
Uwe Jungandreas: “Es war beispielgebend, wie Iker Romero gegen uns das Angriffspiel der Füchse geführt hat.” 

HANDBALL.DE: Sie wurden als Interimstrainer verpflichtet. Hätten Sie sich gewünscht, auch über diese Saison hinaus die Mannschaft zu trainieren? 
Uwe Jungandreas: “Das war nie ein Thema. Es ging vom ersten Gespräch an lediglich darum, die Mannschaft bis zum Saisonende zu trainieren.” 

HANDBALL.DE: In der kommenden Saison wird es mit Jacob Bagersted (Aalborg Håndbold), Jannick Green Krejberg (Bjerringbro-Silkeborg) und Espen Lie Hansen (Dunkerque HBGL) drei Neuzugänge geben. Dafür verlässt Stefan Kneer den Verein Richtung Rhein-Neckar Löwen. Wird es für Ihren Nachfolger dadurch schwierig, die Mannschaft weiterzuentwickeln? 
Uwe Jungandreas: “Darüber mag ich mir jetzt kein Urteil bilden.” 

HANDBALL.DE: Dann sprechen wir über Ihre Person. Wie sehen Ihre Planungen ab Sommer aus? 
Uwe Jungandreas: “Es gibt einige Kontakte und leichte Anfragen, aber noch nichts Konkretes. Natürlich würde ich gerne in der Bundesliga arbeiten. Aber da hat sich bisher noch nichts ergeben. Das Ausland käme für mich nicht in Frage.” 

HANDBALL.DE: Geht es für Sie nun darum, dem SC Magdeburg eine erfolgreiche Rückrunde zu bescheren, damit Sie für potentielle Arbeitgeber interessant werden? 
Uwe Jungandreas: “Natürlich gehört das dazu. Aber in erster Linie bin ich sehr ehrgeizig und habe einfach Freude am Gewinnen.” 

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Uwe JungandreasFoto: Eibner-Pressefoto

 HANDBALL.DE: Während Magdeburg nur eine kurze Station in Ihrer Trainerlaufbahn ist, waren Sie von 2010 bis 2013 beim SC DHfK Leipzig tätig und haben den Verein in die 2. Liga geführt. War es eine große Enttäuschung für Sie, als Sie im Abstiegskampf kurz vor Ende der Saison 2012/2013 entlassen wurden? 
Uwe Jungandreas: “Zu diesem Zeitpunkt fiel es mir sehr schwer, das zu akzeptieren. Es gab eine große emotionale Bindung.” 

HANDBALL.DE
: Zuvor hatten Sie den 1. SV Concordia Delitzsch trainiert. Nach der Insolvenz 2010 sind sie zusammen mit einigen Spielern nach Leipzig gegangen.

Uwe Jungandreas: “Genau. Ich habe also mit manchen Spielern insgesamt zwölf Jahre zusammen gearbeitet, bin mit ihnen durch schwierige Zeiten gegangen. Erst haben wir gemeinsam die Insolvenz von Concordia Delitzsch erlebt, dann den Aufstieg mit Leipzig in die 2. Liga. Es war schwer, diese Entlassung zu akzeptieren. Mit ein wenig Abstand muss ich allerdings zugeben, dass der Verein die richtige Entscheidung getroffen hat.” 

HANDBALL.DE: Inwiefern?
Uwe Jungandreas: “Wenn ein Trainer so lange mit einigen Spielern zusammen arbeitet, schleichen sich irgendwann manche Dinge sein.” 

HANDBALL.DE: Nun spielt Ihre alte Mannschaft um den Aufstieg in die Bundesliga. Ist das den Leipzigern zuzutrauen? 
Uwe Jungandreas: “Ich glaube, dass sie den Aufstieg packen werden. Leipzig hat viele junge Leute, für die die Bundesliga ein großes Ziel ist. Andere Mannschaften haben einige Spieler, die über ihren Leistungszenit hinaus sind. Zudem glaube ich, dass die Leipziger unbekümmert spielen und sich nicht allzu viel Gedanken darüber machen, was ein Aufstieg bedeuten würde. Das ist sehr wichtig.” 

HANDBALL.DE: Leipzig und Magdeburg sind Großstädte, in denen der Profihandball nur wenig Konkurrenz durch andere Sportarten hat. Sind das nicht ideale Bedingungen, um eines Tages zu den nationalen Spitzenvereinen zu zählen? 
Uwe Jungandreas: “In Magdeburg sind sicherlich die Gegebenheiten dafür vorhanden. Aufgrund der Tradition ist der SCM eine Institution in der Stadt. In Leipzig ist die Situation etwas anders. Der Männer-Handball muss sich nach vielen Jahren der Abstinenz erst noch richtig etablieren.” 

Autor: Oliver Jensen
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