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Interview mit Michael Müller (MT Melsungen): “Manchmal kracht es zwischen Philipp und mir”

Melsunger Jubel nach dem Sieg gegen BerlinZoom
Melsunger Jubel nach dem Sieg gegen BerlinFoto: Eibner-Pressefoto
09.09.2013 - 17:12 Uhr

Im Sommer wechselte Rückraumspieler Michael Müller gemeinsam mit Zwillingsbruder Philipp Müller von der HSG Wetzlar zu MT Melsungen. Die gelungene Saisonvorbereitung und der Auftaktsieg gegen die Füchse Berlin machte die Nordhessen zum Geheimtipp dieser Saison. In den folgenden drei Spielen gab es jedoch zwei Niederlagen.

Im exklusiven Handball.de Interview spricht Michael Müller mit Handball.de Mitarbeiter Oliver Jensen über den wackeligen Saisonstart, über das Verhältnis zu seinem Zwillingsbruder und über die Playoff-Pläne der Handball Bundesliga. 

Handball.de: Herr Müller, erst der Sieg gegen die Füchse Berlin, dann die Niederlagen gegen TuS N-Lübbecke und den VfL Gummersbach, nun wieder ein klarer Sieg gegen Emsdetten. Was ist denn nun das wahre Gesicht Ihrer Mannschaft?
Michael Müller:
 “Eigentlich haben wir gehofft, dass es ähnlich gut weiterläuft wie in der Saisonvorbereitung und gegen Berlin. Das Spiel gegen Lübbecke war ein Totalausfall. Wir haben uns verunsichern lassen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass wir eine intakte und starke Mannschaft haben. Ich sehe jeden Tag im Training die große Qualität unseres Teams.”  

Handball.de: Ist die Mannschaft vielleicht noch nicht eingespielt?
Michael Müller:
 “Doch, das ist kein Problem. Ansonsten hätten wir in der Vorbereitung nicht so stark gegen Mannschaften wie Flensburg und die Rhein-Neckar Löwen aufgespielt. Auch im Training sieht das richtig gut aus.”  

Handball.de: Trainer Michael Roth sagte während der Vorbereitung, nach dem zehnten Tabellenplatz in der Vorsaison sei nun ein einstelliger Tabellenplatz Pflicht. Kann die Mannschaft mit dem Druck nicht umgehen?
Michael Müller: “Ich bin mit dem Trainer völlig einer Meinung. Mit diesem Kader kann es nicht das Ziel sein, erneut auf Platz zehn abzuschließen. Niemand sagt, dass wir gleich auf dem fünften Platz landen. Aber wir sollten unter den besten sieben oder acht Mannschaften stehen.” 

Handball.de: Im September stehen auch noch die Spitzenspiele gegen den HSV und den THW Kiel an. Kann es sein, dass Melsungen bei solchen Spielen motivierter ist als gegen schwächere Teams? 
Michael Müller: “Natürlich sind das besondere Spiele. Aber es darf nicht sein, dass man nur gegen die Topmannschaften voll motiviert in die Partie geht.” 

Handball.de: Aber der Sieg gegen Berlin dürfte Mut machen, auch gegen Hamburg und in Kiel bestehen zu können. 
Michael Müller: “Absolut. Man darf nicht vergessen, dass wir in der Vorbereitung auch gegen Flensburg gewonnen haben. Unsere Mannschaft hat Qualität. Wir müssen diese nur abrufen.” 

Michael MüllerZoom
Michael MüllerFoto: Eibner-Pressefoto

Handball.de: Sie sind erst im Sommer gemeinsam mit Ihrem Zwillingsbruder Philipp von Wetzlar nach Melsungen gewechselt. Inwiefern unterscheiden sich die Teams voneinander?
Michael Müller: “Die Ambitionen sind in dieser Saison sicherlich unterschiedlich. In Melsungen werden höhere Saisonziele geäußert. Der Druck ist größer. Aber ich bin Profisportler und habe damit kein Problem.” 

Handball.de: Waren Sie und Ihr Bruder sofort vom Angebot aus Melsungen überzeugt? Oder musst einer dem anderen gut zureden?
Michael Müller: “Nein, wir waren und sind vom Konzept dieses Vereins überzeugt. Aber natürlich hat jeder seine ganz eigene Entscheidung getroffen. Es ist nicht so, dass es uns nur im Doppelpack gab.” 

Handball.de: Gibt es bestimmte Eigenschaften, die Sie von Ihrem Bruder gerne hätten?
Michael Müller: “Er ist natürlich ein Kämpfer. Ich bin eher der ruhigere Typ. Ansonsten aber sind wir sehr ähnliche Typen.” 

Handball.de: Wenn zwei ähnliche Typen, die auch noch Zwillingsbrüder sind, jeden Tag zusammen sind, könnte es durchaus Spannungen geben. Wie ist das bei Ihnen?
Michael Müller: “Auch zwischen uns gibt es manchmal große Spannungen. Einige Mannschaftskameraden waren überrascht, dass es manchmal richtig kracht zwischen uns. Teilweise passiert es auch im Training, dass wir uns anschreien oder beschimpfen. Aber nach ein paar Minuten ist das vergessen.” 

Handball.de: Ihre Mutter, Ihre Tante, Ihre Schwester und Ihr Bruder spielen Handball oder haben zumindest gespielt. Ihre Freundin Kaja Schmäschke ist ebenfalls Handballspielerin. Können Sie vom Sport überhaupt noch abschalten? 
Michael Müller: “Handball ist in meinem Leben tatsächlich allgegenwärtig. Aber manchmal gelingt es mir schon, vom Sport abzuschalten. Das ist auch wichtig.” 

Handball.de: Zurück zur Bundesliga: In den vergangenen zehn Jahren wurde der THW Kiel achtmal Meister, Flensburg-Handewitt und der HSV je einmal. Glauben Sie, dass sich die Macht des Nordens demnächst brechen lässt? Vielleicht sogar irgendwann von einem Verein wie Melsungen?
Michael Müller: “Wir sind natürlich noch weit davon entfernt. Aber ich denke schon, dass das noch eine sehr spannende Saison wird. Die Rhein-Neckar Löwen zählen für mich zu den Top-Favoriten. Sie haben einen sehr starken Kader.” 

Handball.de: Momentan wird viel darüber diskutiert, ob die Meisterschaft demnächst in einem Playoff-Modus ausgetragen werden soll. Wie ist Ihre Meinung?
Michael Müller: “Ich bin kein Fan davon. Der Meister sollte sich den Titel über die gesamte Saison verdient haben. Man stelle sich einmal vor, der THW Kiel landet wie 2011/2012 mit 0 Minuspunkten auf dem ersten Tabellenplatz, hat im Finalspiel ein Blackout und wird deshalb nicht Meister. Ein Playoff-Modus würde die gesamte Liga verzehren.” 

Handball.de: Weiter vorangeschritten ist die Planung des neuen DHB-Pokalmodus mit 64 Mannschaften, bei dem die 1. Runde in 16 Turnieren mit jeweils vier Mannschaften ausgespielt werden soll. Weil eine Runde wegfällt, soll das für die Spieler eine Entlastung sein. 
 Michael Müller: “Ich bin gespannt, wie das ablaufen soll. Die Entlastung ist jedenfalls kein Argument. Ein Spiel mehr oder weniger - das ist nicht entscheidend. Der Spielplan muss allgemein entzerrt werden. Auch der aktuelle Plan ist sehr unglücklich. Nach sechs Wochen Vorbereitung haben wir nun gleich drei englische Wochen. Man hockt soviel aufeinander, dass man sich mannschaftsintern auf den Zeiger geht. Zumal wir alle platt von der Vorbereitung sind.” 

Autor: Oliver Jensen
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