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Ich bin wieder da - Die Handball-Comebacks von Aaron Ziercke und Thomas Knorr

Aaron Ziercke im Spiel gegen den TSV GWD Minden III am vergangenen WochenendeZoom
Aaron Ziercke im Spiel gegen den TSV GWD Minden III am vergangenen WochenendeFoto: Chiara Lefenau
13.02.2014 - 09:23 Uhr

Handball zählt für viele Menschen zu den schönsten Dingen der Welt. Umso schwieriger fällt es, von dem rasanten und spannenden Sport Abstand zu gewinnen. Mit Thomas Knorr und Aaron Ziercke gaben zwei Handball-Größen in den letzten Monaten ihr Comeback - und das mit über 40 Jahren. 

Früher trug Aaron Ziercke das Trikot der großen Vereine. Der Rückraumspieler lief unter anderem für den THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt und den VfL Gummersbach auf. 2004 beendete der 24-malige deutsche Nationalspieler seine aktive Laufbahn - zumindest vorerst. Denn seit Januar diesen Jahres ist der mittlerweile 42-Jährige wieder zurück auf der Platte. Nicht in der Bundesliga, sondern in der Bezirksliga beim HCE Bad Oeynhausen. “Das ist praktisch durch ein Zufall entstanden”, erzählt der Ex-Profi im Gespräch mit HANDBALL.DE. Sein früherer Mitspieler Jochen Borcherding, der momentan den Bezirksligisten trainiert, erzählte Ziercke bei einem Treffen von der akuten Personalnot. Mehr im Spaß bot Ziercke an, er könne gerne ein paar Spiele aushelfen. “Ich hatte das längst schon wieder vergessen, als am nächsten Tag das Telefon klingelte und Jochen auf mein Angebot zurückkam”, führt Ziercke lachend fort. Natürlich hätte er absagen können. “Aber irgendwie hat es dann doch in meinen Fingern gejuckt.” 

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Aaron Ziercke im Spiel gegen den TSV GWD Minden III am vergangenen WochenendeFoto: Chiara Lefenau

Hauptamtlich trainiert Aaron Ziercke die zweite Mannschaft von Bundesligist GWD Minden. Gelegentlich mischt er selber beim Training mit, außerdem nimmt er regelmäßig an Altherren-Spielen teil. “Er ist immer noch sehr fit”, sagt Wolfgang Vette, der Sportliche Leiter von Bad Oeynhausen. Gleich bei seinem ersten Einsatz hielt er 40 Minuten durch. Seine wichtigste Aufgabe ist es, mit seiner Routine und Erfahrung auf die Mitspieler abzufärben. Schließlich streben die Nordrhein-Westfalen den Aufstieg an. Mit dem spielerischen Niveau, auf dem sich Ziercke früher bewegte, hat das trotzdem nicht viel gemeinsam. “Es ist alles ein bisschen langsamer, alles ein bisschen gemütlicher, auch technisch ist das eine ganz andere Welt”, erzählt er. “Trotzdem sind die Jungs sehr ehrgeizig und wollen die Spiele gewinnen.” Auch Ziercke selbst nimmt seine Aufgabe im Amateur-Handball ernst. Zweimal wöchentlich wird trainiert, meist ist der Ex-Profi mit dabei. Außer die Zeiten kollidieren mit seinen Verpflichtungen bei GWD Minden II. Geld bekommt er für seine Einsätze nicht. Es handelt sich schließlich um einen Freundschaftsdienst. “Bis zum Saisonende habe ich zugesagt. Dann habe ich meinem Wort genüge getan”, sagt er lächelnd. 

Thomas Knorr: Man soll niemals nie sagen

Thomas Knorr vorm Spiel in HamburgZoom
Thomas Knorr vorm Spiel in HamburgFoto: Eibner-Pressefoto

Auch in der Bundesliga hat es zuletzt ein Comeback gegeben. Der SC Magdeburg verpflichtete Anfang November den 42-Jährigen Thomas Knorr, um die vielen Verletzungsausfälle zu kompensieren. Der Kreisläufer und Rückraumspieler blickt auf 83 Länderspiele zurück, war unter anderem für den THW Kiel, die SG Flensburg-Handewitt und den HSV aktiv. Auch wenn das lange zurückliegt: Aus der Übung war Knorr nicht. Zuletzt spielte er für den Preetzer SV in der Oberliga. Ausgerechnet beim Auswärtsspiel gegen den Ex-Arbeitgeber HSV gab er sein Erstliga-Comeback. Wenige Minuten vor Spielende wurde “Knorre” eingewechselt, erzielte unter einem großen Jubel der Hamburger Fans sogar ein Tor. “Es hat Spaß gemacht. In der Oberliga habe ich noch 60 Minuten durchgespielt. In der Bundesliga reicht es zumindest noch für ein paar Minuten”, sagte er nach Spielende. 

Er weiß, dass er nicht mehr die Schnelligkeit und Kondition früherer Jahre hat. “Aber der Vorteil in unserem Sport ist, dass man ständig hin- und herwechseln kann. Im Fußball wäre so ein Comeback sicherlich nicht möglich.” Gelohnt hat sich seine Rückkehr jedenfalls. Am 19. November absolvierte der gebürtige Lübecker sein 500. Bundesligaspiel. Erst sechs Akteure kamen vor ihm zu dieser Ehre. Ebenfalls erfreulich war, dass ihn seine zehnjährige Tochter noch einmal in den großen Bundesliga-Hallen spielen sehen konnte. Ob es noch weitere Einsätze geben wird, hängt von der Personalsituation in Magdeburg ab. Sein Vertrag läuft bis zum Saisonende. Dann soll endgültig Schluss sein. Oder vielleicht doch nicht? Eine Aussage gegenüber der Sportschau macht jedenfalls Hoffnung: “Ich will nicht ganz nie sagen, und wenn ich doch mal irgendwann gebraucht werde, kann ich mir das überlegen. Fit halte ich mich so oder so." 

Autor: Oliver Jensen
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